Kinderbetreuung: So steht es um den Versorgungsauftrag im Land

Kinderbetreuungsplätze in Vorarlberg sind oft noch nicht mit einer Vollzeitstelle der Eltern vereinbar.
Bregenz, Dornbirn In der Kinderbetreuung bewegt sich vieles. „Echte Wahlfreiheit“ ist ein Schlagwort der Politik. Diese ist nur mit ausreichend Angebot gewährleistet. Die Gemeinden sind dafür verantwortlich, das Angebot bereitzustellen. Die größte Herausforderung bleibt das Personal, berichtet die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann. Im Vergleich zum Vorjahr sind nach Angaben des Landes rund 420 zusätzliche Personen in Vorarlberger Einrichtungen mit Kleinkind- und Kindergartengruppen tätig. Doch es müssen mehr werden.
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Versorgungsauftrag fast vollständig erfüllt
Der gesetzliche Versorgungsauftrag sieht vor, dass die Gemeinden ab heuer allen Kindern von drei bis fünf Jahren ganzjährig einen Betreuungsplatz zur Verfügung stellen müssen. Ab kommendem Jahr soll es für alle Volksschulkinder, die den brauchen, einen Betreuungsplatz am Nachmittag geben. 2025/26 sind die Zweijährigen mit einem Angebot von mindestens fünf Stunden pro Tag am Zug. „Aktuell sind uns nur wenige Einzelfälle bekannt, in denen der Versorgungsauftrag nicht voll erfüllt wird“, berichtet die zuständige Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink: „Denen gehen wir selbstverständlich nach.“

Die Einrichtungen könnten bislang ihr Angebot aufrechterhalten, wenngleich sich der Personalmangel bemerkbar macht. Ein Thema ist die Leitung der insgesamt 1285 Gruppen. „Es gibt 42 Gruppen, in denen besonders qualifizierte Assistenzkräfte anstelle von pädagogischen Fachkräften im Einsatz sind“, sagt Schöbi-Fink. Deren Einsatz beschränke sich teilweise aber nur auf einzelne Tage oder Halbtage. Dies bedeute, dass pädagogische Fachkräfte zwar dort arbeiteten, aber nicht während der gesamten Öffnungszeiten anwesend seien. Auch in 18 Inklusionsgruppen gestaltet sich der Personaleinsatz flexibler. Hier sind Pädagoginnen tätig, die über keine inklusive Zusatzqualifikation verfügen. In 47 Gruppen ist nur eine statt zwei Inklusivpädagoginnen tätig.

Noch keine flächendeckende VIF-Konformität
Derzeit besuchen 34,3 Prozent der einjährigen Kinder eine Kinderbetreuungseinrichtung. Mehr als zwei Drittel von ihnen befinden sich in einer Gruppe, die als VIF-konform gilt. VIF ist der „Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf“ und setzt eine wöchentliche Öffnungszeit von mindestens 45 Stunden pro Woche und 47 Wochen pro Jahr voraus.
Bei den Zweijährigen besuchen 64,7 Prozent eine Kinderbetreuungseinrichtung (60 Prozent VIF-konform). Bei den Dreijährigen werden 87,5 Prozent institutionell betreut (48,1 Prozent VIF-konform). Fast alle Vier- und Fünfjährigen (99,5 und 98,6 Prozent) besuchen eine Kinderbetreuungseinrichtung (knapp 44 Prozent VIF-konform).
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„Die durchschnittlichen Anmeldezeiten der Kinder sind fast 20 Stunden geringer, als die durchschnittlichen Öffnungszeiten der Einrichtungen“, berichtet Schöbi-Fink von Vorauswertungen für das aktuelle Betreuungsjahr. Außerdem: Während 75 Prozent der Kinder in ganztägigen oder VIF-konformen Gruppen betreut werden, „nehmen nur rund 23 Prozent der Kinder dieses ganztägige Angebot auch in Anspruch“.
Das soll nicht über den steigenden Bedarf hinwegtäuschen. In Vorarlberg wurden 2022 und 2023 insgesamt 90 neue Gruppen geschaffen (50 davon VIF-konform), vier davon von heimischen Betrieben. Heuer sollen weitere 62 Gruppen hinzukommen. „Der überwiegende Anteil der Plätze entfällt auf die Altersgruppe der Null- bis Dreijährigen“, erklärt die Landesstatthalterin.

Nur mit der Wunscheinrichtung klappt es nicht immer
In Dornbirn eröffnet im Herbst etwa „Ob der Bahn“ eine Spielgruppe, auch der Kindergarten Langegasse wird ausgebaut. 2025 kommen weitere Plätze hinzu, unter anderem in der Riedgasse und im Kindergarten Rohrbach. „Allen Kindern kann ein Platz mit den gebuchten Betreuungszeiten zur Verfügung gestellt werden“, allerdings nicht zu 100 Prozent in der Wunscheinrichtung. An den Volksschulen würde der Versorgungsauftrag gewährleistet. „Aufgrund der höheren Anmeldezahlen bedarf es aber eines sukzessiven Ausbaus der Räumlichkeiten.“

Mit strukturellen Maßnahmen wie Essen im Schichtbetrieb könnten die Bedarfe aktuell gedeckt werden. Bei den Kindern von null bis sechs Jahren baue die Stadt kontinuierlich aus. „Ziel ist es, 85 Prozent der dreijährigen Kinder im Kindergarten unterzubringen, um in den Kleinkinderbetreuungseinrichtungen Platz für die Ein- und Zweijährigen zu schaffen“, erklärt Kaufmann zudem. So könne auch der Versorgungsauftrag für die Zweijährigen ab 2025/26 erfüllt werden, ist die Bürgermeisterin überzeugt.
Bei Personal setze die Stadt auf Qualifikationsmaßnahmen von internen Schulungen bis hin zur Qualifizierung von Assistenzkräften. Mit den Pädagoginnen und Pädagogen sowie den Assistenzkräften steht und fällt das Angebot. Diese zu finden, wird in Zukunft maßgeblich dafür, den Kindern jene Bildungs- und Betreuungsplätze zu bieten, die sie brauchen.
