Große griechische Woche

18.04.2025 • 12:37 Uhr
PK, Landestheater, Pressekonferenz anlässlich eines gemeinsamen Projekts mit dem Franz-Michael-Felder-Verein und Autor Felix Mitterer, Walter Fink und Stephanie Gräwe

Kommentar von Walter Fink.

Es war das sogenannte „Schisma von 1054“, das die Kirchenspaltung der Westkirche und der östlichen Orthodoxie brachte. Die Ursachen waren vielfältiger, nicht zuletzt politischer Natur, sie hatten Ursachen auch in jahrhundertealten Auseinandersetzungen zwischen Rom und Konstantinopel (dem heutigen Istanbul). Im alten Zentrum der ewigen Stadt residierte der Papst, im östlichen wurde die Stellung des christlichen Alleinherrschers immer mehr in Zweifel gezogen. Eine selbstbewusste Ostkirche stellte sich Rom immer mehr entgegen – politisch und auch theologisch.

Neben dem Primat des Papstes war es vor allem der „Filoque-Streit“, der die Ost- und die Westkirche trennte – ein Problem, das noch heute ungelöst ist. Es geht um den Heiligen Geist, der nach katholischer (und auch evangelischer) Lesart „aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht“, nach orthodoxer aber nur „aus dem Vater hervorgeht“. Seit mehr als tausend Jahren sorgt also diese Diskussion für die zentrale Differenz zwischen Orthodoxie und Katholizismus. „Orthodox“ heißt rechtgläubig – und so sieht sich auch die griechisch-orthodoxe Kirche, die seit dem Schisma keine wesentlichen Änderungen zulässt. Deshalb dürfen, ja sollen orthodoxe Priester verheiratet sein; allerdings soll die Hochzeit vor der Priesterweihe stattfinden. Höhere Weihen aber, etwa das Amt des Metropoliten (Bischofs), steht nur unverheirateten Priestern offen, weshalb diese Ämter oft mit Mönchen besetzt sind.

In noch einem Punkt besteht die Orthodoxe Kirche auf alter Tradition: Sie rechnet nach dem Julianischen, nicht wie sonst überall nach dem Gregorianischen Kalender. Der Julianische Kalender wurde im Jahr 45 vor Christus von Julius Cäsar eingeführt und erst im Jahr 1582 durch Papst Gregor XIII. für das römische Reich abgelöst. Heute ist das der weltweit meistgebrauchte Kalender. Die Orthodoxe Kirche allerdings hält am Julianischen fest, deshalb sind auch die Osterfeste manchmal an gleichen, ein anderes Mal an verschiedenen Sonntagen. Die Errechnung des Osterfestes geht nach der Regel: Der Ostersonntag ist der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Das gilt für die Orthodoxen und die Katholiken. Nachdem aber der Gregorianische Kalender viel genauer als der Julianische ist, ergibt sich inzwischen eine Differenz von 13 Tagen, die der julianische dem gregorianischen hinterherhinkt. Und somit errechnen sich verschiedene Ostertermine.

Papst Franziskus hat vor einiger Zeit den Wunsch geäußert, dass sich alle christlichen Kirchen, also auch die katholische und die verschiedenen orthodoxen, auf einen Termin für ein gemeinsames Osterfest einigen sollten. Ein Osterfest für alle Christen an einem Sonntag – so, wie es heuer zufällig ist. Der Wunsch des Papstes in Ehren, aber es fast denkunmöglich, dass sich die Orthodoxie vom Julianischen Kalender trennt, so wie es unmöglich scheint, dass die Katholiken vom Gregorianischen abweichen. Wie immer das ausgeht, für mich stimmt beides. Und deshalb reisen wir diese Woche nach Griechenland, um die Karwoche, die dort die „Große Woche“ heißt, zu feiern.