Friedensstifter auf dem Pausenhof

30.05.2025 • 12:02 Uhr
Friedensstifter auf dem Pausenhof
Rosahn (l.) und Leia sind für ihre Aufgabe als Konfliktlotsinnen bestens gerüstet. VN/Steurer

Ausbildung von Konfliktlotsen hat sich an der Volksschule Bregenz-Rieden zu einem gelungenen Projekt entwickelt.

Bregenz Gemächlich schlendern Rosahn (10) und Leia (9) über den Pausenhof der Volksschule Bregenz-Rieden. Über 100 Kinder aus den ersten und zweiten Klassen tanken dort Energie für die letzten Unterrichtsstunden, toben sich ein bisschen aus, und das aufmerksam beobachtet von Rosahn und Leia. Grüne Schärpen weisen die Mädchen als Konfliktlotsinnen aus. Sie sind da, um überhitzte kindliche Gemüter zu beruhigen und aufkeimende Zankereien zu schlichten. Ihr Einschreiten entspannt schwierige Situation meist schnell, was Zweck der Übung ist, aber nicht nur: „Die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen, mit Streitigkeiten umzugehen und sie ohne Gewalt zu lösen“, berichten Direktorin Hannah Reiner und Schulsozialarbeiter Dejan Jakovic von einer positiven Entwicklung des Projekts.

Friedensstifter auf dem Pausenhof
Rosahn und Leia fühlen sich im Kreise ihrer Schulkameradinnen und -kameraden wohl.

Freiwilliges Engagement

Der Start erfolgte vor zwei Jahren. Seitdem werden an der Volksschule Rieden fortlaufend Konfliktlotsen ausgebildet. Derzeit sind 14 Mädchen und Buben der dritten und vierten Klassen abwechselnd in Zweier-Teams im Einsatz. „Die Drittklässler übernehmen bei den Jüngeren die Aufsicht, die Viertklässler bei den Älteren“, erklärt Hannah Reiner. Über mangelndes Interesse an diesem freiwilligen Engagement kann die Schulleiterin nicht klagen. „Die Mädchen und Buben machen das gerne“, merkt sie lächelnd an. Rosahn und Leia bestätigen das. Sie wollen mit ihrer Präsenz einen Beitrag zu einer ruhigen Pausenkultur leisten. Offenbar erfolgreich: „Es gibt wenig zu tun, und darüber sind wir froh“, erzählen sie freimütig.

Friedensstifter auf dem Pausenhof
Emilia, Nora, Elias und Moritz (l.) auf dem Teppich, der eine Friedensbrücke symbolisiert und das aufeinander Zugehen verdeutlicht.

Aufgaben und Grenzen

Die Ausbildung zum Konfliktlotsen, für die es bei erfolgreichem Abschluss ein Diplom gibt, umfasst zwölf Schulstunden. Dejan Jakovic holt dafür auch Doris Traub von der Schülerbetreuung und Volksschulpädagoge Mario Tobar-Ruiz ins Boot. „Wir stellen uns außerdem in jeder Klasse vor, damit alle das Angebot kennen“, erklärt Jakovic, der schon an verschiedensten Schulen im Land Konfliktlotsen geschult hat. Die Kinder bekommen klare Aufgaben, aber auch Grenzen vermittelt. „Sie sollen selbst zur Lösung beitragen und entscheiden können, wann es nötig ist, eine Lehrperson einzuschalten“, beschreibt Dejan Jakovic das Ziel. Geht der Konflikt tiefer, treffen sich die Streitparteien zur Handreichung auf einer Friedensbrücke, die ihnen in Form eines Teppichs ausgerollt wird.

Friedensstifter auf dem Pausenhof
Schulsozialarbeitern Dejan Jakovic betreut die Ausbildung der jungen Einsatzkräfte.

Am häufigsten müssten Beleidigungen geschlichtet werden, plaudert Jannat (10) aus dem Nähkästchen. Das Gerangel um die Benutzung der Schaukeln auf dem Pausenhof ruft die Konfliktlotsen ebenfalls öfter auf den Plan. Zuweilen bauen sich auch Schlägereien auf. „Da versuchen wir sofort, die Schüler auseinanderzuhalten. Nur, wenn das nicht gelingt, holen wir einen Lehrer“, sagt Elina (9), als Konfliktlotsin um friedliche Pausen bemüht. „Konfliktlotsen tragen mit ihrem Einsatz ganz wesentlich zur Entlastung der Pädagogen bei“, räumen Hannah Reiner und Dejan Jakovic gerne ein. Sie freuen sich, dass das Projekt so gut funktioniert, und Jannat drückt aus, was alle eint: „Ich mag keine Streitereien in der Schule.“

Friedensstifter auf dem Pausenhof
Direktorin Hannah Reiner freut sich über das gut funktionierende Projekt.
Friedensstifter auf dem Pausenhof
Die Mädchen beobachten aufmerksam die Situation auf dem Pausenhof.
Friedensstifter auf dem Pausenhof
Friedensstifter auf dem Pausenhof
Rosahn und Leia stehen auch für allgemeine Fragen zur Verfügung.