Management by Chaos
Die Betriebswirtschaftslehre kennt verschiedene Instrumente der Personalführung: „Management by objectives“ zum Beispiel, bei dem zwischen Unternehmensführung und Mitarbeiter:innen Ziele vereinbart werden. Oder „Management by exception“, das darin besteht, dass die Vorgesetzten nur in Ausnahmefällen eingreifen und sich sonst um möglichst wenig kümmern.
Das Vorgehen unserer Regierungsspitzen bei Bund und Ländern könnte man hingegen als „Management by Chaos“ bezeichnen.
„Nun, stabil ist leider nur die Zahl der Spitäler, aber nicht ihre Belegung.“
Die Bundesregierung hat verschiedene Expert:innengruppen eingesetzt, die sich teilweise zu konkurrieren scheinen: Der „Ampelkommission“ (das ist jene Gruppe, die ursprünglich dafür zuständig war, die Corona-Lage zu bewerten) gehen die letzten Öffnungsschritte in Anbetracht der extrem steil ansteigenden Fallzahlen zu weit. Die „Gecko-Kommission“ (das ist jene Gruppe, welche die Corona-Maßnahmen koordinieren sollte) hat sie zumindest nach außen durchaus mitgetragen.
Zum Bizarrsten, was das Pandemie-Management unserer Regierung zu bieten hat, zählen die Interviews des Co-Vorsitzenden von Gecko, Generalmajor Striedinger, der im Kampfanzug ein Abflachen der Infektionszahlen für April verkündet und angesichts der stabilen Spitalszahlen keine Gefährdung der Gesundheitsversorgung befürchtet. Nun, stabil ist leider nur die Zahl der Spitäler, aber nicht ihre Belegung. Stabil ist auch nicht das zur Verfügung stehende Spitalspersonal, sondern selbst massiv durch Corona-Infektionen belastet. Dass möglicherweise nur ein Teil der Spitalsbetten belegt werden kann, wenn die Hälfte des Personals in den Stationen ausfällt, wie dies derzeit schon vorkommt, wird im Interview nicht erwähnt, ist anscheinend unwichtig.
Mit dem „Freedomday“, dem weitgehenden Entfall aller Restriktionen, wollte man zu einem einigermaßen normalen Leben zurückkehren und wohl auch den Corona-Beschränkungen kritisch gegenüberstehende Menschen besänftigen, die sich einschlägigen Parteien zugewendet haben. Beides dürfte nicht gelingen: Die Spitäler werden bis auf Weiteres nicht in den Normalbetrieb zurückkehren, was alle Menschen zu spüren bekommen, die irgendeine medizinische Leistung benötigen. Und die Kritiker der Corona-Maßnahmen sind ohnehin nicht zu überzeugen. Aus diesem Grund sollten die Landeshauptleute, wenn es die Bundesregierung schon nicht tut, dem Beispiel Wiens folgen und wieder schärfere Maßnahmen einführen.
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus und Universitätsprofessor in Innsbruck.
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