Eineinhalb Jahre nach Betrugsskandal: Siemens-Leiter Mike Pichler über die neue Normalität

08.11.2024 • 12:59 Uhr
Eineinhalb Jahre nach Betrugsskandal: Siemens-Leiter Mike Pichler über die neue Normalität
Mike Pichler hat im Oktober die Leitung der Siemens-Niederlassung in Bregenz übernommen. canva/Siemens/vn

Der neue Niederlassungsleiter für Vorarlberg spricht über die interne Aufarbeitung der Causa und welche Pläne er für den Standort Bregenz hat.

Bregenz Im Sommer 2023 erschütterte eine Betrugsaffäre das Land, in die unter anderem Mitarbeiter der Bauabteilung der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) und von Siemens verwickelt sind. Die Causa war öffentlich bekannt geworden, als nach einer Anzeige infolge einer Compliance-Prüfung bei Siemens mehrere Verhaftungen erfolgten. Mittlerweile ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen 17 Beschuldigte.

Niederlassungsleiter Mike Pichler spricht von einem „intensiven Jahr“. Er ist seit 2007 im Konzern in unterschiedlichen Funktionen tätig. Seit gut einem Jahr ist er in Vorarlberg, übernahm im April die Leitung des Bereichs Gebäudetechnik und im Oktober die Leitung der gesamten Niederlassung Bregenz, nachdem sein Vorgänger Paulus Vergeiner das Unternehmen verlassen hatte.

Siemens
Der Siemens-Standort in Vorarlberg wurde vor knapp 100 Jahren gegründet. vn

Ihm ist wichtig, offen und transparent zu kommunizieren und wieder ein Vertrauensumfeld für Mitarbeiter und Kunden zu schaffen. „Ich kam kurz nach der ersten Hausdurchsuchung nach Vorarlberg. Viele im Unternehmen waren sehr betroffen, teilweise auch regelrecht schockiert und fassungslos, wie das überhaupt passieren konnte und auch in welchem Umfang das passiert ist.“ Pichler war es ein Anliegen, von Anfang an mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten. „Dabei muss man auch erwähnen, dass unter den insgesamt 17 Beschuldigten ein ehemaliger Siemens-Mitarbeiter darunter ist. Dennoch spricht man oft vom Siemens-Skandal.“

Zurück zur Normalität

Der Niederlassungsleiter will nun nach vorn blicken und ins normale Tun kommen. „Wir wollen zurück zur Normalität finden und das verloren gegangene Vertrauen aufbauen.“

Mike Pichler
Standortleiter Mike Pichler.

Wie wurde die Causa intern aufgearbeitet? „Wir haben natürlich alle Prozesse beleuchtet und gegebenenfalls nachjustiert. Sehr wichtig war uns dabei, die Mitarbeiter dafür zu sensibilisieren, achtsam zu sein. Wir wollen eine Kultur im Unternehmen haben, in der sie sich auch trauen, Dinge anzusprechen.“

Fritz am See, Siemens-Areal, Weiherviertel
Das Siemens-Areal in Bregenz. prisma

Transformationsdruck und Künstliche Intelligenz

Zur Normalität zurückzufinden, bedeutet für den Siemens-Niederlassungsleiter auch zur Verfügung zu stehen. Am Donnerstag fand am Standort in Bregenz, der 1928 gegründet wurde und heute knapp 90 Mitarbeiter beschäftigt, wieder ein großes Event für Kunden statt. „Wir sehen bei den Unternehmen einen hohen Transformationsdruck. Künstliche Intelligenz ist ein großes Thema. Diese Technologie kann auch den Vorarlberger Betrieben einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, wenn sie den Anschluss nicht verlieren“, ist Mike Pichler überzeugt. Für Bregenz sieht er jedenfalls viel Potenzial. „Wir wollen in Zukunft weiter wachsen.“