Die Frau Prolls sehen nur sich selbst
Frau Proll hat immer eine starke Meinung und äußert diese auch gerne, sobald wer danach fragt. Die Schauspielerin als Auskennerin zur aktuellen Corona-Politik zu befragen, ist in etwa so effektiv, wie früher Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek die Politik seiner Partei einschätzen zu lassen. Man wusste immer schon davor, was man bekommt, wir Medienmenschen wollen es uns eben auch manchmal leichter machen (wobei ich jetzt Erhard Buseks politische Analysen natürlich nicht mit jenen von Nina Proll gleichsetzen möchte).
Jetzt äußert sich Proll im „Profil“ also zur Frage der Impflicht, etwa bei Dreharbeiten: „Ich halte diese Entwicklungen für höchst bedenklich und brandgefährlich und zwar gesamtgesellschaftlich. Was hier stattfindet ist klassische Diskriminierung und Ungleichbehandlung und wird letztlich in eine Zweiklassen-Gesellschaft führen. Getarnt durch angebliche ‚Sorgfaltspflicht‘ geht es hier mit Sicherheit nicht um Gesundheit, sondern um die Ausfallshaftung im Falle eines positiven Coronabescheids.“ Nina Proll sieht keinen Anlass, sich impfen zu lassen – und man möchte es ihr so erklären: Es geht in einer Ausnahmesituation eben nicht nur um sie selbst und ihre Befindlichkeiten, sondern um andere Menschen und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. In einer individualisierten Welt sehen Leute wie Frau Proll nur sich selbst – und es gibt viele Frau Prolls.
Impfpflicht im Spital
Auch wenn manche die Pandemie jetzt gerne in die Sommerpause schicken wollen, aus der sie nie zurückkehren möge, bleiben wesentliche Fragen offen: Werden sich tatsächlich ausreichend Menschen impfen lassen? Wie wird sich die weitaus ansteckendere Delta-Variante auswirken? Und wie kann man eine vierte Welle im Herbst verhindern? Arbeitgeber mit sensiblen Aufgaben wie die Caritas Wien verlangen nun laut „Profil“ schon einen Impfnachweis bei Neuanstellungen, immer mehr Bundesländer fordern im Spitalsbereich eine Impfung als Aufnahmekriterium. Nur zu verständlich, wenn viele und vor allem geschwächte Menschen zusammentreffen.
Impfpflicht ist ein Wort, das man in der verantwortlichen Politik vermeiden will, um Corona-Skeptische nicht noch mehr aufzubringen. In einer freien Gesellschaft, die Teile ihrer Grundrechte in der Pandemie beschneiden lassen musste, sollte man Maßnahmen natürlich genau abwägen. Dennoch, eines muss klar sein: Man kann einer Pandemie und ihren verheerenden Auswirkungen nicht alleine trotzen. Wir alle leben mit den positiven Errungenschaften des Gemeinwesens und tragen deshalb auch Verantwortung dafür. Und unabhängig vom Rest der Welt kann man vielleicht als Milliardär oder Milliardärin wunderbar auf einer Privatinsel leben – aber alle anderen können das nicht.
Kommentar