Taten sollen folgen
Vorarlbergs Köpfe müssen voll mit Ideen sein. Eine Vision jagt die nächste. Auch Vorarlbergs Schubladen dürften bis oben hin gefüllt sein, denn darin landen üblicherweise große Verkehrspläne im Land. Speziell, wenn die Pläne mit Schienen zu tun haben. Für Straßen wird noch eher in die Geldbörse gegriffen.
Zumindest bei einem Großprojekt sind die Bagger aufgefahren: dem Stadttunnel in Feldkirch. Ob er tatsächlich vollumfänglich gebaut wird, ist nicht in den Stadtschrofen gemeißelt. Trotzdem: Die Idee wurde in den 1990er-Jahren geboren, jetzt wird gebaut. Das ist für Vorarlberger Verhältnisse fast Lichtgeschwindigkeit – wenn man es mit der S 18 vergleicht. Der Stummel in St. Margarethen für den Anschluss an das österreichische Autobahnnetz existiert seit den 1960er-Jahren. Die Chance, dass er die S 18 nie küssen wird, ist groß. Zu viele Hürden könnten dafür sorgen, dass sich die Pläne in die Schublade zu den anderen Plänen gesellen. Von den Kosten ganz zu schweigen.
Zur Ringstraßenbahn etwa oder zum Wälderexpress. Zur Unterflurlösung, zur Bahnröhre durch den Pfänder, zum zweiten Gleis über den Arlberg, zur Verlängerung der Montafonerbahn, zu FL.A.CH, zur Unterflurtrasse – ein großer Haufen Stahl findet sich in der Ablage der Vorarlberger Planerinnen und Planer. Gleise haben es hierzulande schwer.
Landeshauptmann Wallner hat schon recht, wenn er betont, dass der öffentliche Verkehr im Land massiv ausgebaut worden ist. Ein Umstand, den auch der zuständige Landesrat Zadra stets hervorhebt. Aber: Was bringen Busse, wenn sie im Stau stehen? Was bringen Züge, wenn sie keinen Platz mehr haben? Irgendwann muss das heiße Eisen Infrastruktur angepackt werden.
Mit jedem verstrichenen Jahr wird ein großes Infrastrukturprojekt unwahrscheinlicher. Einspruchsmöglichkeiten wurden verbessert und der Naturschutz verstärkt. Und nicht zu vergessen: Die Kosten steigen rasant. Hinzu kommt das S-18-Problem: Zum Zeitpunkt der Idee und der Planung sah die Welt anders aus.
Projekte werden geboren, verschleppt und schubladisiert. Manche können sich als Macher präsentieren, ohne einen Finger zu rühren. Das darf nicht sein. Große Worte sind das eine, aber ohne Taten bleiben sie hohl. Der aktuelle Landtagswahlkampf zeigt eigentlich, wie gut es tut, wenn Parteien über konkrete Ideen diskutieren. Nach der Wahl werden sie an ihren Taten gemessen. Denn eines kann unser schönes Land nicht mehr brauchen: mehr Luftschlösser.
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