Mit der Datenbrille zum Erfolg

Politik / 29.10.2021 • 16:00 Uhr
Mit der Datenbrille zum Erfolg
„In Wien trauen sie sich mehr, bringen aber nicht alles in der Konsequenz der Vorarlberger zu Ende“, sagt Benjamin Schwärzler. FOTOS: TOBIAS NATTER

Der Lochauer Benjamin Schwärzler ist Gründer und Geschäftsführer von Workheld in Wien.

Wien „Was ich in Vorarlberg schon früh gelernt habe, ist, dass man die Dinge am besten selbst in die Hand nimmt“, erzählt Benjamin Schwärzler – auch wenn er das heute aus der Wiener Entfernung mit etwas Abstand betrachtet. „Nicht immer ist das die richtige Wahl. Trotzdem war das eine entscheidende Lektion für mich. Schließlich ist das grundlegend für jeden Unternehmer.“

Alles richtig gemacht: Etliche Innovationspreise zeugen von Erfolg und Anerkennung.
Alles richtig gemacht: Etliche Innovationspreise zeugen von Erfolg und Anerkennung.

Vorgelebt hat ihm das sein Vater, der als Ingenieur arbeitet. Von der Mutter hat er das Kreative mitbekommen. Die Mischung macht’s aus. „Das hat mich geprägt und auch darin bestärkt, meine eigene Firma zu gründen.“ 2007, nach dem HTL-Abschluss in Maschinenbau, zog Schwärzler zum Studium nach Wien. Während er dort als CAD-Zeichner arbeitete, eroberten gerade Tablet und Co. den Markt. „Da kam mir die ursprüngliche Idee, Tablets mit spezifischen Funktionen für Techniker und Technische Zeichner anzubieten.“

Schwärzlers Apps sind in Europa, von China über Brasilien, bis in die USA im Einsatz.
Schwärzlers Apps sind in Europa, von China über Brasilien, bis in die USA im Einsatz.

Am Bodensee aufgewachsen, weiß Schwärzler den Weitblick am Lochauer Seeufer zu schätzen. Auch das kann prägen. Weitblick bewies er nämlich bald selbst. Als Student nahm er seine Idee mit zu einem Heimaturlaub und wurde „beim Doppelmayr“ vorstellig. „Die haben das evaluiert und ich hatte bald, noch ohne eigene Firma, meinen ersten Kunden.“

Verschiedene Arbeitswelten? „Was man in Vorarlberg gerne vergisst: In Wien kommt man zwar manchmal später ins Büro, man bleibt dort aber oft auch länger", sagt Schwärzler.
Verschiedene Arbeitswelten? „Was man in Vorarlberg gerne vergisst: In Wien kommt man zwar manchmal später ins Büro, man bleibt dort aber oft auch länger", sagt Schwärzler.

2015 gründete der Lochauer Workheld. Das Unternehmen bietet eine Cloudplattform für effizienten Workflow und kurze Kommunikationswege in der Industrie an. Eine App vernetzt Techniker im Feld mit ihren Kollegen im Büro: Auftragsabwicklung, Mitarbeitereinteilung, Materialmanagement etc. „So etwas gibt es doch sicher schon, haben viele damals gesagt. Aber die Videokomponente haben wir ins Spiel gebracht.“ Eine zweite App ermöglicht Video-Assistenz in Echtzeit. „Wenn zum Beispiel ein Techniker auf dem Kran oben ein Problem hat, ruft er über unsere Datenbrille seinen Kollegen im Büro an, der am Bildschirm genau sehen kann, was der Techniker gerade macht. Und der hat auf dem Kran vor allem beide Hände frei zum Arbeiten.“ Über 30 Kunden zählt der 34-Jährige heute weltweit.

Schwärzler machte sich 2015 selbstständig.
Schwärzler machte sich 2015 selbstständig.

In Wien ist er nach dem Studium geblieben. Schwärzler schätzt die privaten und beruflichen Möglichkeiten in der Großstadt. Dort spielt er vor allem gerne Tennis. Auch in Lochau nimmt er die Dinge nach wie vor selbst in die Hand und restauriert alte Motorräder. Die Mischung macht’s aus: „Bei innovativer Technologie trauen sich die Wiener mehr, bringen aber nicht alles in der Konsequenz der Vorarlberger zu Ende. Die Vorarlberger zögern mehr. Wenn sie aber einmal überzeugt sind, ziehen sie es beinhart durch. Der Mittelweg ist mir am liebsten.“ TON

Benjamin Schwärzler

Geboren  03. April 1987 in Bregenz

Wohnort  Wien, Leopoldstadt

Beruf  Geschäftsführer und Gründer bei Workheld GmbH

Ausbildung HTL Bregenz, Studium der BWL (Produktionsmanagement, Entrepreneurship & Innovation) WU Wien

Kontakt www.workheld.com