Die Vorarlberger Nachrichten trauern um Ernest F. Enzelsberger

“Ein Leben voller Hingabe und Humor”: Langjähriger Kollege verstarb im Alter von 78 Jahren.
Schwarzach Die Vorarlberger Nachrichten trauern um einen außergewöhnlichen Kollegen und Menschen: Ernest F. Enzelsberger, von allen nur “Enzi” genannt, ist am Samstag, den 21. Juni, im Alter von 78 Jahren verstorben. Bis zuletzt war er den VN eng verbunden – nur einen Tag vor seinem Tod meldete er sich noch telefonisch bei den Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion und wünschte ein “schönes Wochenende”. Dass es sein letzter Anruf war, konnte niemand ahnen.

Berufliches Zuhause
Geboren am 7. April 1947 in Linz, führte ihn sein Weg früh in die Welt der Information, der Politik und des Wissens. Nach beruflichen Stationen in der Privatwirtschaft war er als Trainee im Generalsekretariat des Europarats in Straßburg tätig, wirkte dort im Versammlungsdienst der Parlamentarischen Versammlung sowie im Ausschuss für Raumordnung und Kommunalpolitik.

Es folgte ein berufliches Zuhause, das ihn ein Leben lang erfüllen sollte: Seit Juni 1979 war Ernest Enzelsberger in der Wirtschaftsredaktion der Vorarlberger Nachrichten tätig – aber nie im Ruhestand im eigentlichen Sinne. Denn auch nach seinem Pensionsantritt im Jahr 2013 blieb er der Redaktion eng verbunden, arbeitete als freier Mitarbeiter weiter. Die VN waren ihm weit mehr als ein Arbeitgeber – sie waren ihm wie eine Familie.

Historisches Gedächtnis
Mit unermüdlichem Einsatz, akribischem Wissen und einem nahezu unerschöpflichen historischen Gedächtnis bereicherte er die Redaktion – kein Interview, keine Veranstaltung, keine Reise, an die er sich nicht erinnerte. Er war unser wandelndes Archiv und lebendiges Lexikon, unser kluger Fragesteller, unser humorvoller Begleiter. Seine große Liebe galt dem Geiste: Er sammelte Tausende Bücher, veröffentlichte selbst unzählige Publikationen und studierte noch im Alter – die Wirtschaftsuniversität Wien verlieh ihm 2003 und 2004 die Titel MAS und MBA. Wien war auch seine zweite Heimat, der Stephansdom ein Fixpunkt seiner Aufenthalte – dort fand er, so schien es, Ruhe und Kraft.

Bewahrer von Traditionen
Seine zweite große Leidenschaft galt dem Bundesheer. Als Miliz-Hauptmann a. D. war Enzelsberger ein Bewahrer militärischer Traditionen und einer ihrer engagiertesten Vertreter. Für sein jahrzehntelanges Wirken erhielt er zahlreiche militärische Auszeichnungen, darunter das Goldene Verdienstzeichen der Österreichischen Offiziersgesellschaft, die Militär-Anerkennungsmedaille sowie 2021 die Ehrenurkunde “Partner des Bundesheeres”. Er war Präsident der Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik in Vorarlberg sowie Ehrenmitglied zahlreicher Organisationen.

Im Jahr 2000 wurde ihm von Bundespräsident Thomas Klestil der Berufstitel “Professor” verliehen – in Anerkennung seines besonderen Einsatzes für menschengerechtes Bauen und barrierefreie Gestaltung von Lebensräumen für Menschen mit Behinderungen.
Staatspreis verliehen
2002 folgte der “Österreichische Staatspreis für publizistische Leistungen im Interesse der Geistigen Landesverteidigung”. Bundesministerin Elisabeth Gehrer würdigte ihn mit den Worten: “In Zeiten der Globalisierung ist es wichtig, einen Punkt im Leben zu haben, der Heimat ist, der das Gefühl vermittelt, hier bin ich zuhause. Im Vordergrund steht dabei, die eigenen Werte zu verteidigen und auszubilden. Prof. Enzelsberger hat sich in einer herausragenden Anzahl von Publikationen mit den Themen Heimat und Sicherheit auseinandergesetzt.”

Ernest Enzelsberger hinterlässt ein Lebenswerk. Er war Redakteur, Autor, Chronist, Interviewer, Analyst – und vor allem: ein leidenschaftlicher Erzähler. Gerne mit einem Witz auf den Lippen, immer mit Neugier im Blick und mit dem tiefen Drang, Geschichte zu verstehen und einzuordnen. Viele erinnerten sich an seine leisen Bemerkungen, die oft mehr Wirkung hatten als große Worte – stets klug, charmant und von echtem Interesse getragen.

Kein “Pensionsschock”
Ruhestand war für ihn ein Fremdwort. Die Frage, die er Interviewpartnern im Pensionsalter gerne stellte – ob sie denn unter einem “Pensionsschock” litten – betraf ihn selbst wohl nie. Denn Enzi war nie wirklich weg – und wird es in unseren Erinnerungen auch nie sein. Er hat diese Zeitung über Jahrzehnte mitgeprägt – aus Überzeugung, mit Leidenschaft und aus vollem Herzen.

Er hinterlässt seine Ehefrau Helga – und eine große Lücke in unserer Redaktion. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor seinem Lebenswerk, seinem Einsatz und seinem Wesen.
Ruhe in Frieden, lieber Enzi.