Diese Lecherin bringt wirtschaftlichen Erfolg und soziales Engagement auf einen Nenner

Die Lecher Hoteliere Kristl Moosbrugger wurde beim Vorarlberger Wirtschaftsforum für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Für sie war neben der Führung des Hotels immer auch das Engagement für die Gesellschaft ein wichtiges Anliegen.
Bregenz Das Vorarlberger Wirtschaftsforum war am Donnerstag Schauplatz für eine ganz besondere Auszeichnung. Die Industriellenvereinigung Vorarlberg, die Wirtschaftskammer Vorarlberg und die Vorarlberger Nachrichten haben den „Ehrenpreis der Vorarlberger Wirtschaft für das unternehmerische Lebenswerk“ an die Hotelière des Gasthofs Post in Lech, Kristl Moosbrugger, überreicht.
Einzigartiges Lebenswerk
VN-Chefredakteurin Isabel Russ erläuterte in ihrer Laudatio auf die Unternehmerin die Intention des Preises. „Wenigen Menschen in der Wirtschaft gelingt es, in ihrer Schaffensphase ein Unternehmen, wie es Kristl Moosbrugger gelungen ist, nicht nur zu führen, sondern kontinuierlich weiterzuentwickeln.“ Was inspiriere mehr, als erfolgreiche Beispiele ins Rampenlicht zu rücken, zumal Kristl Moosbrugger nicht nur das Hotel geführt hat, sondern auch noch drei Kinder großgezogen habe. “ Kristl Moosbrugger sei eine Vorzeigeunternehmerin, die gezeigt hat, was in einem Familienunternehmen steckt, die den Mut hatte, ausgetretenen Pfade zu verlassen“, so Russ.
Bei den Kriterien für diesen Preis wird auf den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg, die vorbildliche Unternehmenskultur, die Treue zum Standort Vorarlberg und die Einzigartigkeit des Lebenswerks der geehrten Person Bedacht genommen. Die Wahl fiel heuer auf Kristl Moosbrugger, die Russ in der Laudatio als Unternehmerin mit Weitblick und sozialem Engagement bezeichnete.

Zurecht, denn das Lebenswerk der Hotelière ist beeindruckend, „Kristl Moosbrugger ist eine Inspiration. Sie ist trotz großer Herausforderungen über sich hinausgewachsen“, sagte Russ über die heurige Preisträgerin, bevor die Werkstattbühne zum Kino wurde. Karin Stecher vom ORF Vorarlberg hat zur Verleihung ein filmisches Porträt der Geehrten produziert.
Von den rund 500 Teilnehmern des Vorarlberger Wirtschaftsforums wurde die Auszeichnung für die Kristl Moosbrugger heftig beklatscht. Im Gespräch mit VN-Chefredakteurin Isabel Russ erzählte die Gastgeberin über ihre Einstellung zur Arbeit, entscheidende Momente im Berufsleben sowie schwierige Situationen und weitreichende Entscheidungen, die nicht immer einfach waren. “Ich fühe mich wie die Goldmarie”, sagt sie zum Lebenswerkpreis und hebt hervor, dass sie stolz sei, “als Frau in einer dominanten Männerwelt” damit ausgezeichnet zu werden.”Nach 60 Jahren ist das für mich ein wunderbarer Abschluss meines Lebenswerks”.
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Dass Lech und der Arlberg für viele Menschen ein Inbegriff von Winterurlaub ist, dass der Ort unweigerlich mit dem Begriff „weißer Traum“ assoziiert wird, hat zum einen natürlich mit der majestätischen Bergwelt zu tun, zum anderen aber auch mit den Menschen, die einen Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Einer dieser Menschen, die sich um den Mythos Arlberg ganz besondere Verdienste erworben haben, ist Kristl Moosbrugger, die den Ruf Lechs in alle Welt getragen hat und das nach wie vor tut. Zurückhaltend, aber mit wohltuender Grandezza repräsentiert sie den Ort und den Inbegriff, Lecher Gastlichkeit, das Fünfsterne-Hotel Gasthof Post, ihre Familie und eine ganze Reihe von Organisationen, die sich gemeinnützigen Zwecken verschrieben haben.
Anpacken statt fordern
Sie selbst würde sich niemals in den Mittelpunkt stellen, ihr geht es stets um die Sache. Und sie packt an, statt zu diskutieren, statt zu fordern, statt den Kopf bei Problemen und Herausforderungen in den Sand zu stecken. Das bewies sie in der wohl schwierigsten Situation in ihrem Leben: Der plötzliche Tod ihres Mannes Franz Moosbrugger, eines begeisterten Bergsteigers, durch Höhenkrankheit im Himalaja im Jahr 1988 änderte alles für sie. Führte sie den Hotelbetrieb in der Post seit der Hochzeit im Jahr 1964 gemeinsam mit ihm, war sie nun auf sich selbst gestellt. Und es gab genug Menschen, die das der Frau, die neben der anstrengenden Arbeit im Hotel auch drei Kinder großgezogen hat, nicht zugetraut haben, wie sie im Gespräch mit den VN erzählt: „Die packt das nicht“ oder „Sperrt sie jetzt zu“, hörte sie in dieser Zeit immer wieder.

Sie hat es gepackt – und wie. „Das war schon an der Grenze des Möglichen“, sagt Moosbrugger dazu. Im Jahr 1990 wird sie als erste Frau in Österreich „Hotelier des Jahres“. Nicht nur im Rückblick eine eindrucksvolle Bestätigung, dass sich gelohnt hat, dass sie in dieser schwierigen Situation die Zügel des zuvor mit Ehemann Franz geführte Hotel in Händen behalten hat. „Ich musste alles von heute auf morgen übernehmen“, schildert sie diese Zeit, in der sie vor Stress und Arbeit so abgenommen hat, „dass ich nur noch 45 Kilo gewogen habe“. Neben der Auszeichnung als „Hotelier des Jahres, wurde sie neun Jahre später auch vom Fachmagazin “À la carte‘ für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Großes für Tourismus geleistet
Für den Vorarlberger Tourismus hat sie Großes geleistet. Sie hat kontinuierlich dazu beigetragen, dass Lech heute einerseits weltbekannt ist und andererseits ein Ort ist, an dem sich auch Stars und Könige erholen können, ohne von Fans und Influencern drangsaliert zu werden. Das Hotel selbst ist z. B. für das niederländische Königshaus zu einer Art zweiten Heimat in den Alpen geworden. Die Oranjes und die Moosbruggers sind Freunde. An die große Glocke hängt Kristl Moosbrugger das auf keinen Fall, denn Zurückhaltung ist eine Tugend, die große und erfolgreiche Hoteliers auszeichnet. Stimmen müssen auch Service, Ausstattung und Küche – ein Blick ins Gästebuch und internationale Berichte und Bewertungen zeigen, dass dies dem 5-Sterne-Haus unter Kristl Moosbrugger mit Bravour gelungen ist. Dass dies nach wie vor so ist, freut sie besonders. Sohn Florian und Schwiegertochter Sandra führen das Haus seit der Übernahme 1999 ganz im Familiensinne. Dass das bis heute gelingt, belegt auch die Tatsache, dass er ebenfalls als Hotelier des Jahres ausgezeichnet wurde. Natürlich ist die Unternehmerin bis heute im Haus präsent und bringt ihre Erfahrung ein. Schließlich wohnt sie auch im Post-Komplex.

Das Hotel, obschon dominierend im Ortszentrum, offenbart längst nicht, wie groß es wirklich ist. Eine wahre Wunderwelt eröffnet sich den Gästen, die alles bietet, was es weltweit zu einem der angesehensten Ferienhotels macht. Übrigens, auch den Politikern und Managern, die regelmäßig Treffen in der Post abhalten. 19 Mal hat alleine Kristl Moosbrugger das Haus umbauen und erweitern lassen. Da sind Managementfähigkeiten genauso wichtig, wie die Gabe, Menschen für diese Aufgaben zu gewinnen und zu begeistern. Moosbrugger ist nämlich auch eine begnadete Netzwerkerin, der dies nicht nur in der Zeit ihrer Geschäftsführertätigkeit gelungen ist, sondern bis heute gelingt. Zu den Managementfähigkeiten der in St. Anton geborenen und aufgewachsenen Hoteliere zählt auch, dass sie die Leistungen ihrer Mitstreiter herauskehrt und unterstreicht. Nicht weil es in einem Managementlehrbuch steht, sondern weil sie es ehrlich meint. Das ist auch das Geheimnis ihrer erfolgreichen Gemeinwohltätigkeit. Als ob sie nicht genug Arbeit im Hotel gehabt hätte, hat sie sich für andere Menschen engagiert: Die Errichtung eines Krankenhauses in Nepal ist ihrer Tätigkeit zu verdanken. Sie sammelte unentwegt Spenden dafür. Als sie sah, dass es eines Waisenhauses im Umfeld des Krankenhauses bedarf, hat sie auch diese Anliegen umgesetzt und viele Menschen davon überzeugt, ihr Scherflein dazu beizutragen. Für den Wildpark Feldkirch geht die Jägerin bis heute auf „Spendenjagd“, auch „Tischlein deck dich“ und die Cliniclowns, um nur zwei Organisationen zu nennen, können sich auf sie verlassen. „Viele Firmen und Menschen sind unglaublich großzügig“, sagt sie. Es sind auch Projekte, die überzeugen, für die Moosbrugger bis heute ihre Zeit und ihren Charme zur Verfügung stellt. Eine Unternehmerin, die ihr Lebenswerk weiter fasst: Für sie gehört die unternehmerische Tätigkeit wie das ehrenamtliche Engagement wie selbstverständlich zusammen.
Stolz auf die Familie
Nicht außer Acht zu lassen ist neben diesen Tätigkeiten, die jede für sich schon großer Anstrengung bedürfen, die Familie: Auf ihre drei Kinder und deren Familien ist sie besonders stolz. Tochter Johanna absolvierte die Hotelfachschule in Lausanne, die sie allerdings unterbrach, um ihre Mutter nach dem Tod des Vaters fünf Jahre in der Post zu unterstützen. Die Schule hat sich nach der Unterbrechung wieder besucht und abgeschlossen. „Sie war meine stärkste Stütze und Hilfe.“

Die Söhne Florian und Michael haben im Werkschulheim in Salzburg nicht nur die Schulausbildung, sondern auch einen beruflichen Abschluss gemacht und sind heute an ihren jeweiligen Wirkungsstätten sehr erfolgreich. Klar: Den Fleiß und die Kreativität, um als Unternehmer erfolgreich zu sein, haben sie von der Mutter gelernt, die bis heute „nicht lugg lo lot“ und sich zu den Belangen der Gemeinde und der Branche äußert, wenn sie glaubt, dass das notwendig ist. Was ihr in Lech gerade jetzt gut gefällt: „Seit wir den Golfplatz haben, trifft man wieder die Leute, ist man wieder in Kontakt“. Und sie glaubt auch, dass die Gemeinschaft, die über Jahrzehnte gepflegt wurde, trotz der aktuellen Konflikte auf gutem Wege sind, wieder zusammen für die Heimat zu wirken.
Zur Person
Kristl Moosbrugger
Hotelière Hotel Gasthof Post, Lech
Geboren 22. Dezember 1942
Ausbildung Ausbildung an der Villa Blanka in Innsbruck
Laufbahn 1961 Praktikum im Hotel Post in Lech, ab 1964 zusammen mit Ehemann Franz Leitung des Hotels, Hoteliere, zahlreiche Auszeichnungen – z.B. Hotelière des Jahres (Gault Millau), Lebenswerkpreis „A la carte“
Familie verwitwet, drei Kinder (Michael, geb. 1966, Johanna, geb. 1967, und Florian, geb. 1969)
Hobbys Skifahren, Golfen, Jagd, Touren gehen, Klettern
Lebensmotto „Niemals aufgeben“