Zeitenwende in Schwarz-Rot-Gold

Politik / 17.09.2021 • 22:53 Uhr
Laschet tat sich im Wahlkampf oft schwer. Merkel geht in Politpension.DPA
Laschet tat sich im Wahlkampf oft schwer. Merkel geht in Politpension.DPA

Kommende Woche wählen die Deutschen ihren Bundestag. Damit endet die Ära Merkel nach 16 Jahren.

Berlin Das hätten sich bis vor Kurzem wohl nur wenige in Deutschland vorstellen können: Nach 16 Jahren an der Regierung droht den Christdemokraten von Kanzlerin Angela Merkel der Machtverlust. Je näher die Bundestagswahl am 26. September rückt, desto mehr schwindet die Hoffnung aufgrund der Umfragewerte für Merkels CDU und deren bayerische Schwesterpartei CSU, die im Sommer noch wie die sicheren Sieger ausgesehen haben. Im Berliner Kanzleramt könnte tatsächlich ein Machtwechsel kommen.

Rückzug aus der Politik

Die Wahl am letzten September-Sonntag markiert eine Zeitenwende in Deutschland. Nach 16 Jahren endet die Ära Merkel. Europas dienstälteste Regierungschefin, die seit 1990 im Bundestag sitzt und seit November 2005 Kanzlerin ist, tritt nicht mehr an. Sobald ein Nachfolger vereidigt ist, will sich die 67-Jährige aus der aktiven Politik zurückziehen. Zum ersten Mal seit 1949 tritt bei einer Parlamentswahl in Deutschland kein Amtsinhaber an.

Duell ums Kanzleramt

In Merkels große Schuhe treten will Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, seit Jänner CDU-Vorsitzender und seit April gemeinsamer Kanzlerkandidat von CDU und CSU. Doch von den 30 Prozent Mitte Juli ist die CDU/CSU in den Umfragen nun weit entfernt. Sie liegt irgendwo rund um 20 Prozent. Im Wahlkampf tat sich Laschet oft schwer.

In einem ungeahnten Höhenflug segeln dagegen die Sozialdemokraten, die Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz als Kandidaten aufgestellt haben. Nachdem es mit Deutschlands ältester Partei in den Jahren der „GroKo“ (Großen Koalition) unter Merkel in den Umfragen stetig abwärtsgegangen war – auf deutlich unter 20 Prozent -, liegt die SPD nun an der Spitze. Scholz hätte also Chancen, seine bisherige Chefin abzulösen.

Grüne nur noch Dritte

In den seit Samstag veröffentlichten Erhebungen rangieren CDU und CSU zusammen bei 20 bis 23 Prozent. Die SPD verharrt in etwa bei 25 bis 26 Prozent. Die Grünen liegen stabil bei 15 bis 17 Prozent. Die FDP kommt auf 10 bis 13 Prozent, die AfD auf 11 bis 12 und die Linke auf
6 bis 8 Prozent. Der Gesamtwert der sonstigen Parteien hat sich zuletzt leicht reduziert und liegt bei 6 bis 8 Prozent. Ausgewertet wurden die seit Samstag veröffentlichten Erhebungen, sie stammen von den Instituten Insa, Forsa, GMS, YouGov, Kantar, Infratest dimap und Forschungsgruppe Wahlen.

60 Millionen wahlberechtigt

Der Regierungschef wird in Deutschland nicht direkt gewählt, sondern von den Abgeordneten des neuen Bundestags. Die gut 60 Millionen Wahlberechtigten, von denen nicht wenige jetzt schon per Briefwahl abgestimmt haben, entscheiden nur über die Stärke der Parteien im Parlament. Allerdings spielt die Person des Spitzenkandidaten bei der Entscheidung oft eine markante Rolle. Und die aktuelle Kanzlerin Angela Merkel, die immer noch populärste Politikerin im Land ist, steht den Christdemokraten nicht mehr als Zugpferd zur Verfügung.

Baerbock rutschte in den Umfragen ab.

Baerbock rutschte in den Umfragen ab.

Favorit ist derzeit Olaf Scholz.

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