Im Austausch

OP / 09.03.2022 • 10:23 Uhr
Maria Bitriol mit Töchterchen Raphaela kommt regelmäßig ins TauschlädeleBI
Maria Bitriol mit Töchterchen Raphaela kommt regelmäßig ins TauschlädeleBI

Mit dem Tauschlädele werden Nachhaltigkeit und Umweltschutz sowie der soziale Gedanke verbunden.

Thüringen Es ist so einiges los an einem sonnigen Samstagvormittag beim Tauschlädele in Thüringen. Mit dem Standort Werkstraße 32 ist dieses Vorzeigeprojekt sowohl mit dem Fahrrad als auch mit dem Bus sehr gut erreichbar – was sich auch mit dem Grundgedanken der Nachhaltigkeit der Gründerinnen bestens vereinbart. Draußen lädt ein bunt bestückter Kleiderständer zum Eintritt ein. „Ich habe längere Zeit nicht gewusst, dass es hier ein Tauschlädele gibt. Seit ich es entdeckt habe, komme ich regelmäßig hierher“, zeigt sich Maria Bitriol, die mit ihrem Töchterchen Raphala extra aus Bludenz kommt, begeistert. „Einen Besuch im Tauschlädele verbinde ich auch immer mit dem Einkauf von biologischem Gemüse beim Firma-Hof in Ludesch. Das ist mittlerweile unser Samstagvormittagsprogramm, was ich sehr schön finde.“

Enormes Interesse der Besucher

In dem Gebäude befindet sich auch das Repair-Café, das an jedem ersten Samstag im Monat geöffnet ist – eine wertvolle Kooperation findet hier statt. Auch dieses spezielle Angebot verzeichnet einen regen Zulauf an Besuchern. „Wir haben am 25. September letzten Jahres geöffnet. Coronabedingt mussten wir während des Lockdowns im November unser Tauschlädele geschlossen halten. Dennoch verzeichneten wir von Oktober bis Dezember bereits 600 interessierte Gäste“, berichtet Carina Kraus, eine der beiden Initiatorinnen des Tauschlädeles.

Interessierte Frauen seien auch extra aus Tirol oder Konstanz angereist. Es gibt auch viele Stammkunden, die gerne immer wieder kommen, da sich ja das Angebot ständig verändert. Sabine Klapf, die zweite Ideengeberin, Organisatorin und Gründungsmitglied, ergänzt: „Wir freuen uns auch sehr über die Verbreitung unserer Idee. Mittlerweile finden sich zahlreiche Nachahmerinnen in Vorarlberg.“ Beide Frauen betonen: „Das ist ganz in unserem Sinn, wenn noch mehr derartige Läden öffnen. Wir sind auch glücklich, Unterstützung bei der Planung und Umsetzung anbieten zu können. Durch unsere eigene Erfahrung können wir auch wertvolle Tipps weitergeben.“

Perfektes Teamwork

Alle zwanzig Mitarbeiter sind ehrenamtlich und mit Begeisterung dabei, so auch Martina Höber. Sie ist vom Beruf Sozialarbeiterin und findet die Kerngedanken des Tauschlädeles sehr ansprechend: „Ich habe schon länger nach einer sinnvollen Tätigkeit als Ergänzung in meiner Freizeit gesucht. Als ich die Ausschreibung gelesen habe, habe ich mich sofort gemeldet und bin seither im Team.“ Ihr Aufgabenbereich besteht darin, an den Öffnungszeiten am Wochenende Dienste zu machen: „Das finde ich sehr spannend. Es kommen so viele unterschiedliche Leute. Der Tausch findet ja nicht nur mit unseren Produkten statt, sondern auch als Austausch unter den Besuchern und unserem Team. Das Thema Nachhaltigkeit, der Umweltgedanke, geht Hand in Hand mit dem sozialen Gedanken und auch darüber hinaus.“ Alle ehrenamtlichen Mitglieder sind ins Team eingebunden. „Wir teilen die Aufgaben. Jeder macht das, was er am besten kann“, betont Carina Kraus. Für den Austausch gibt es eine gemütliche Ecke, bei der Kuchen und Kaffee bereitgestellt werden. In einer einladend gestalteten Kinderecke können sich auch junge Besucher beschäftigen.

Liebevoll eingerichtet

Das gesamte Gebäude wird gut genutzt, alles ist liebevoll beschriftet. So manche Beschriftung wirkt humorvoll wie etwa Klim-Bim für die angebotenen Schmuckstücke. Im Aufgang zum oberen Stock befindet sich die Garderobe. Trotz der Enge des Raums wirkt der Umkleideraum stilvoll, mit den Vorhängen fühlt es sich fast wie in einem Theater an. Selbst Ballkleider finden dort einen schönen Platz zur Präsentation. Patricia Müller versieht an diesem Tag ihren ersten Dienst im Tauschlädele: „Ich kam schon seit der Eröffnung immer wieder hierher. Eigentlich wollte ich nur etwas abgeben, da ich viel zu viel Kleidung besitze. Aber dann habe ich doch immer wieder coole Sachen gefunden.“ Ihr erster Dienst gefalle ihr ausgesprochen gut, meint sie mit Überzeugung.

„Unser Grundprinzip ist, Lieblingsstücke zu finden und auch eigene weiterzugeben – dies alles, ohne dass ein Euro die Hand wechselt“, betont Sabine Klapf. Es dürfen maximal 20 Teile pro Besuch abgegeben werden. Die laufenden Kosten werden über Spenden finanziert. Übrig gebliebene Sachen werden an soziale Organisationen und Vereine weitergegeben. „Dabei achten wir natürlich darauf, dass diese in einem einwandfreien Zustand sind“, ergänzt Carina Kraus.

Erst kürzlich wurde zudem eine Spendenaktion für die flüchtenden Menschen aus der Ukraine durchgeführt, hierfür wurden warme Jacken, Schuhe, Mäntel und Decken gesammelt. Die beiden ambitionierten Gründerinnen entwickeln auch ständig neue Ideen: „Das macht auch Spaß – denn es gibt so viele Aufgabenfelder, bei denen wir wirklich etwas bewegen können.“ So findet über den Verein Häs tuscha erstmals am 25. und 26. März zu den Öffnungszeiten ein Büchertausch unter dem Titel „Lieblingsbücher suchen neue Leser“ statt. 20 Bücher ab dem Erscheinungsjahr 2000 können gebracht werden: „Alle Genres sind erwünscht – ob Bilderbücher, Belletristik, Krimis, Kochbücher, Fremdsprachen oder Fiction.“ BI

Die Gründerinnen Carina Kraus mit Tochter Lotta und Sabine Klapf entwickeln ständig neue Ideen.
Die Gründerinnen Carina Kraus mit Tochter Lotta und Sabine Klapf entwickeln ständig neue Ideen.
Martina Höber findet die ehrenamtliche Beschäftigung im Tauschlädele sehr sinnvoll.
Martina Höber findet die ehrenamtliche Beschäftigung im Tauschlädele sehr sinnvoll.

Öffnungszeiten: Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, Samstag von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr