Rückkehr zum Klimaschutz

US-Präsident Biden ruft auf Online-Gipfel zum gemeinsamen Kraftakt auf.
washington Mit einem neuen Klimaschutzziel für 2030 und einem internationalen Gipfel haben sich die Vereinigten Staaten im Kampf gegen die Erderwärmung auf der globalen Bühne zurückgemeldet. Bei einem Online-Klimagipfel mit 40 Staats- und Regierungschefs im Weißen Haus rief US-Präsident Joe Biden zu entschiedenem und schnellem Handeln auf, um die Klimakrise einzudämmen. „Die Zeichen sind unübersehbar. Die Wissenschaft ist nicht zu leugnen. Die Kosten des Nichtstuns werden immer höher“, mahnte Biden. Er rief zu einem gemeinsamen Kraftakt auf und sieht insbesondere die größten Volkswirtschaften der Welt in der Pflicht.
Emissionen bis 2030 halbieren
Die USA selbst wollen bis zum Ende des Jahrzehnts ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2005 mindestens halbieren: Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene soll die Verringerung 50 bis 52 Prozent betragen. Mit dem neuen Klimaziel erfüllen die USA eine Vorgabe des Pariser Klimavertrags, in den Biden das Land als eine seiner ersten Amtshandlungen zurückgeführt hat. Sein Amtsvorgänger Donald Trump war aus dem internationalen Abkommen ausgestiegen. Das Klimaabkommen sieht vor, dass die Vertragsstaaten ihre Klimaziele alle fünf Jahre nachbessern. Bei der Weltklimakonferenz in Glasgow im November sollen dies alle Partner offiziell tun.
Experten sind sich einig, dass sich bis 2030 weltweit viel mehr tun muss, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Schon jetzt hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um rund 1,2 Grad erwärmt.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine globale Koalition für Treibhausgasneutralität bis Mitte des Jahrhunderts, an der „jedes Land, jede Region, jede Stadt, jedes Unternehmen und jede Branche“ beteiligt werden sollte. Es brauche Steuern auf den Ausstoß von CO2; Kohle und Öl dürften nicht mehr subventioniert werden, das Verbrennen von Kohle müsse in den Industrieländern bis 2030 auslaufen.
Chinas Staatschef Xi Jinping sagte bei Bidens Gipfel zu, mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, um die Verpflichtungen nach dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Xi versprach eine Verringerung des Kohleverbrauchs seines Landes von 2025 an und eine strenge Kontrolle der Kohlekraftwerke. China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde sowie der größte Kohleverbraucher und Kohlendioxidproduzent – damit kommt ihm im Kampf gegen die Erderhitzung wie den USA eine entscheidende Rolle zu. Während die Regierung die Klimaziele bekräftigt, bemängeln Kritiker einen weiteren Ausbau der Kohleenergie auf lokaler Ebene und einen Zuwachs der Kohleförderung.
Die Europäische Union hat sich offiziell bis 2030 zu einer Senkung der Treibhausgase um mindestens 55 Prozent unter dem Wert von 1990 und zu einer Wirtschaft ohne neue Klimalasten bis 2050 verpflichtet. Großbritannien strebt eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 68 Prozent unter dem Wert von 1990 an. Die unterschiedlichen Ausgangspunkte – 1990 und 2005 – machen die Ziele schwer vergleichbar. Nach Lesart der EU entspricht ein US-Ziel von minus 50 Prozent gegenüber 2005 einer Reduktion von 43 Prozent im Vergleich zu 1990.
„Die Wissenschaft ist nicht zu leugnen. Die Kosten des Nichtstuns werden immer höher.“