Mein EM-Blog: Die vielen Gesichter von Berlin

23.06.2024 • 21:24 Uhr
Mein EM-Blog: Die vielen Gesichter von Berlin

In dieser Stadt steckt so viel der jüngsten europäischen Geschichte. Gefühltermaßen ist Gegenwart und Vergangenheit in jedem einzelnen Stein spürbar. Nirgendwo deutlicher strömt diese Wahrnehmung zutage, als bei einem Besuch des Sportforums Hohenschönhausen. Hier war die Kaderschmiede des DDR-Sports, der jahrzehntelang mit Doping in Zusammenhang gebracht wurde.
Noch heute ist es das zweitgrößte Sportzentrum in der Millionenstadt Berlin. Noch heute ist der Komplex mit 35 Sportstätten mit der größte Olympiastützpunkt in Deutschland.

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Allein das Sportforum, erbaut 1954, ist in die Jahre gekommen. Denn der Putz ist längst abgebröckelt, der sportliche Glanz verschwunden. Und doch strahlt das rund 50 Hektar große Areal eine gewisse Anziehungskraft aus. Es macht neugierig.

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Der Plan vom Sportforum. VN

Dafür sorgt allein schon der markante Bau der Dynamo-Sporthalle. Ein absoluter Hingucker auf der Zufahrt zum Gelände. Eingeweiht 1958, war sie die Heimat vieler Veranstaltungen in zahlreichen Sportarten wie Leichtathletik, Handball, Boxen, Judo, Basketball oder Turnen. Heute steht die Halle, die bis zu 4000 Zuschauern Platz bietet, unter Denkmalschutz. Inzwischen gibt es sehr konkrete Pläne für eine komplette Neugestaltung des Sportforums. Die gesamte Anlage soll der Öffentlichkeit und somit dem Breitensport zugänglicher gemacht werden. Damit soll auch der „Geruch einer längst vergangenen Zeit“ verschwinden. Denn noch hindert eine Schrankenanlage die Zufahrt zum Gelände. Eine solche wird gewährt mit der klaren Aufforderung: „Langsam fahren!“

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Blick in das Vereinshaus der BFC-Fans. VN

Hier der legendäre Wellblechpalast, in dem einst die Eisbären spielten und jetzt der Eishockey-Nachwuchs trainiert. Auch die Handballer der Füchse nutzen die Hallen im Sportforum für ihre jungen Spieler:innen.

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Der Pressekonferenzraum in der BFC-Geschäftsstelle . . .

Auf dem Weg zur Geschäftsstelle des Hauptnutzers BFC Dynamo sind bereits Arbeiten für Neubauten zu sehen, doch rund um das Fußballstadion ist die Zeit stillgestanden. Kaum zu glauben, dass hier einst 20.000 Fans zum Spiel gegen Liverpool pilgerten. Im Presseraum hängt noch eine Schultafel an der Wand, auf den Stufen im Stadion wuchert das Gras. Ein Multifunktionsstadion ist geplant, denn bei einem Aufstieg müsste man in den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ausweichen. Denn infrastrukturell gibt es für das eigene Stadion keine Lizenz für Liga 3.

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. . . mit einer Schultafel an der gegenüberliegenden Wand. VN
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Blick in die Geschäftsstelle. VN

Den völligen Kontrast des Tages bietet mir nur Stunden danach der Potsdamer Platz. Nur gerade eine halbe Stunde Fahrzeit über den Prenzlauer Berg und den Alexanderplatz hinweg entfernt. Nicht einmal neun Kilometer vom Sportforum weg erstrecken sich gläserne Wolkenkratzer gen Himmel und das pulsierende Leben ist spürbar. Es ist dieser Gegensatz, der Berlin für alle Besucher so besonders macht.

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Der Potsdamer Platz . . .
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. . . bietet eine ganz besondere Atmosphäre. ap