Zuwanderung in Vorarlberg dringend nötig

26.10.2024 • 07:30 Uhr
Österreichischer Integrationsfonds Reportage von den Wertekursen im ÖIF
Österreichischer Integrationsfonds Reportage von den Wertekursen im ÖIF

Aktuelle Zahlen des ÖIF zeigen: Mehr Österreicher ziehen weg, dafür kommen mehr Menschen aus dem Ausland nach Vorarlberg.

Schwarzach Immer mehr Deutsche leben in Vorarlberg. Allein in den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl um rund 2000 Personen gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Bericht zu Migration und Integration des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) hervor. Für Integrationsexpertin Eva Grabherr von okay.zusammenleben ist das keine Überraschung. “Das dürfte mit dem Arbeitsmarkt zusammenhängen.” Ein Blick auf das Wanderungssaldo zeigt: Während mehr Österreicher das Land verlassen, als nach Vorarlberg ziehen, ist es bei Menschen anderer Staatsangehörigkeit oft umgekehrt. “Sollte die Zuwanderung irgendwann abnehmen, hätte unsere Wirtschaft ein Problem”, betont Grabherr.

Zuwanderung in Vorarlberg dringend nötig
Eva Grabherr betont, wie wichtig für die Wirtschaft Zuwanderung ist. VN/Steurer

Anfang des Jahres lebten laut ÖIF-Bericht rund 95.300 Personen mit ausländischem Geburtsort in Vorarlberg. Das ist fast jeder vierte Einwohner des Landes. Laut okay.zusammenleben haben in Vorarlberg knapp mehr als 40 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund – also zumindest ein Elternteil mit ausländischer Staatsbürgerschaft.

Zuwanderung in Vorarlberg dringend nötig

Die Menschen sind auch mobiler geworden. Im Jahr 2018 sind noch 6840 Menschen nach Vorarlberg gezogen, im Vorjahr waren es 7968. Umgekehrt sind im Vorjahr 6309 Personen weggezogen. Im Jahr 2018 waren es 5552 Personen. Für das Jahr 2023 bedeutet das: Es sind 1700 Menschen mehr ins Land gekommen, als es verlassen haben. Der positive Wanderungssaldo ist Ausländern zu verdanken. Denn wenn man es nur unter österreichischen Staatsbürgern betrachtet, beträgt der Wanderungssaldo -730. Bei Nichtösterreichern beträgt das Plus rund 2400.

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In der Wirtschaft ist man sich bewusst, wie wichtig diese Arbeitsmigration ist. Der künftige Wirtschaftskammer-Generalsekretär Wolfgang Hattmannsdorfer sprach kürzlich sogar davon, dass es die dringlichste Aufgabe einer zukünftigen Bundesregierung sei, die demografische Lücke am Arbeitsmarkt zu schließen. Dafür brauche es auch einen Pragmatismus bei der Integration von Flüchtlingen. Hattmannsdorfer war bis vergangene Woche als Oberösterreichischer Landesrat unter anderem für Integrationsagenden zuständig.

Die renommierte Migrationsforscherin Gudrun Biffl widmet sich diesem Thema ebenfalls ausführlich. Sie erläuterte kürzlich, dass in Österreich eher von einem reinen Fachkräftemangel ausgegangen werden kann, während in Deutschland allgemein ein Arbeitskräftemangel erwartet wird. Um den Mangel zu beheben, kann man sich laut Biffl nicht nur auf Migration innerhalb der EU verlassen. Erstens, weil sich EU-Bürger häufig nicht langfristig irgendwo niederlassen. Und zweitens, weil das Mobilitätspotenzial innerhalb der EU mittel- und langfristig sinke. Eine nachhaltigere Auswirkung auf das Arbeitskräfteangebot hätten deshalb Abkommen mit Drittstaaten.

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Auch die Geburtenrate der verschiedenen Bevölkerungsgruppen bewegt sich weiterhin im erwartbaren Trend. Insgesamt nimmt die Zahl der Geburten ab. 2018 haben Frauen, die in Österreich geboren wurden, in Vorarlberg im Durchschnitt 1,57 Kinder auf die Welt gebracht, im Vorjahr waren es 1,41 Kinder. Bei Frauen, die im Ausland geboren sind, nahm die Zahl von 2,14 auf 1,87 Geburten ab. Besonders hoch ist die Geburtenrate bei Frauen aus Afghanistan, Syrien und Irak – da beträgt sie 3,13 pro Frau. Für Grabherr steht fest: “Man sieht einerseits, dass die Geburtenrate in Vorarlberg generell ein wenig höher ist als im österreichischen Schnitt. Und man sieht, dass die Raten bei Frauen aus der Türkei und den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens heruntergehen und sich den Daten der Österreicherinnen anpassen. Das ist europaweit zu beobachten.”

Der Integrationsfonds fasst in seiner Broschüre regelmäßig aktuelle statistische Zahlen zum Thema zusammen. Seit Kurzem gibt es auch eine Bundesländerauswertung zu Vorarlberg.