Wirtschaft in der Krise: So wirkt sie sich auf Vorarlberg aus

Ökonomen der Bank Austria rechnen mit Verlängerung der aktuellen Wirtschaftslage und damit mit einem weiterem Rückgang der Wirtschaft – auch in Vorarlberg.
Schwarzach, Wien Die Ökonomen der großen Wirtschaftsinstitute sind mit ihren Prognosen vorsichtiger geworden. Mit gutem Grund: Der sehnlichst erwartete Aufschwung lässt weiterhin auf sich warten. Statt einem leichten Anstieg der Wirtschaftsleistung in der zweiten Jahreshälfte, rechnen sie jetzt mit einer Prolongierung der Krise. Das tut auch die Uni Credit Bank Austria. Und die Ökonomen und Mangager müssen es wissen –die Bank Austria ist die Bank mit den meisten Kunden in der Industrie – auch in Vorarlberg.
Auch heuer Rückgang
Dieter Hengl, Vorstand des Bereichs Corporates der UniCredit Bank Austria, ist inzwischen vorsichtig, was Prognosen angeht. Denn eigentlich haben die Ökonomen für das vierte Quartal mit einer leichten Aufhellung gerechnet. Doch die Realität zeigt, dass Österreich weiterhin mit einem Rückgang der industriellen Leistung kämpft und inzwischen auf die hinteren Plätze im EU-Vergleich zurückgefallen ist. Für Vorarlberg heißt das laut den Bank Austria-Ökonomen, dass dass die Vorarlberger Wirtschaftsleistung nach einem Rückgang im Vorjahr von voraussichtlich über zwei Prozent heuer die Wirtschaft im Land mit minus 0,5 Prozent erneut schrumpfen wird.

Wie im Vorjahr belasten auch 2024 die schwache Industrie- und Baukonjunktur die wirtschaftliche Entwicklung, erklärt Hengl. Differenziert nach Branchen verzeichneten im ersten Halbjahr dieses Jahres die Metall- und Kunststoffindustrie bzw. der Hochbau mit dem schwachen Wohnungsbau den größten Produktionsrückgang.
Weniger Exporte
Aufgrund der schwachen globalen Konjunktur besonders beim wichtigsten Handelspartner Deutschland erwarte die Unicredit Bank Austria einen Rückgang der Warenexporte aus Vorarlberg im Gesamtjahr 2024 auf unter 13 Milliarden Euro nach 13,2 Milliarden im Vorjahr. Im Dienstleistungsbereich sind die Bereiche Verkehr und Logistik von der schwachen Industriekonjunktur und der Handel von der weiterhin schlechten Konsumentenstimmung negativ betroffen. Immerhin: Lichtblick bleibe der Tourismus mit einem erwarteten Anstieg der Übernachtungen im Gesamtjahr 2024 auf einen neuen Rekordwert von 9,4 Millionen, weist der Landesdirektor der Großbank, Claus Jeschko auch auf Erfolge hin.

Das schlägt sich auch, wie man in den monatlichen Berichten des AMS mitverfolgen kann, auf dem Arbeitsmarkt nieder. Die anhaltende Schwäche in erster Linie in der Industrie, Bauwirtschaft und im Handel dürfte heuer zu einem relativ kräftigen Anstieg der durchschnittlichen Arbeitslosenquote auf 5,6 Prozent führen nach 5,2 Prozent im Vorjahr.
Herausforderung Lieferkette
Die Lage mache den Firmen weiterhin zu schaffen, sie müssten jetzt das Steuer selbst in die Hand nehmen. Von seiner Bank, so Hengl im Gespräch mit den VN, gebe es dafür die notwendige Unterstützung, denn nicht nur der Rückgang sei derzeit eine Herausforderung, sondern auch beispielsweise die Lieferkette. Dabei stehe die Bank Austria mit Knowhow den Kunden zur Verfügung, auch den KMU, die man mit Finanzierungen unterstützen wolle. Seine Bank habe eine hohe Expertise und das notwendige Netzwerk im Außenhandel, der Export sei auch für kleine Firmen ein wesentlicher Exportfaktor.
Ziel sei es natürlich auch, dass wieder investiert werde, gerade im Wohnbau gebe es eine Reihe von Projekten, die zurückgestellt wurden. Die Berater der Bank gehen beim Risiko- und Chancenmanagement proaktiv auf ihre Kunden zu, denn auch geopolitische Pulverfässer seien eine Bedrohung für den sehnlich erwarteten Aufschwung, so Jeschko, der auch auf die Digitalisierung bei der Kreditvergabe hinweist, die eine Entscheidung innert ein bis zwei Tagen ermögliche.