Drohender Förderstopp mobilisiert

Private Kinderbetreuungseinrichtungen wollen sich gegen Entscheidung des Landes wehren.
Schwarzach Die Verunsicherung ist groß. Die Frage, was den privaten Betreuungseinrichtungen bleibt, wenn das Land die Förderbeiträge für Dreijährige streicht, treibt Mitarbeitende und inzwischen auch Eltern um. Der Verein „Kinderstube“ in Höchst etwa hat die Eltern in einem Rundbrief über die Auswirkungen informiert. Da heißt es unter anderem: Als einer der größten privaten Einrichtungen des Landes werde man die Entscheidung nicht kommentarlos hinnehmen. „Seitdem bekommen wir laufend Rückmeldungen von Eltern, dass sie hinter uns stehen und Maßnahmen mittragen“, berichten Ilse Schwarzer und Natalie Colle. Die Träger fürchten um die Wahlfreiheit und dass private Einrichtungen gerade in kleinen Gemeinden zu elitären Betreuungsformen werden könnten. „Wir möchten die Türen aber für alle offenhalten“, betont Sarah Hackspiel vom Verein „Waldkinder Hörbranz“. Auch der Landesverband rüstet sich. Er will zuerst auf Aufklärung und Gespräche setzen, „am Ende könnte aber auch ein Streik stehen“, lässt Obfrau Manuela Lang alles offen.
Mehr Plätze weg
Derzeit gibt es 149 private Träger mit knapp 400 Gruppen, in denen 5588 Mädchen und Buben betreut werden. Etwa 1500 davon sind Dreijährige. Dazu kommen noch 2800 Zwei- und rund 1300 Einjährige. „Auch für diese Kinder wären die Plätze bei Schließung von privaten Einrichtungen weg“, macht Manuela Lang eine einfache Rechnung auf. Dann müssten die öffentlichen Einrichtungen nicht nur Dreijährige, sondern ebenso Zweijährige aufnehmen. Seit heuer haben sie auch für diese Altersgruppe einen Versorgungsauftrag. Lang bezeichnet die privaten Einrichtungen als Experten für Dreijährige. Umso weniger versteht sie, dass die Kinder nun in ein System sollen, das auf ihre Betreuung noch nicht ausgerichtet sei.

Mit August 2026 soll die Förderung für Dreijährige in privaten Einrichtungen auslaufen. Bis dato bezahlten Eltern um die 50 Euro pro Monat. Ohne Tarifstütze würden die Kosten auf 250 Euro steigen. Die „Kinderstube“ will das Gespräch mit der Gemeinde suchen, die jetzt auch schon finanziell etwas dazulegt. In Hörbranz hat der Bürgermeister zu weiteren Förderungen bereits abgewunken. Sarah Hackspiel versteht es: „Die Kommunen sind knapp.“ Trotzdem: „Ohne müssen wir schließen und Personal entlassen.“ Die Sorge geht auch in Höchst um. Der Naturkindergarten „Waldlicht“ in Göfis besteht erst seit zwei Jahren. „Die Eltern haben aufgeatmet, als die Förderung verlängert wurde“, erzählt Corinna Roth. Wie es ohne Zuschuss weitergeht, weiß sie nicht.

Engagement und Herzblut
„Private Initiativen entstehen aus Engagement, Herzblut und dem Wunsch, Neues zu gestalten. Sie leisten mit viel ehrenamtlicher Arbeit und innovativen Ideen einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Diese Vielfalt zu erhalten, ist eine Investition in unsere Kinder und die Zukunft Vorarlbergs und kann nur gelingen, wenn private Träger in ihren Angeboten unterstützt werden“, spricht Stefanie Fiel vom Verein „Aufblüherei“ allen aus dem Herzen. Wahlfreiheit dürfe nicht zu einer Frage des Geldbeutels werden. Was irritiert, ist zudem die Aussage des Landes, das Geld, rund 3,2 Millionen Euro, von privaten Trägern zu öffentlichen Einrichtungen umschichten zu wollen. Das sei nichts anderes als eine systematische Benachteiligung, kritisieren die Frauen aus Höchst. Vielfalt und Wahlfreiheit sind im Übrigen auch im Vorarlberger Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz verankert. Zudem sieht der Zukunftsfonds 2,2 Millionen Euro an Bedarfszuweisungen für Personal in privaten Einrichtungen vor.

