Wirtschaftsforum: “Ein Visionär mit Bodenhaftung”

Käsehersteller Josef Rupp für sein Lebenswerk ausgezeichnet: Unternehmer mit kulturellem Engagement.
Bregenz Das Vorarlberger Wirtschaftsforum war am Donnerstag Schauplatz für eine ganz besondere Auszeichnung. Die Industriellenvereinigung Vorarlberg, die Wirtschaftskammer Vorarlberg und die Vorarlberger Nachrichten haben den “Ehrenpreis der Vorarlberger Wirtschaft für das unternehmerische Lebenswerk” an den Unternehmer Josef Rupp überreicht.
Einzigartiges Lebenswerk
VN-Chefredakteurin Isabel Russ erläuterte in ihrer Laudatio auf den Unternehmer die Intention des Preises. “Wenigen Menschen in der Wirtschaft gelingt es wie Josef Rupp, in ihrer Schaffensphase ein Unternehmen nicht nur zu führen, sondern kontinuierlich weiterzuentwickeln.” Was inspiriere mehr, als erfolgreiche Beispiele ins Rampenlicht zu rücken. Josef Rupp hat das Familienunternehmen in dritter Generation nicht nur übernommen, sondern aus einem lokalen, wenn auch in ganz Österreich vertretenen Lebensmittelhersteller zu einem internationalen Produzenten weiterentwickelt. Heute hat der Käsehersteller insgesamt neun Produktionsstandorte in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Irland und China und betreibt Tochter- bzw. Vertriebsgesellschaften in weiteren Ländern. Das Unternehmen beschäftigt über 1000 Mitarbeiter. Unter Rupps Führung wurden auch die Bereiche wie Cheeseinnovation und Private Labels und spezielle Angebote für die Gastronomie gegründet, die heute wichtiger Bestandteil der internationalen Unternehmensgruppe sind. 2024 machte die Rupp AG einen Konzernumsatz von rund 366 Mill. Euro. Die Exportquote liegt aktuell bei rund 94 Prozent, die Produkte sind in 65 Länder erhältlich.

Mag. Dr. Josef J. Rupp war und ist seit 1983 im Familienunternehmen tätig. Im Jahr 1986 hat er die Geschäftsführung übernommen, 2023 hat er aktiv seine Nachfolge an der operativen Spitze, Josef Rupp, durchgeführt. Heute Mitglied des Aufsichtsrates, hat er das Traditionsunternehmen auf Zukunftskurs gebracht. Der Beitritt Österreichs zur EU, der besonders in der Landwirtschaft und den damit verbundenen produzierenden Betrieben für Befürchtungen sorgte, war für die Firma Rupp eine Chance, die mit Engagement ergriffen wurde. “Wir haben schon vor dem EU-Beitritt die strategische Entscheidung getroffen, über den Heimmarkt Österreich hinauszugehen”, so Rupp.
Chance statt Gefahr
Einen für das ganze Land und den gesamten Bereich der Milchwirtschaft wichtigen Schritt machte Josef Rupp mit der Übernahme bzw. Fusionierung mit dem ehemals größten Mitbewerber. Seit Anfang 2008 ist Alma Teil des Unternehmens, außerdem ist Rupp Gesellschafter des Bregenzerwälder Käsekellers. Durch die sogenannte “Vorarlberger Käselösungen” war es möglich, das Unternehmen und die Vorarlberger Milchwirtschaft am Markt stark und in allen Segmenten zu positionieren. Josef Rupp sieht das große Ganze. Das zeigt auch sein nachhaltiges Engagement für die Alpwirtschaft im Land, die nicht nur einen entscheidenden Beitrag zur Milchwirtschaft leistet, sondern für das Bundesland auch kultur- und landschaftsprägend ist. Sein Engagement dokumentiert sich auch in der Herausgabe eines preisgekrönten Werkes über Vorarlberger Käse. Josef Rupp setzte sich während seiner unternehmerischen Tätigkeit auch immer für die gesamte Branche ein, in den Fachvertretungen und Fachverbänden der Wirtschaftskammer, über Jahre war er auch stellvertretender Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Stets war ihm in dieser Tätigkeit und bis heute Bildung eines der wichtigsten Themen, die den Menschen Chancen eröffnet und den Wirtschaftsstandort nachhaltig stärkt.

Das große Ganze
Josef Rupp fokussiert sich nicht nur auf das eigene Unternehmen, er stellt die entscheidenden Zusammenhänge her und ist dabei seit vielen Jahren der Interessenvertreter der Urproduzenten, der Menschen, die Landwirtschaft und speziell Milchwirtschaft im Land betreiben. Das attestiert ihm auch der langjährige Agrar-Landesrat Erich Schwärzler: “Ich schätze Josef Rupp als wichtigen Partner mit Handschlag. Er ist ein Mann mit Visionen für die Zukunft, der nicht nur redet, sondern handelt. Wie schon seine Mutter Gertrud ist er nah an den Milchverarbeitern auf den Alpen und in der Landwirtschaft. Bei den Landgesprächen in Hittisau, aber auch bei Veranstaltungen wie FAQ Bregenzerwald setzt er sich intensiv mit dem Thema “Zukunft der Landwirtschaft im alpinen Raum” auseinander und bezieht Stellung: “Um die Landwirtschaft im alpinen Raum in eine sichere Zukunft zu führen, ist eine Zusammenarbeit aller Stakeholder, vor allem auch mit den Konsumenten, notwendig. Langfristiges Denken ist gefragt, es gibt keine einfachen, schnellen Lösungen”, betont er und wünscht sich, dass junge Leute im ländlichen Raum Leuchtturmprojekte schaffen, wie es seinerzeit mit der Käsestraße Bregenzerwald oder dem Käsekeller Lingenau gelang, an dessen Realisierung er selbst maßgeblichen Anteil hatte.

Zum großen Ganzen zählt auch das Engagement für die Kultur. Seit vielen Jahren ist Josef Rupp nicht nur Mitglied des Freundeskreises der Bregenzer Festspiele – er stellt im Vorstand auch entscheidende Weichen, erklärt Festspiel-Präsident Hans-Peter Metzler: “Joe Rupp begleitet unser Programm auch mit von ihm initiierten Veranstaltungen im musikalischen und im bildnerischen Bereich, die sehr wertvoll für den Kulturstandort Vorarlberg sind.” Dabei wird auch das Haus der Familie Rupp in Eichenberg zur Bühne. Dazu legt auch Rupp selbst ein Bekenntnis ab: “Mein großes Engagement und Interesse gilt der ‚Kulturlandschaft‘ Vorarlberg, zum einen als Botschafter für die Alpwirtschaft, zum anderen durch die aktive Mitarbeit in den Freundesvereinen der Bregenzer Festspiele sowie des KUB.”
“Lebensbejahender Humanist”
Auch mit dem Kunsthaus Bregenz verbindet Josef Rupp eine langjährige gemeinsame Geschichte: Joe und Antonella Rupp unterstützen das KUB seit seiner Gründung vor bald 30 Jahren. Seit 2013 ist Josef Rupp im Vorstand der KUB Freund*innen. “Joe Rupp ist ein aufmerksamer Zuhörer, ein lebensbejahender Humanist und ein engagierter Förderer von Kunst und Kultur”, so KUB-Direktor Thomas D. Trummer, “als Mitglied des Vorstands der KUB-Freunde prägt er über viele Jahre Ausstellungen, Projekte und kulturellen Austausch. In Salons und Debatten verbindet er Menschen, Ideen und Perspektiven und regt zum Zuhören, Nachdenken und Mitgestalten an. Für Joe Rupp bedeutet Humanismus nicht bloß Bildung, sondern Haltung. Er sucht den Dialog, achtet auf Nuancen und vertraut gleichermaßen auf Vernunft und Empathie. Über das Unternehmertum hinaus verbindet er Wissen mit Gefühl, Denken mit Handeln. Verantwortung, Neugier und Mitgefühl prägen sein Wirken und belegen, dass Kultur für ihn kein abstraktes Ideal, sondern ein lebendiger, gemeinsamer Raum ist, in dem Menschen gestalten, verstehen und Werte miteinander teilen.”

“Familie ist das wichtigste”
Für den Unternehmer, dessen Lebenswerk beeindruckt und große Spuren in der Branche wie im Land Vorarlberg hinterlassen hat, ist, wie er im Gespräch mit den VN betont, die Familie, seine Frau Antonella und Sohn Josef Vladimir, “das Wichtigste, das ich habe”. Mit ihnen teilt er auch die Leidenschaft für Kunst und natürlich für Käse in all seinen Formen, dessen Herstellung ja ebenfalls eine Kunst ist.
Zur person
Josef Rupp
Unternehmer, Privatkäserei Rupp AG
Geboren 1959
Ausbildung Sponsion zum lic. oec. an der Universität St. Gallen, Doktor der Rechswissenschaften, Universität Innsbruck, Exportkaufmann an der Universität Innsbruck
Beruflicher Werdegang ab 1983 in verschiedenen Positionen bei der Fa. Rupp, ab 1986 Geschäftsführer Rupp AG, 2023 Übergabe der Geschäftsführung, Mitglied des Aufsichtsrats der Rupp AG
Ehrenamt Vorstand Freunde der Bregenzer Festspiele, Vorstand der Freunde des Kunsthauses Bregenz,
Privat wohnhaft in Eichenberg, verheiratet mit Antonella, Sohn Josef Vladimir