Krisendiplomatie in Lwiw

Politik / 18.08.2022 • 22:41 Uhr
In der ukrainischen Stadt Lwiw kam es zu einer hochrangigen Zusammenkunft. Turkish Presidential Press Office/RTS
In der ukrainischen Stadt Lwiw kam es zu einer hochrangigen Zusammenkunft. Turkish Presidential Press Office/RTS

Möglicher Einstieg in Verhandlungslösung: Gespräche zwischen Selenskyj, Erdogan und Guterres.

lwiw  Knapp ein halbes Jahr nach dem Überfall Russlands auf das Nachbarland Ukraine verstärken sich die internationalen diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Krieges. Der Verhandlungserfolg durch das Getreide-Abkommen im Juli sei „nur der Anfang“ einer positiven Dynamik, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag nach einem Treffen mit den Präsidenten der Ukraine und der Türkei, Wolodymyr Selenskyj und Recep Tayyip Erdogan, im ukrainischen Lwiw. Erdogan bekräftigte seine Hoffnung auf eine diplomatische Lösung. „Ich glaube weiter daran, dass der Krieg irgendwann am Verhandlungstisch enden wird.“ Das sähen auch Selenskyj und Guterres so, sagte Erdogan laut dem türkischen Präsidialpalast.

Sorge um AKW Saporischschja

Das Treffen in Lwiw im Westen des Landes war für die Vereinten Nationen und die Türkei eine Möglichkeit, den Einstieg in eine Verhandlungslösung mit der Ukraine auszuloten. Selenskyj stellte aber nach ukrainischen Medienberichten klar, Gespräche seien erst möglich nach einem Abzug der russischen Truppen aus den widerrechtlich besetzten Gebieten. Die russische Seite war bei dem Gipfeltreffen nicht vertreten. In den Gesprächen wurde auch die Lage in dem von russischen Truppen besetzten AKW Saporischschja erörtert. Seit Wochen kommt es dort zu Beschuss – Russland und die Ukraine schieben sich dafür gegenseitig die Verantwortung zu. Guterres forderte nach dem Dreier-Gipfel erneut den Rückzug aller Truppen rund um das größte Kernkraftwerk Europas. „Das Gebiet muss entmilitarisiert werden.“ Auch Erdogan warnte vor einer Nuklearkatastrophe: „Wir wollen kein neues Tschernobyl erleben.“ Im Osten der Ukraine kamen währenddessen bei massiven russischen Raketenangriffen auf die Stadt Charkiw nach offiziellen Angaben in der Nacht zum Donnerstag mindestens elf Menschen ums Leben. Dabei handele es sich ausschließlich um Zivilisten, teilte der ukrainische Militärgouverneur Oleh Synjehubow per Telegram mit. Weitere 35 Menschen seien verletzt worden.

Angriffe gab es demnach auch in der rund 80 Kilometer südwestlich gelegenen Stadt Krasnohrad. Dort wurden nach Angaben der Behörden zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Die Informationen ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Getreidelieferungen

Was funktioniert, sind die Getreidelieferungen. Seit der Einigung auf den Korridor für ukrainisches Getreide über das Schwarze Meer sind nach türkischen Angaben 43 Schiffe in See gestochen. 25 davon hätten die Ukraine verlassen, 18 seien auf dem Weg zu ukrainischen Häfen.