Stromversorgung mit Ablaufdatum: 11.400 Kunden betroffen

HEUTE • 16:22 Uhr
„Stromautobahn“ zwischen Vorarlberg und Deutschland könnte blockiert werden. Land wehrt sich dagegen. Foto: meznar
Was bleibt, ist das Netz: Fast 12.000 Haushalte und Gewerbetreibende müssen sich auf einen neuen Stromlieferanten einstellen. FA/TM

Zwei kleine Stromerzeuger und Anbieter ziehen die Notbremse: E-Werke Frastanz und Montafonerbahn stellen Stromlieferung für Haushalte und Gewerbekunden ein. illwerke vkw möchten die Kunden übernehmen. Der dritte unabhängige Versorger, die Stadtwerke Feldkirch, bleibt am Markt.

Frastanz, Schruns Das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) hat schon, bevor es überhaupt in Kraft tritt, in Vorarlberg für Konsequenzen gesorgt: Zwei der Großen unter den kleinen Energieerzeugern haben am Montag binnen kurzer Zeit darüber informiert, dass sie die Lieferung von Strom an ihre Kunden – 6700 Haushalte und Gewerbebetriebe im Montafon, 4700 in den Gemeinden Frastanz und Nenzing – ab Jahresbeginn 2026 einstellen und fordern diese auf, sich nach einem neuen Stromversorger umzuschauen. Das dürfte auch Bewegung in die von der E-Control regelmäßig veröffentlichte Statistik der E-Control zum Stromanbieterwechsel bringen. Denn bislang sind die Vorarlberger eher träge, was den Wechsel angeht.

Gespräch Hartmann
E-Werke-Frastanz-Geschäftsführer Rainer Hartmann im eigenen Kraftwerk: “Die Entscheidung ist nicht leichtfertig, sondern nach einer gründlichen Marktanalyse gefallen.” VN

Montafonerbahn AG und die E-Werke Frastanz haben die gleichen Argumente für ihren Rückzug: Der Strommarkt sei in den letzten Jahren immer herausfordernder und volatiler geworden. Und die geplanten Regelungen durch das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz und bundesrechtliche Vorgaben
erhöhen die Komplexität und die Anforderungen an die Stromanbieter. Damit steigt nicht zuletzt das Risiko, insbesondere für kleine Anbieter, erklärt Montafonerbahn-AG-Vorstand Ekkehard Nachbaur. Und E-Werke-Geschäftsführer Rainer Hartmann sagt: “Gründe für diese Entscheidung sind u. a. die zunehmende Komplexität im Risikomanagement und die sich künftig stark ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen für Stromanbieter im österreichischen Energiesystem.”

Litzwerk MBS
Das Krafthaus des Montafonerbahn-Litzwerkes erzeugt damit etwa 22 Millionen Kilowattstunden Energie. FA

Die Entscheidung zu diesem Schritt, so Wachter und Nachbaur unisono, sei nicht leichtfertig getroffen worden, sondern nach einer gründlichen Marktanalyse gefallen, so Wachter. Immerhin handelt es sich um Stromversorger, die seit über hundert Jahren tätig sind. Die E-Werke Frastanz versorgen seit 1910 Frastanz und Teile von Nenzing mit elektrischer Energie, die Montafonerbahn beliefert seit 1905, als sie das Litzkraftwerk übernahm, neben dem Bahnbetrieb gewerbliche und private Kunden in den Gemeinden des äußeren Montafon mit Strom.

Die Montafonerbahn AG erfüllt ungeachtet der Kündigung weiterhin die Rolle als Netzbetreiber und gewährleistet damit eine sichere Stromversorgung in ihrem angestammten Konzessionsgebiet. Auch die E-Werke Frastanz bleiben mit ihrer Kraftwerkskette an der Samina und dem Stromverteilnetz weiterhin
Energieerzeuger und lokaler Netzbetreiber.

Grundversorgung gewährleistet

Ungeachtet der Aufforderung von Hartmann, einen neuen Stromversorger zu suchen, bleiben die Kunden – auch wenn sie sich nicht aktiv nach einem neuen Anbieter umschauen – “elektrisiert”. Wird bis 31. Dezember 2025 kein neuer
Stromliefervertrag abgeschlossen, übernimmt laut aktueller Rechtslage der Grundversorgungslieferant für Vorarlberg die Belieferung.

Der Landesstromversorger ist bereits aktiv geworden: illwerke vkw-Vorstand Quido Salzmann betont, “wir sind und bleiben dauerhaft einer der günstigsten Landesenergieversorger in Österreich.” Ein Wechsel sei digital mit wenigen Klicks in weniger als drei Minuten möglich. Der Kundenservice sei auf die Anmeldungen aus dem Montafon und aus Frastanz gut vorbereitet.

Keine Überlegungen in Feldkirch

Zudem biete der Energiedienstleister für jeden Bedarf den passenden Stromtarif sowie einen zuverlässigen Service online über das vkw-Kundenportal. Für die Entscheidung der beiden Stromlieferanten zeigt Salzmann Verständnis. “Die gesetzlichen Regelungen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden auch für uns immer herausfordernder”, so der illwerke-vkw-Vorstand.

Die Stadtwerke Feldkirch werden die Versorgung nicht einstellen. Das betont Heinrich Lakatha, Geschäftsführer des städtischen Unternehmens auf VN-Anfrage. Die Gründe der beiden Versorger seien realistisch, so Lakatha, doch in Feldkirch sei man in der erfreulichen Situation, die Stromversorgung dank der drei Kraftwerke ohne Zukäufe gewährleisten zu können. Allerdings sei Vorarlberg aufgrund der niedrigen Energiepreise generell ein schwieriger Markt, “jetzt sind wir der letzte Nicht-VKW-Anbieter vor Ort”.