„Du bist nicht perfekt, aber perfekt du selbst“

Kindergartenpädagogin Brigitte Olschnögger geht in den Ruhestand.
Nenzing Brigitte Olschnögger ist Kindergartenpädagogin mit Leib und Seele. Nach über 40 Jahren geht sie mit Schulschluss in die wohlverdiente Pension. Im Interview erzählt die Nenzingerin, auf was sie sich freut und was sie vermissen wird.
Wie lange bist du schon Kindergartenpädagogin?
Olschnögger Seit September 1979. Da habe ich meine Ausbildung in Zams in Tirol abgeschlossen. Nach der Karenzzeit von Anna-Lena, Andreas und Peter hatte ich noch zusätzlich Sonderurlaub.
Gibt es eine Zahl, wie viele Kinder im Laufe der Zeit bei dir in den Gruppen waren?
Olschnögger Grob geschätzt dürften es so um die 1700 Kinder sein.
Zwischenzeitlich dürften ja viele frühere Kindergartenkinder schon wieder mit ihren Kindern kommen.
Olschnögger Ja, schon sehr viele, einige wenige sogar schon mit ihren Enkeln.
Hast du einen persönlichen Grundsatz für deine Arbeit? Was ist dir am wichtigsten, was du Kindern in ihrer Kindergartenzeit vermitteln möchtest?
Olschnögger Mein Lebensmotto „Du bist nicht perfekt, aber du bist perfekt du selbst. Das macht dich so liebenswert und wertvoll für mich“ von Kristiane Allert-Wybranietz hat mich bei der Arbeit im Kindergarten täglich begleitet. Die Kinder dürfen dies täglich spüren und erleben, ebenso Geborgenheit, Sicherheit und Akzeptanz. Es ist mir wichtig, Kinder dabei zu unterstützen, wie sie sich zu selbstbewussten, toleranten, wissbegierigen und offenen Menschen entwickeln. Ich möchte jedem Kind die Zeit dazu geben, die es dazu braucht. Es sollen und müssen nicht alle alles gleich schnell und gleich gut machen. Es ist mir ein Anliegen, auch die Eltern, die es mir ermöglichen, mit ihnen und ihren Kindern ein Stück ihres Lebensweges gemeinsam zu gehen, kennenzulernen sowie sie in ihrer Elternrolle zu bestärken und zu unterstützen.
Wie hat sich deine Arbeit während der vielen Jahre verändert?
Olschnögger Die Arbeit hat sich ganz wesentlich verändert. In den ersten Jahren waren beispielsweise 36 Kinder mit zwei Pädagoginnen in einer Gruppe. Der Kindergarten Nenzing-Dorf ist zwischenzeitlich von drei auf fünf Gruppen angewachsen, mehr Mitarbeiterinnen ermöglichen es, individueller auf die Bedürfnisse der Kinder und deren Familien einzugehen und diese zu begleiten. Die Öffnungszeiten sind wesentlich flexibler geworden: 1979 waren diese noch täglich von 8 bis 11 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, wobei in den Ferien keine Betreuung angeboten wurde – 2021 sind die Kindergartenzeiten täglich von 7 bis 18 Uhr, je nach gebuchtem Modul mit Mittagessen und fast das ganze Jahr durch. Die Dokumentation nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch, auch die Elternkontakte sowie die Koordination sind intensiver geworden. Eltern erleben heute viel mehr Druck, sind mehr gefordert und dadurch teilweise auch sehr verunsichert. Ob Eintrittsalter, die Einrichtung des Waldkindergartens, Sprachförderung – die Liste könnte wohl noch weitergehen.
Auf was freust du dich in deiner Pension am meisten?
Olschnögger Ich freue mich sehr darauf, mehr Zeit für mich und meine Familie zu haben und flexibler etwas unternehmen zu können, wie beispielsweise meine Söhne in Wien zu besuchen, ohne auf die Ferien warten zu müssen.
Was wirst du wohl am meisten vermissen?
Olschnögger Die Kinder (deren Freude, Spontanität, Lachen, Unbeschwertheit und Vertrauen), deren Eltern und die Kolleginnen. EM
Zur Person
Brigitte Olschnögger
Geboren 23. August 1959
Familie verheiratet mit Ernst seit 1983, vier Kinder: Alfred (36), Anna-Lena (26), Andreas und Peter werden im Herbst 25 Jahre alt
Hobbys lesen, malen, tanzen, schwimmen, „sünnala“, Ausflüge machen, Enkelsitting
Lebensmotto „Du bist nicht perfekt, aber du bist perfekt du selbst. Das macht dich so liebenswert und wertvoll für mich.“