Millionen für Kaufhaus, Anmeldesystem und App

Pandemie bringt kostspielige und teils gescheiterte Projekte mit sich.
Wien Das Kaufhaus Österreich hat viel Steuergeld gefressen. Eine Million Euro kostete das Projekt von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (beide ÖVP). Die Suchfunktion ist mittlerweile gelöscht. Das Ziel, Online-Riesen Konkurrenz zu machen, war maximal gut gemeint. Jetzt wird die Webseite als E-Commerce-Infoseite für Firmen umgebaut. Es bleiben monatliche Wartungskosten von rund 5000 Euro. An der Seite wirkten Accenture, die Digitalberatung und hpc DUAL Österreich mit.
Fast 200.000 Euro monatlich
Nicht ganz so dramatisch ist das Schicksal der Anmeldeplattform „Österreich testet“. Sie dient noch ihrem ursprünglichen Zweck. Drei von neun Bundesländern nutzen sie als Anmeldesystem für kostenlose Schnelltests. Vorarlberg wählt einen eigenen und günstigeren Weg.
Das Gesundheitsministerium zahlte für die Erstellung und Implementierung der Anmeldeplattform knapp 555.000 Euro. Der laufende Betrieb kostet monatlich fast 190.000 Euro. Diese setzen sich laut Ressort von Rudolf Anschober (Grüne) nicht nur aus den Betriebskosten, sondern auch aus Anpassungs- und Weiterentwicklungskosten zusammen. Die A1 Telekom wurde mit dem Projekt beauftragt. Sie begründet, dass es sich um ein hochkomplexes Unterfangen handle, mit dessen Hilfe bisher über zwei Millionen Tests durchgeführt worden seien. Mehrere tausend Stunden Entwicklungszeit steckten dahinter. Support und Betreuung erfolge rund um die Uhr. Unter anderem seien 60 Server und eine zehn Terabyte Datenbank zu betreuen.
Eine Million Euro für Stopp Corona
Fast eine Million Euro umfassen die Förderungen des Gesundheitsministeriums für die Stopp Corona App, bestätigt das Rote Kreuz den VN. Zusätzlich hat die UNIQA-Stiftung zwei Millionen Euro für die Entwicklung, Programmierung, Aktualisierungen und den Betrieb der App gespendet. „Derzeit prüfen wir, ob und wie Testergebnisse über die App nachgewiesen werden können.“ Das wäre eine einfache Möglichkeit, sein Testergebnis stets griffbereit zu haben, erklärt Thomas Marecek, Sprecher des Roten Kreuz. „Accenture ist unser technischer Umsetzungspartner.“ In die Entwicklung seien auch andere Experten – von Datenschutz bis Open-Source – involviert gewesen.
Ob „Stopp Corona“ auch als Impfnachweis dienen könnte, lässt das Rote Kreuz offen. Diesen Vorschlag hat Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) am Donnerstag ins Spiel gebracht. „Die Überlegungen gehen nicht über erste Ideen hinaus“, meint Marecek. „Das wäre nur sinnvoll, wenn es international abgestimmt passiert.“
Plattform aus dem Landhaus
Bregenz Das Land Vorarlberg hatte schon lange vor dem Bund ein digitales Anmeldesystem, berichtet Landesrat Christian Gantner. Vielleicht sei die Version des Bundes optisch schöner. „Technisch ist sie aber eine bloße Kopie unserer Plattform.“ Da hätten die Bediensteten im Landhaus ganze Arbeit geleistet. Die Kosten der Plattform könnten nicht genau beziffert werden. „Sie wurde inHouse in der Abteilung Ia entwickelt.“ Die Abteilung ist für die Informations- und Kommunikationstechnik von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie für Prozessentwicklung zuständig.
Wartung und Betrieb des Anmeldesystems laufen laut Gantner in den normalen Systemen der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle und der Landeswarnzentrale mit. Für die Impfplattform des Landes gelte genau das gleiche.
Gantner fügt hinzu, dass es aufgrund der Pandemie natürlich da und dort personelle Aufstockungen gegeben habe. Das wurde im Budget allerdings auch so berücksichtigt.