“Wenn du kommst, geht die Sonne auf”

Sonja Kaiser (54) brennt für ihren Beruf. Die gebürtige Tirolerin arbeitet seit 25 Jahren als Hauskrankenschwester in Lauterach. Es freut sie, dass sie als solche Gutes tun kann.
Lauterach Der Kindheitstraum von Sonja Kaiser (54) erfüllte sich. „Seit ich denken kann, wollte ich Krankenschwester werden, weil ich anderen gern helfe.“ Für die kleine Sonja war es ein Highlight, wenn sie betagten Menschen die Tasche tragen konnte. Ihre Karriere begann als Stockmädchen im Sanatorium der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck. „Ich machte den Patienten Frühstück und reinigte ihre Zimmer.“ Der Job gefiel ihr. „Ich ging gern in die Krankenzimmer. Die Patienten mochten mich und ich sie.“
Mit 17 Jahren machte die gebürtige Tirolerin eine Ausbildung zur Pflegehelferin. Danach stand sie vor der Entscheidung: Soll ich gleich arbeiten gehen oder weiter lernen und mich noch zur Krankenschwester ausbilden lassen. Ihr Freund half ihr, die richtige Entscheidung zu treffen. „Er riet mir, weiterzulernen.“ Sonja folgte seinem Rat und absolvierte die Krankenpflegeschule in Innsbruck. „Die Ausbildung gefiel mir, wir hatten gute Lehrer. Auch die Praktika in der Klinik taugten mir. Die Arbeit auf den verschiedenen Stationen war sehr abwechslungsreich.“

Und noch etwas fand die angehende Krankenschwester schön. „Sobald ich die Arbeitskleidung überstreifte, war ich in der Rolle der Krankenschwester. In dieser Rolle kann man so viel Gutes tun.“ Genau deswegen findet sie, dass sie den schönsten Beruf der Welt hat.
Nach der Schule begann die diplomierte Krankenschwester in der Notfallaufnahme der Innsbrucker Klinik zu arbeiten. „Zu uns kamen nur Notfälle. Da muss man schnell reagieren, auf die entscheidenden Symptome. Es war sehr aufregend.“ Eineinhalb Jahre übte sie diesen Adrenalin-Job aus. Dann zog sie der Liebe wegen nach Bregenz.

Im Krankenhaus in Bregenz bekam sie eine Anstellung. „Ich arbeitete auf der chirurgischen und allgemeinen Ambulanz. Hier hatte ich es mit den verschiedensten Patienten und Krankheiten zu tun.“ 1994 wurde Sonja zum ersten Mal Mutter. Zwei Jahre später kam das zweite Kind. „Ich blieb in der Karenzzeit daheim. Dann wollte ich aber wieder arbeiten, zumindest stundenweise.“ Die zweifache Mutter bewarb sich 1999 erfolgreich beim Krankenpflegeverein Lauterach. „Das war das Beste und Schönste, was mir passieren konnte“, sagt sie nach 25-jähriger Tätigkeit beim Verein.

Als Hauskrankenschwester begleitet sie alte und kranke Menschen manchmal über Monate und Jahre und einige auch bis zum Tod. „Die Dankbarkeit und das Vertrauen, das man von den Patienten erfährt, sind überwältigend“, schwärmt Sonja. Und: „Man erlebt so viel Schönes, dadurch kann man auch das Traurige bewältigen.“ Die meisten Patienten freuen sich, wenn Sonja ins Haus kommt – sei es wegen der Körperpflege, wegen der Medikamente oder der Wundversorgung und dem Verbandswechsel. Manchmal wird die Hauskrankenschwester überschwänglich begrüßt. Sie hört dann Sätze wie diese: „Die Sonne geht auf, wenn du kommst, oder jetzt kommt unser Engel“.

Sonja brennt für ihren Beruf. „Wenn ich jemanden etwas Gutes tun kann, dann geht es auch mir gut.“ Im Jahr 2008 wurde sie zur Leiterin des Pflegedienstes bestellt. Die Tirolerin übernahm bereitwillig die Verantwortung für das Team. Dieses bereitet ihr große Freude. „Ich bin dankbar, dass alle so wie ich mit dem Herzen dabei sind.“ Sonja ist stolz auf ihre elfköpfige Crew und darauf, dass unter ihrer Ägide die Zusammenarbeit mit den Hausärzten ausgebaut werden konnte. Als Pflegedienstleiterin macht Sonja aber nach wie vor Hausbesuche. „Ich bin keine Büroschwester. Mich zieht es an die Basis, ich muss zu meinen Patienten.“

Sonja Kaiser
geboren 31. Dezember 1969 in Innsbruck
Wohnort Lauterach
Familie in Partnerschaft, zwei erwachsene Kinder
Hobbys Wandern, Radfahren, Schwimmen, Klettern