Vom Dach gestürzt: Wie Jürgen Entner dem Tod knapp entkommen ist

Jürgen Entner (59) hatte vor sechseinhalb Jahren einen schweren Arbeitsunfall. So geht es ihm heute.
Rankweil Jeder neue Tag ist für Jürgen Entner (59) eine Zugabe. Dass er noch leben darf, ist für ihn keine Selbstverständlichkeit. Denn sein Leben hing schon einmal am seidenen Faden. Am Nachmittag des 24. August 2018 fiel der selbstständige Dachdeckermeister aus Rankweil von einem Dach. „Die Leiter, auf der ich stand, kippte. Ich stürzte mehrere Meter in die Tiefe.“ Dabei zog er sich lebensgefährliche Verletzungen zu. „Ich hatte Serien-Rippenbrüche. Außerdem waren meine Lunge, meine Milz, meine Leber und mein Schulterblatt verletzt. Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob ich überlebe.“ Es war nicht sein erster Sturz vom Dach. „Ich bin schon einige Male heruntergefallen.“ Der Dachdeckerjob ist gefährlich. „Aber er macht Spaß.“

Jürgen ist beruflich breit gefächert. Er arbeitet auch als Frächter. „Mit meinem Kran-Lkw stelle ich Kunden Waren zu.“ Außerdem ist er Kinesiologe. Mit energetischer Körperarbeit befasst sich der 59-Jährige, der sich nach dem Unfall auch in Heilkunde und Hypnose schulen ließ, schon seit 44 Jahren. Als Teenager litt Jürgen unter Hautausschlägen. „Ein Energetiker schickte mich zu einer Kinesiologin. Die brachte meinen Ausschlag weg.“ Das faszinierte Jürgen so sehr, dass er Kurse über Kinesiologie belegte. Unter anderem bildete er sich am Zentrum für angewandte Kinesiologie nahe Freiburg fort. „Seit fünf Jahren habe ich eine Praxis in Rankweil. Es macht Spaß, Menschen zu helfen.“

All seine Tätigkeiten – auch die des Dachdeckers und Frächters – gefallen ihm. „Bei allem ist mein Herz dabei. Ich tue nichts, was mir keinen Spaß macht.“ Groß war auch der Spaßfaktor bei der Arbeit für die Formel 1. „Von 2004 bis 2014 habe ich für Bernie Ecclestone gearbeitet. Ich fuhr seinen Catering-Bus.“ Dank dieses Jobs kam er in ganz Europa herum. Er lernte Rennfahrergrößen wie Michael Schuhmacher, Sebastian Vettel und Christian Klien kennen. „Der beste und freundlichste Rennfahrer war Michael Schuhmacher. Er hat mich immer herzlich gegrüßt.“

Schuhmachers Schicksal macht Jürgen heute noch betroffen. Seines sei glücklicherweise nicht so drastisch. Aber es hat gereicht, um ihm zu zeigen, wie kostbar das Leben ist. „Ich lebe jeden Tag so, als ob es der letzte wäre. Ich stehe freudig auf und genieße den Tag. Schlechte Laune gibt es bei mir nicht.“ Wenn Jürgen morgen sterben müsste, könnte er sagen: ,Ich habe gelebt und das Beste daraus gemacht. Es war nicht alles schön, aber das waren Lernprozesse.“
