Eigentum verpflichtet

Politik / 17.07.2022 • 22:25 Uhr

US-Multi-Milliardär Bill Gates verschenkt mal wieder 20 Milliarden Dollar. Spende für allerlei gute Zwecke, wie die medizinische Versorgung und Lebensrettung von Menschen in aller Welt. (Und nicht, wie von Irregeleiteten verbreitet, die Nonsensgeschichte der heimlichen Implantierung von Microchips zur Errichtung einer ominösen Weltherrschaft).

Gates ist nur einer von 236 Superreichen in 28 Ländern der Welt, die sich im „Giving Pledge“-Verein zum weitestgehenden Weggeben ihres angehäuften Vermögens verpflichteten. Damit haben die Gutwilligen bereits etliche Probleme gelöst oder gemindert, die Politiker und ihre Helfershelfer rund um den Erdball ignorierten oder nicht lösen wollten oder nicht konnten. Natürlich könnten noch sehr viel mehr Gutbetuchte zu der Einsicht kommen, dass sie Reichtümer nie und nimmer selbst verfrühstücken können. Gegenwärtig gibt es 2755 Multi-Milliardäre auf der Welt. Also hoffentlich Glückliche mit einem Vermögen von jeweils mehr als tausend Millionen Dollar oder Euro: Allein 724 in den USA, 698 in China und 117 in Russland. 237 der Ganz-Reichen sind in Deutschland zu Hause, 40 in der Schweiz und 9 in Österreich. Und das ganz große Kassieren geht immer weiter. Expertenschätzungen zufolge wird es mit dem Elektroauto-Mann Elon Musk spätestens 2024 den ersten Billiardär geben: Mit einer Million Millionen auf der hohen Kante. Da die nicht zum Spendier-Klub gehörenden Hyper-Reichen wohl auch demnächst nicht massenhaft Notleidenden aus eigenem Antrieb mit Milliarden unter die Arme greifen, darf gefragt werden: Kann „die Politik“ da nicht etwas nachhelfen? Beispielsweise mit einer wirksamen Bekämpfung der Steuerflucht und der Einführung einer wirklich progressiven Vermögensteuer. Einer in schon etlichen Ländern kassierten Steuer, bei der individuelle Vermögen immer kleiner werden, und die Reichen bei allem „Verlust“ weiterhin viel mehr als genug zum Leben haben. „Enteignung“, werden da auch Nicht-Milliardäre ablehnend klagen, oder mit Marx im Sinn „Kommunismus“ an die Wand malen. Und andere Geister die Schimäre der angeblich Arbeitsplätze und Wohlstand bei Allen schaffenden „Trickle-down“-Theorie bemühen. Dabei wäre es in Wahrheit nur eine Rückbesinnung auf den christlichen Wert der Sozialbindung des privaten Eigentums. Wie sie beispielsweise in Artikel 14 der deutschen Verfassung (Grundgesetz) so beschrieben wird: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Schön wär’s, oder?

„Dabei wäre es in Wahrheit nur eine Rückbesinnung auf den christlichen Wert der Sozialbindung des privaten Eigentums.“

Peter W. Schroeder

berichtet aus Washington, redaktion@vn.at