Vorarlbergs Männer arbeiten im Haushalt am wenigsten

Aktuelle Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria zeigt krasse Unterschiede zwischen den Bundesländern auf.
Wien, Bregenz Übernehmen Sie daheim Teile der Hausarbeit oder der Kinderbetreuung? Wenn Sie ein Mann sind, liegt die Wahrscheinlichkeit hierfür in Vorarlberg bei 81 Prozent. Hingegen tun das laut Statistik nahezu alle Frauen. Zur Einordnung: In ganz Österreich liegt der Anteil der Männer und Buben, die unbezahlt daheim arbeiten, bei 87,5 Prozent, jener der Frauen und Mädchen bei 95,5 Prozent. Und der Vergleich zeigt: In Vorarlberg ist der Anteil an erwachsenen Männern, die zu Hause arbeiten, mit 84,7 Prozent von allen neun Bundesländern am geringsten. Spitzenreiter ist Tirol mit 93,6 Prozent.
„Es wird Familien schwierig gemacht“
Diese Ergebnisse der aktuellen Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria kommen für Lea Putz-Erath nicht überraschend. Für die Geschäftsführerin des Fraueninformationszentrums Vorarlberg ist das eine logische Folge der in Vorarlberg vorherrschenden sozialen Normen und Werten, verbunden mit den im Land deutlichen unterschiedlichen Gehaltsniveaus je nach Branche: „Männer verdienen oft mehr, das motiviert dann zur Mehrarbeit und macht es für viele dann scheinbar notwendiger, dass ihnen der Rücken daheim freigehalten wird“, sagt die 43-Jährige im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten. Die Folge daraus: „Es wird Familien schwieriger gemacht, anders zu entscheiden, und Familienarbeit partnerschaftlich aufzuteilen“, sagt Putz-Erath.
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Alle Männer und fast alle Frauen im Land geben an, einen Teil ihres Tages für die Pflege sozialer Kontakte und als Freizeit aufzuwenden. Größere Unterschiede werden hingegen im Bereich der Erwerbstätigkeit und der unbezahlten Arbeit deutlich: Während 74,3 Prozent der erwachsenen Männer bezahlter Arbeit nachgehen, tun das nur rund 60 Prozent der Frauen. Und während sich nur 22 Prozent der Männer zumindest einmal pro Woche der Kinderbetreuung widmen, tun das im Land immerhin rund 35 Prozent der Frauen.
Auch der Zeitaufwand hierfür unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern deutlich: Wenn sich ein erwachsener Vorarlberger unbezahlter Arbeit in Haushalt und Familie widmet, tut er das im Schnitt für rund drei Stunden täglich; eine erwachsene Frau hingegen für knappe viereinhalb Stunden.

Um diese Werte stetig anzugleichen, erhofft sich Lea Putz-Erath eine breite gesellschaftliche Debatte über das Thema: „Wir müssen uns fragen, wer das überhaupt verändern will und warum.“ Hierfür dürfe nicht immer nur bei den Frauen angesetzt werden, es benötige etwa gleichzeitig eine Bewusstseinsbildung unter den Arbeitgebern im Land. Und: „Wir argumentieren ja, dass eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen wichtig für die eigenständige Existenzsicherung ist.“ Hier werde sich erst zeigen, ob der geplante Ausbau der Kinderbetreuung dann auch in diesem Ziel resultierte.
„Es war immer klar, wer wofür zuständig ist“
Darauf hofft aber zumindest Katharina Wiesflecker. „Ich empfinde, dass die Rollenaufteilung, was Erwerbsarbeit und Sorgearbeit betrifft, in Vorarlberg noch ein Stück traditioneller ist“, sagt die für die Gleichstellung der Frauen zuständige Landesrätin von den Grünen den VN: „Es war immer klar, wer wofür zuständig ist.“ Dank der jüngeren Generationen werde dieses Rollenbild aber immer weiter aufgeweicht: „Bei jungen Männern kehrt ein anderes Verständnis ein. Sie wollen sehr wohl Care-Arbeit übernehmen, für ihre Kinder da sein und der Frau dadurch mehr Erwerbsarbeit ‚ermöglichen‘.“

Zu den besseren Rahmenbedingungen trage auch der Ausbau der Kinderbetreuung bei, der sowohl in Bund als auch Land angelaufen sei: „Die Zeichen wurden erkannt“, so Wiesflecker. Und das wurde auch Zeit. Denn laut Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria, blieb die Aufteilung unbezahlter Arbeit nach traditionellen Geschlechterrollen seit der letzten Zeitverwendungsstudie in den Jahren 2008 und 2009 „nahezu unverändert“. Für die Studie dokumentierten knapp 7900 Haushaltsmitglieder ab zehn Jahren an zwei vorgegebenen Tagen in zehnminütigen Intervallen ihren Tagesverlauf.
