Ein Hund trägt Trauer

17.01.2025 • 09:24 Uhr
Cornelia Bechter
Engagiert in Sachen Trauerbegleitung für Kinder: Cornelia Bechter (l.) und Judith Eiter-Abdouni.

Cornelia Bechter möchte Kindern ein schweres Thema auf besondere Art begreifbar machen.

Batschuns Ein Hund trägt Trauer, zumindest jener von Cornelia Bechter (41) und Judith Eiter-Abdouni (37). Gleichzeitig schlägt in seiner Brust ein Herz aus Regenbogenfarben. Sie sollen zeigen, wie unterschiedlich Trauer sein kann, dass sie bei aller Schwere auch ein Lachen zulässt. Es handelt sich um Darstellungen auf speziell für Kinder gedachten Karten. Mit dem Projekt „Mein Trauerhund“ möchte Bechter Kindern ein schweres Thema leichter begreifbar machen. „Sie werden oft vergessen oder in ihrer Trauer alleingelassen“, sagt die Kindergartenpädagogin, deren Anliegen auch bereits positiv auffiel. Beim Ideenwettbewerb leb.endlich der Gesellschaft für Palliative Care in Vorarlberg schaffte es der Trauerhund auf den zweiten Platz. „Ich möchte den Organisatoren danken, denn dadurch konnten wir schon viele Kinder erreichen“, freuen sich Cornelia Bechter und Judith Eiter-Abdouni, die für die Illustrationen verantwortlich zeichnet.

Cornelia Bechter
Kleine Botschaften auf den Karten untermalen die Zeichnungen.

Gute Begleitung wichtig

Jeder Mensch macht Verlusterfahrungen. „Früher war es ganz normal, dass etwa Verstorbene zu Hause aufgebahrt wurden, sich die Familien am Totenbett getroffen, zusammen gebetet und Abschied genommen haben“, führt Cornelia Bechter aus. Heutzutage wird das gerne aus dem Alltag verdrängt. Auf der Strecke bleiben oft die Kinder und Jugendlichen, denen das Thema nicht zugemutet wird. Zu Unrecht, wie die zertifizierte Trauerbegleiterin überzeugt ist. Ihrer Ansicht nach sollte darüber schon in Bildungseinrichtungen geredet werden. „Kinder sind wissbegierig und neugierig. Sie machen es uns Erwachsenen zudem leicht, selbst bei Tabuthemen Dinge in Worte und Gesten zu fassen“, weiß sie aus beruflicher Erfahrung. Diese unbeschwerte Zugewandtheit gelte es zu nutzen, denn: „Kinder und Jugendliche, die gut in der Trauer begleitet werden, können sich wieder besser dem Leben zuwenden und es trotz Verlust positiv gestalten.“

Cornelia Bechter
Cornelia Bechter verfolgt ihre Idee konsequent weiter.

Der Trauerhund soll unterstützen. Die dafür kreierten Karten sind bewusst unterschiedlich gestaltet. „Jeder trauert auf seine individuelle Art“, begründet Cornelia Bechter. Dass die Karten schon als Kondolenzkarten an Kinder verschenkt wurden, freut sie ganz besonders: „Es ist toll, wenn auch Kinder nach einer Beerdigung eine Karte erhalten, wenn sie auch da nicht vergessen werden.“ Erwachsenen können die Darstellungen ebenfalls eine Hilfe sein, indem sie ihnen zeigen, wie Kinder und Jugendliche mit Trauer umgehen, nämlich häufig ganz anders, als gedacht.

Von der Katze zum Hund

Die Illustrationen steuert Judith Eiter-Abdouni bei. „Zuerst war die Trauer nur eine undefinierbare Form in Regenbogenfarben, um die verschiedenen Arten darzustellen. Das war mir dann jedoch zu wenig greifbar“, schildert sie den Weg zum Trauerhund. Gerade für Kinder sei es wichtig, einen Bezug zur Figur aufbauen zu können. Zuerst sollte es ein Bär werden, doch der erschien der Künstlerin zu mächtig, eine Katze wiederum zu selbstständig und eigensinnig. „Von der Katze kam ich schließlich auf den Hund“, erzählt Eiter-Abdouni. Ein Hund, so ihre Überlegung, ist immer an der Seite seines Besitzers, so, wie die Trauer. Manchmal ist der Hund größer, manchmal kleiner dargestellt. Je nachdem ist auch die Trauer einmal weiter entfernt und nicht so spürbar, einmal ganz nah und präsent. Das bunte Herz auf dem schwarzen Fell steht für die Vielfalt, in der sich Trauer ausdrücken kann.

Cornelia Bechter konnte ihr Projekt bereits in Kindergärten und bei angehenden Kindergartenpädagoginnen vorstellen. Sie hofft, dass es weitere Kreise zieht.

Cornelia Bechter
Das bunte Herz symbolisiert die Verschiedenheit, die Trauer ausmacht.

Zur Person

Cornelia Bechter

Alter: 41

Wohnort: Batschuns

Familienstand: verheiratet, zwei Kinder

Beruf: Kindergartenpädagogin und zertifizierte Trauerbegleiterin

Judith Eiter-Abdouni

Alter: 37

Wohnort: Batschuns

Beruf: Künstlerin

Familienstand: verheiratet, zwei Kinder

Cornelia Bechter
Skizzen des Trauerhunds von Judith Eiter-Abdouni.
Cornelia Bechter
Cornelia Bechter bei der Präsentation ihres Projekts in einem Rankweiler Kindergarten.