Zwischen Intimität und Widerstand

11.09.2024 • 13:37 Uhr
Cansu Yıldıran
Am 12. September wird die Ausstellung „Shelter“ der Fotografin Cansu Yıldıran in Bludenz eröffnet. Cansu Yıldıran

Ausstellung von Cansu Yıldıran mit dem Titel „Shelter“ im Kunstraum Remise.

Bludenz Am 12. September wird im Kunstraum Remise in Bludenz die Ausstellung „Shelter“ von Cansu Yıldıran eröffnet. Die türkische Fotografin präsentiert eine Sammlung, die einen Blick auf die LGBTQ+-Community in Istanbul wirft. Die Ausstellung, die bis zum 31. Oktober 2024 zu sehen ist, reflektiert Themen wie Identität, Widerstand und die Suche nach Zugehörigkeit in einer konservativen Gesellschaft.

Cansu Yıldıran
Die Fotografien in „Shelter“ spielen mit Nähe und Distanz, die Fotografin ist ihren Porträtierten emotional nahe. Cansu Yıldıran

Yıldırans Arbeiten wirken oft wie visuelle Tagebücher. In „Shelter“ begleitet sie die queere Community in Istanbul, einer Stadt, die zu einem Zufluchtsort für LGBTQ+-Personen aus der Türkei und dem Nahen Osten geworden ist. Yıldıran merkte früh, dass sie nicht in das heteronormative Bild der Gesellschaft passte. In der queeren Community fand sie einen Raum zur Selbstverwirklichung. Dieser persönliche Weg spiegelt sich in ihren Fotografien wider, die sowohl die äußere Realität als auch die inneren Kämpfe und Hoffnungen der Porträtierten einfangen.

Cansu Yıldıran
Die Ausstellung ist bis zum 31. Oktober 2024 zu sehen. Cansu Yıldıran

Die Fotografien in „Shelter“ spielen mit Nähe und Distanz. Yıldıran ist ihren Porträtierten körperlich und emotional nahe. Sie zeigt Menschen in alltäglichen Momenten und performativen Posen, die Würde und Schönheit ausstrahlen. Besonders die Schwarz-Weiß-Fotografien der Serie fügen eine düstere Symbolik hinzu. Ein Bild zeigt einen jungen Mann, der auf einer Klippe liegt und dessen Körper die Form der Klippe widerspiegelt.

Cansu Yıldıran

Solche Kompositionen verdeutlichen den Wunsch, gesehen zu werden – aber in der eigenen Gemeinschaft und zu den eigenen Bedingungen. Eine besondere Qualität ihrer Fotografien ist ihre Zeitlosigkeit. Die Bilder lassen sich kaum einer bestimmten Epoche oder einem bestimmten Ort zuordnen. Durch den bewussten Verzicht auf geografische und zeitliche Markierungen erscheinen die Porträtierten als individuelle Persönlichkeiten, frei von Stereotypen und Erwartungen.

Cansu Yıldıran
Cansu Yıldıran

Die 1996 in Istanbul geborene Cansu Yıldıran hat sich international einen Namen gemacht. 2018 wurde sie für die World Press Photo Joop Swart Masterclass ausgewählt, 2021 erhielt sie den All Out Photo Award in der Kategorie „Resistance“. Ihre Arbeiten wurden weltweit ausgestellt, unter anderem beim Arles Photography Festival und im Pera Museum. 2024 erhielt sie den FOAM Fotografiemuseum Amsterdam Talent Award.

Cansu Yıldıran

„Shelter“ bietet nicht nur Einblicke in das Leben der queeren Community Istanbuls, sondern ist auch eine Hommage an die Stärke dieser Menschen. Die Besucher sind eingeladen, sich mit den Themen Identität, Zugehörigkeit und gesellschaftlicher Wandel auseinanderzusetzen.