“Ich hätte nie gedacht, dass ich mich noch einmal verliebe”

21.08.2024 • 15:24 Uhr
geschichte mit inge gengenbach
Inge genießt ihren schönen Garten. Roland Paulitsch

Das Leben war für Inge Gengenbach (77) ein Auf und Ab. Heute schaut die frisch verliebte Frau mit Freude in die Zukunft.

Bludesch Inge Gengenbach (77) ist stolz auf sich. „Ich war stark genug, um zwei Kinder allein großzuziehen.“ Um sich und ihren Nachwuchs durchzubringen, musste sie aber hart arbeiten. Bereits mit 14 Jahren trat sie ins Erwerbsleben ein. Inge begann in einer Strickerei in Bludenz zu arbeiten. „Papa ließ mich und meine fünf Schwestern nichts lernen. Er meinte, dass wir eh heiraten würden.“

Inge verliebte sich in den Sohn ihres Arbeitgebers. „Mit 20 habe ich Gerhard geheiratet und das erste Kind bekommen. Ein Jahr später kam das Zweite.“ 1971 wanderte die Familie nach Sydney (Australien) aus, Inges Ehemann hatte dort beruflich zu tun. Knapp zwei Jahre verbrachte die gebürtige Thüringerin mit ihrer Familie in Sydney. Die Stadt und das Land gefielen ihr. Aber in der Ehe kriselte es. „Als ich draufkam, dass Gerhard eine Freundin hat, war ich am Boden zerstört. Ich verließ ihn und flog mit den Kindern zurück nach Österreich.“

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Alleinerzieherin Inge mit ihren Kindern Christine und Thomas.

Die drei kamen bei Inges Eltern unter. Bei der Firma Huber fand die zweifache Mutter eine Anstellung. „Ich habe in der Näherei Akkord gearbeitet.“ Außerdem war sie als Reinigungskraft bei der Post tätig. Daraus entwickelte sich später eine Anstellung. „Ich arbeitete viele Jahre am Schalter.“ Die Alleinerzieherin unterstützte auch ihre Mutter beim Zeitungsaustragen. „Ich weiß gar nicht, wie ich damals alles unter einen Hut gebracht habe.“ Als Babysitter hatte Inge ihre Mutter, ihre Schwiegermutter und ihren Neffen. Ohne sie hätte Inge nicht so viel arbeiten können.

Das Geld war bei den Gengenbachs immer knapp. Fleisch kam nur selten auf den Tisch. Dafür gab es oft einfache Kartoffelgerichte. Auch bei der Kleidung musste Inge improvisieren. „Die Kleidung für die Kinder habe ich genäht. Ich selbst trug das Gewand meiner Schwestern weiter.“

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Inge mit ihrem Ehemann Günter. Er starb im Jahr 2013.

1992 lernte sie auf einem Oldie-Ball Günter kennen. 1995 läuteten die Hochzeitsglocken. Mit ihm traf sie ins Schwarze. „Für mich war Günter mehr als ein Lottosechser.“ Mit ihm verstand sie sich ausgezeichnet. „Wir haben uns gegenseitig verwöhnt, gemeinsam Sport gemacht und sind miteinander auf Reisen gegangen.“ Zusammen bauten sie auch ein Haus in Bludesch. Günter war es auch, der ihr 1996 zur Seite stand, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. „Ich bangte um mein Leben. Zum Glück ging alles gut aus.“ Inge wurde wieder gesund.

Im Jahr 2013 aber, nach mehr als 20 gemeinsamen Jahren, starb ihr über alles geliebter Mann ganz plötzlich. „Günter hatte zu Hause einen Herzinfarkt. Der Notarzt versuchte ihn noch zu reanimieren. Aber es gelang ihm nicht, ihn ins Leben zurückzuholen.“ Sein Tod war für Inge eine Katastrophe. Drei Jahre trauerte sie schwer um ihn.

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Inge mit ihrem Schwiegersohn Peter und ihren Enkeln Christian und Alexander.

Nach seinem Tod lebte Inge viele Jahre allein. Aber dann, vor ein paar Monaten, lernte sie Horst kennen. „Ich habe für ihn Bäume geschnitten. Amor schlug gleich zu. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich noch einmal verliebe.“ Die 77-Jährige lächelt. Es ist ein seliges Lächeln.