Rauf mit der Maske, her mit der Vernunft!
Strafen für eine bessere Welt. Dass so etwas notwendig ist, will man als halbwegs vernunftbegabter Mensch ja nicht glauben. Aber leider, es gibt offensichtlich Leute, die nicht willens sind, im Zug ihren Mund-Nasen-Schutz zu tragen, Pandemie hin oder her. Das ändert sich wohl jetzt, denn seit diesem Montag drohen Maskenverweigerern in den ÖBB 40 Euro Strafe. In den öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt Wien straft man uneinsichtige Fahrgäste ohne Maske schon seit Anfang Juli. Die vernudelte Maske am Kinn oder unter der Nase getragen, das halten manche wahrscheinlich für einen lässigen Umgang mit Corona – schleißiger Umgang würde gleich viel unschöner klingen.
Leben und leben lassen ist an sich ein gutes Credo, gerade, wenn es um friedliche Koexistenz in einer größeren Gemeinde oder Stadt geht. Doch wenn eine Seuche die gesamte Gesellschaft bedroht, ist Laissez-faire, das elegante Laufenlassen, keine Antwort. Die Verweigerung der Maske ist nach heutigem Stand der Wissenschaft mit keinem sachlichen Argument zu rechtfertigen. Wenn wir sie alle tragen, schützen wir uns gegenseitig.
Gefahr für alle
Warum also so ein Theater um eine banale Schutzmaßnahme? Ein Grund dafür kann eine Form des Obrigkeitsdenkens sein, im Osten des Landes stärker ausgeprägt als im Westen: Wenn mir etwas von oben vorgeschrieben und mit Strafe belegt wird, dann muss es halt sein – sonst aber nicht, da bin ich einmal widerständig. Ein anderer Grund, die Maske abzulehnen, dürfte in der Individualisierung der westlichen Gesellschaft liegen: Ich zuerst! Wenn das eigene Interesse und Fortkommen in der Welt immer das Wichtigste sind, ist es auch einfacher, in Krisenzeiten auf die anderen zu pfeifen. Und wahrscheinlich haben auch manche die politische Kommunikation vom Beginn der Pandemie falsch abgespeichert. Da hatte die Regierung verständlicherweise appelliert, besonders auf die Risikogruppen zu achten, alte und kranke Menschen – doch heute wissen wir, dass das Virus nicht nur für Oma und Opa, sondern für jede und jeden eine Gefahr darstellen kann, mit unkalkulierbaren Langzeitfolgen.
Wenn eine Seuche die gesamte Gesellschaft bedroht, ist Laissez-faire, das elegante Laufenlassen, keine Antwort.
In einer idealen Welt gäbe es mehr Empathie, die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und sein Handeln stärker danach auszurichten. Oder, weil man Mitempfinden nicht verordnen kann, zumindest mehr Vernunft. Was habe ich davon, wenn aufgrund größerer Corona-Verbreitung das Gesundheitssystem noch mehr Stress bewältigen muss, wenn viele Bereiche des Wirtschaftslebens sich nicht erholen, wenn Angst und Unsicherheit regieren? Nichts. Also einfach die lästige Maske aufsetzen (in Kürze wohl auch wieder verpflichtend im Supermarkt) – und sich nicht wie ein ignoranter Ungustl benehmen.
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