Eine Woche nach der Wolfssichtung: So geht es jetzt weiter

Vor sieben Tagen war das Video von einem Wolf in Bludenz aufgenommen worden und hatte für viel Aufregung gesorgt.
Bregenz, Bludenz Der Wolf im Siedlungsgebiet – von einer Kamera festgehalten. Die Situation war für Vorarlberg neu. Dementsprechend aufregend war die vergangene Woche. In der Nacht auf Mittwoch war der Wolf in der Südtiroler Siedlung in Bludenz aufgetaucht. Innerhalb kürzester Zeit gab die Bezirkshauptmannschaft Bludenz das Tier zum Abschuss frei. Die klare Botschaft: “Der Wolf hat im dicht besiedelten Raum nichts zu suchen.” Mittlerweile hat sich die Lage ein wenig beruhigt – oder zumindest macht es den Anschein.

“Die Jägerschaft tut viel dafür, das derzeitige Ziel, nämlich den Abschuss des Bludenzer Wolfes, im Sinne des Schutzes der Bevölkerung zu erreichen”, heißt es auf VN-Nachfrage von der Landespressestelle. Wer die Vorarlberger Jägerschaft kenne, wisse, dass auf die Vorarlberger Jägerinnen und Jäger Verlass sei. Denn: “Die Jagd ist der wichtigste Maßnahmenpartner beim Thema Wolf und die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.”
Jägerschaft und Land demonstrieren Einigkeit
Die Vorarlberger Jägerschaft teilt derweil in einer Aussendung mit: “Die vorliegenden Daten zum exponentiellen Wachstum der Wolfspopulation in Europa ermöglichen aus unserer Sicht gezielte Entnahmen zur Lenkung und zur Konditionierung der Wolfspopulation im Sinne eines nachhaltigen Managements, ohne die Gesamtpopulation zu gefährden.” Diese lenkenden Eingriffe, die ja auch bei anderen Wildarten erfolgreich funktionieren würden, sollen zudem die Scheu des Wolfes vor dem Menschen und vor menschlichen Konstruktionen sowie vor Weidetieren fördern.
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Aber: “In diesem Zusammenhang ist die Regulierung von Wölfen, Bären und Luchsen kein explizites jagdliches Ziel.” Allerdings stehe die Jagd in Vorarlberg, vertreten durch die Vorarlberger Jägerschaft und den Verband Vorarlberger Jagdschutzorgane, hinter den Entscheidungen der zuständigen Behörde und werde im konkreten Fall ihren Beitrag zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit leisten. “Einzelne Stimmen aus dem jagdlichen Umfeld mögen diese Absichtserklärung nicht schmälern.”
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Christian Burtscher, Jagdaufsichtsorgan für zwei der vier ausgeschriebenen Abschuss-Reviere, hatte nämlich Zweifel angemeldet. Er sprach Klartext: “Diese Maßnahme ist völlig überzogen und an den Haaren herbeigezogen. Ich für mich kann nur sagen: Ich habe nicht die notwendige Ausrüstung, ich muss von sieben bis 17 Uhr arbeiten, und danach ist es dunkel. Die anderen fünf Jagdnutzungsberechtigten arbeiten auch allesamt. Es wäre zudem reiner Zufall, würden wir dem Wolf in unserem Revier begegnen. So wie es ein Zufall war, als der Mann das Tier in Bludenz sichtete und filmte.”
Jäger stellen sich der Herausforderung
Auch die Vorarlberger Jägerschaft gibt in ihrem offiziellen Schreiben zu: “Die Bejagung eines zum Abschuss freigegebenen Wolfes stellt aufgrund der fehlenden Erfahrungen mit dieser neuen und hochmobilen Wildart eine Herausforderung dar.” Dieser werden sich die gut ausgebildeten Jägerinnen, Jäger und Jagdschutzorgane im Rahmen des erlassenen Bescheides stellen. Dabei sei gegenseitige Hilfe selbstverständlich, um der partnerschaftlichen Verantwortung gegenüber den beteiligten Stakeholdern gerecht zu werden.
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Und was passiert, wenn erneut ein Wolf im Siedlungsgebiet auftaucht? Immerhin könnte das nach Einschätzung des Landeswildbiologen Hubert Schatz in Zukunft ja vermehrt vorkommen. “Wir werden im Interesse der Sicherheit der Bevölkerung schnell und konsequent handeln, wenn es zu Situationen kommt, bei denen eine Reaktion erforderlich ist”, heißt es von der Landespressestelle.
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Auch in Sachen Wolfsmanagement ist Bewegung drin. “Im vergangenen Jahr haben wir die rechtliche Doppelgleisigkeit abgeschafft. Seither ist der Umgang mit dem Wolf ausschließlich durch das Jagdgesetz geregelt. Die dazugehörige, neue Verordnung ist derzeit in Begutachtung und bringt ab ihrem Inkrafttreten größere Rechtssicherheit mit sich, was den Umgang mit Schad- und Problemwölfen angeht.” Wichtig sei zudem die europäische Ebene. “Dort gibt es Bewegungen in die richtige Richtung. Die EU-Kommission spricht sich dafür aus, den Schutzstatus des Wolfes herunterzusetzen, was wir begrüßen. Jetzt sind die Vertragsstaaten der Berner Konvention am Zug.”

Den Wolf, der all die Aufregung ausgelöst hatte, dürfte das herzlich wenig jucken. Er wurde nach den Aufnahmen nicht mehr gesehen und ist wahrscheinlich schon längst über alle Berge. Ab 1. April könnte er wiederkommen. Denn dann endet die Befristung des Bescheides.