Gedichte dürfen alles außer fadisieren

Monika Helfers erstes Gedichtband “Bitte schick mir eine Droge”.
Hohenems Die Vorarlberger Autorin, Monika Helfer, legt mit „Bitte schick mir eine Droge“ ihren ersten Gedichtband vor. Es sind knappe Gedichte, ohne Versform, ohne Firlefanz, schön aus dem Alltag in den Alltag hineingedichtet.
Immer wieder, wie auch in Helfers Romanen, sind es auch melancholische Blicke zurück, wie in „Früher“ oder mit Blicken in die Landschaft, wie beim Gedicht „Drei Worte“. Natürlich muss man jetzt nicht alles verstehen, wozu auch, auch reichen einzelne Strophen, die beim Lesen Assoziationen auslösen. Zum Beispiel kann die Zeile „Der Schornstein sieht gefährlich aus“ beängstigen, muss aber nicht, gibt aber genug her, um der auslösende Moment einer eigenen Geschichte zu sein. Das kann jedoch auch ein absolut sonniges Wärmebad sein, wie das Gedicht „Kamel aus Sand“. Ein kurzes Zitat um daraufhin wieder mit dem Gedicht „Geister“ nahe dem Abgrund zu stehen. Gedichte sind eben auch stimmungsabhängig, sowohl beim Autor als auch beim Leser, das ist zugleich das Salz in der Suppe. Auch sorgt Helfer für nachdenkliche Momente bezüglich der Vergänglichkeit, wie in „Mein Öl“. Da hält man kurz inne, geht in sich und freut sich zugleich auf das nächste Gedicht und hat mit „Gewinn“ ein Rosengedicht vor sich, das sämtliche Aufklärung über die Versiegelung unserer Böden in einigen Zeilen darstellt.
In einer mosaikartig entworfenen Welt die Welt begreifen
Monika Helfers Gedichte wirken wie in einem „Gedankenblitzapparat“ entstanden. In hoher Geschwindigkeit, aber deshalb nicht zwangsläufig oberflächlich. Wie die Autorin ganz richtig sagt, ein Wort fühlt sich für ein Gedicht richtig an, und so kann auf den ersten Baustein ein weiterer gesetzt werden. Schlussendlich steht man, auch als Leser, vor einer gekonnt fragilen Ansammlung an Wörtern, die in Summe eine immense Dichte ergeben. Das hat oft nichts mit Verstehen zu tun, eher mit Erfühlen. Wird die Sprache, das Wort in Romanen oft zum Diener der Geschichte, spielt das Gedicht das Wort wieder in den Vordergrund. Es sind verborgene Schönheiten, die Helfer hier herausarbeitet, als Leser mag man hier glücklich alleine sein, jedoch nie einsam, um im Sprachgebrauch der Hohenemser Autorin zu bleiben.
Martin G. Wanko
Monika Helfer: „Bitte schick mir eine Droge“, Hanser, 104 Seiten.