„Ich habe Eishockey im Blut“

Pioneers-Angreifer Steven Owre wird mit der Ron-Kennedy-Trophy als MVP der Liga ausgezeichnet.
Feldkirch Der Blick auf die Zahlen bestätigt. Die Wahl von Steven Owre zum wertvollsten Spieler der Ice Hockey League (Most Valuable Player – MVP) kam nicht überraschend. Der Stürmer der Bemer Pioneers Vorarlberg war im Grunddurchgang der beste Torschütze (31 Tore) und der beste Scorer (62 Punkte) der Liga. Doch Owre ist nicht nur als Scorer wertvoll für das Team von Trainer Dylan Stanley. Der 27-jährige US-amerikanisch-Kanadische Doppelstaatsbürger ist ebenso ein harter Arbeiter im eigenen Drittel und hat stets den besser postierten Mitspieler im Blick. Vor allem ist Owre mit dem Stock ein Künstler, der dem Puck mit einer unscheinbaren Bewegung die entscheidende Richtungsänderung geben kann.

Für Owre ist die Ron-Kennedy-Trophy, wie die MVP-Auszeichnung seit 2010 heißt, die erste individuelle Auszeichnung im professionellen Eishockey. „Es ist eine große Ehre für mich, die ohne meine Teamkollegen unmöglich gewesen wäre. Ich bin sehr glücklich darüber. Im College habe ich mal eine Auszeichnung bekommen, der erste Profiaward ehrt mich sehr“, sagt Owre. Der Rechtsschütze ist der erste Spieler einer Vorarlberger Mannschaft, der die MVP-Auszeichnung erfährt. Viermal ging die Trophäe, die zum 16, Mal vergeben wird, bislang nach Wie und dreimal Land, in dem nach Salzburg. ÖEHV-Teamspieler Peter Schneider wurde als einziger Spieler bislang doppelt ausgezeichnet (2019, 2022).
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Der weite Weg
Owre ist in Edmonton geboren, aufgewachsen ist der heute 27-Jährige allerdings in Kalifornien. Trotz der zahlreichen Verlockungen im „Golden State“ blieb Owre der Leidenschaft aus seiner alten Heimat Eishockey stets treu. „Meine Familie sind alles Kanadier. Wir hatten Eishockey in unserem Blut, jeder in der Familie hat Eishockey gespielt. Meine Eltern haben mich schon sehr früh auf Schlittschuhe gestellt und ich habe mich in den Sport verliebt“, erinnert sich der Pioneers-Angreifer.

Den Großteil seiner Kindheit verbrachte Owre in Rocklin einer 70.000-Einwohner-Vorstadt von Sacramento. San Francisco war knapp zwei Autostunden entfernt. Mit 14 spielte er ein Jahr in Los Angeles, anschließend ging es für ein Jahr in die Millionenstadt Chicago. Einen Kulturschock erlebte der Kalifornier bei seiner Ankunft in Feldkirch dennoch nicht. „Es ist mein drittes Jahr in Europa, jedes Land, in dem ich bisher gespielt habe, ist ein bisschen anders. Die Kultur und die Menschen in Feldkirch unterscheiden sich natürlich von Kalifornien, aber ich habe es bisher sehr genossen, hier zu sein. Auch das Essen schmeckt mir gut“, sagt Owre und lacht.
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„Spaß“ ist noch nicht zu Ende
Der Angreifer war einer der Wunschspieler von Trainer Dylan Stanley. Der Coach hat den Weg vom Center schon seit dessen Jugendzeit verfolgt. 2021 wechselte Owre aus der ECHL nach Europa und spielte eine Saison für Cergy-Pontoise (in der Nähe von Paris) in der französischen Liga, anschließend heuerte der Nordamerikaner bei den Belfast Giants an. Mit dem nordirischen Klub wurde Owre britischer Meister, im Finale erzielte er beim 4:1-Erfolg gegen Cardiff einen Treffer. Trotzdem fand der Stürmer die Anfrage der Pioneers reizvoll, Stanley konnte ihn von einem Engagement in Feldkirch überzeugen. „Meine Erwartungen waren groß. Ich hatte eine gute Saison in England. Die Anforderungen an das Team waren andere als in Belfast, wir hatten von Anfang an das Play-off im Blick. Ich wollte mich weiter verbessern und den Menschen beweisen, dass ich auf einem hohen Niveau spielen kann. Ich glaube, das ist mir in dieser Saison gelungen“, übt sich der 27-Jährige im Understatement. Die Spielweise in Österreich sei seiner Art Eishockey zu spielen durchaus entgegengekommen. Während in Nordamerika und England sehr physisch gespielt wird, stünden in Österreich häufig die technischen Fähigkeiten der Spieler im Mittelpunkt. „Es hilft mir, wenn Schnelligkeit und Technik eine größere Rolle spielen. Das Jahr hat bisher einfach Spaß gemacht“, sagt Owre.
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Doch zu Ende ist dieser „Spaß“ noch nicht so schnell. Denn die Pioneers haben am Sonntag mit einem 6:3-Erfolg in Innsbruck eindrucksvoll ihre Ambition gezeigt, länger in den Play-offs der Ice-Liga mitzumischen. „Wir haben keinen Druck mehr, wir haben unser Ziel bereits erreicht. Und das kann für die anderen zu einer gefährlichen Situation werden“, ist sich Owre sicher, „wir sind hungrig auf mehr. Mal schauen, wie weit es noch geht.“
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Mit seinen Leistungen hat der Nordamerikaner bei zahlreichen Vereinen Eindruck hinterlassen, ein Wechsel zu einem deutlich größeren Klub käme im kommenden Sommer nicht überraschend, eine Entscheidung über die Zukunft ist aber noch nicht gefallen: „Das weiß ich noch nicht. Mein Fokus liegt auf den Play-offs. Wir wollen hier noch viel Spaß haben.“