„Nicht nur einen Zahn, sondern ein ganzes Gebiss zulegen“

Politik / 25.10.2019 • 08:00 Uhr
„Nicht nur einen Zahn, sondern ein ganzes Gebiss zulegen“
Auf den Sektor Verkehr entfällt 30 Prozent aller CO2-Emissionen. APA/DPA

Vorarlberg liegt bei CO2-Emissionen vergleichsweise gut, aber nicht gut genug.

SCHWARZACH Klimawandel und CO2-Emissionen gehören zusammen. Umso bemerkenswerter ist ein Ergebnis, dass das Umweltbundesamt im „Klimaschutzbericht 2018“ ausweist: Vorarlberg liegt demnach relativ gut im Bundesländer-Vergleich. Das hat jedoch seine Gründe – und ist vor allem kein Anlass, sich zurückzulehnen, wie Josef Burtscher vom Energieinstitut bestätigt. Der Bundesländer-Vergleich umfasst sämtliche Treibhausgas-Emissionen. CO2 macht einen wesentlichen Teil davon aus. Mit 28 Prozent mehr als ein Viertel der gesamten Emissionen Österreichs entfallen demnach auf Oberösterreich. Gefolgt von Niederösterreich mit 23 Prozent bzw. knapp einem Viertel. Die Steiermark bringt es auf 17 Prozent, Wien auf zehn, Kärnten und Tirol auf jeweils sechs und Salzburg auf vier Prozent. Vorarlberg kommt auf drei, das Burgenland auf zwei Prozent. Vorarlbergs Anteil ist relativ gering. Und zwar auch im Verhältnis zur Bevölkerung und zur Wirtschaftsleistung. Der Grund ist jedoch klar: Mit 44 Prozent entfällt fast die Hälfte aller Emissionen auf die Sektoren Energie und Industrie. Und hier treiben laut Umweltbundesamt vor allem die Eisen- und Stahl- sowie die Chemische Industrie in Ober- und Niederösterreich die dortigen Werte in die Höhe. Vorarlberg und anderen kleineren Bundesländern bleibt das erspart.

Bekenntnis des Landtags

Alles gut im äußersten Westen? Nein. Auch in Vorarlberg müsse in puncto CO2-Reduktion ein Zahn zugelegt werden, bestätigt Josef Burtscher gegenüber den VN, um die Formulierung sogleich zu verschärfen: „Auch wir müssen Zähne zulegen oder besser ein ganzes Gebiss.“ Seitens des Landtags gebe es ein Bekenntnis dazu, und im Rahmen des Ziels, das Land energieautonom zu machen, existiere auch ein Maßnahmenpaket. Mit der Laschheit der vergangenen Jahre könne es jedenfalls nicht weitergehen, so Burtscher: So müssten nicht 300, sondern 1500 Ölheizungskessel pro Jahr verschwinden.

Auf den Sektor Gebäude entfällt ein Zehntel aller CO2-Emissionen. Tendenz: immerhin schon sinkend. Thermische Sanierungen die vor allem von 2008 bis 2012 forciert worden seien, würden sich bemerkbar machen, heißt es beim Umweltbundesamt. Die größte Herausforderung ist der Verkehr: Das ist ein Sektor mit steigenden Emissionen. Zurzeit macht sein Anteil fast 30 Prozent aus. „Hier geht es immer um das gleiche“, analysiert Burtscher: Eine weitere Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, Ausbau der Bahnhöfe als entscheidende Knotenpunkte, noch mehr Rad-Straßen, Abschaffung der Subventionierung von CO2-Emissionen im Rahmen des Pendlerpauschale und so weiter und so fort. Die Handlungsmöglichkeiten des Landes seien im Verkehrsbereich jedoch leider beschränkt. Auch beim Umweltbundesamt hat man eine lange Liste möglicher Maßnahmen. Sie reicht bis hin zu „Tempolimits für Personenkraftwagen“. Dabei gibt es jedoch ein Problem: Entscheidungen trifft die Politik. Und die alte Bundesregierung hat die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen nicht gesenkt, sondern auf nieder- und oberösterreichischen Abschnitten auf 140 km/h erhöht. Dieser „Test“ läuft im Übrigen nach wie vor.