Diskussion um Handyverbot an Schulen weitet sich aus

Politik / 11.09.2024 • 17:03 Uhr
ABD0008_20190227 – FULDA – DEUTSCHLAND: 25.02.2019, Hessen, Fulda: SchŸlerin Jolin Witzel nutzt auf ihrem Handy wŠhrend des Unterrichts eine Physik-App. (zu dpa ÇTotal digital: Fuldaer Schule Vorbild mit Multimedia-UnterrichtÈ vom 27.02.2019) Foto: Jšrn Perske/dpa +++ dpa-Bildfunk +++. – FOTO: APA/dpa/Jšrn Perske
Seit die Tablets im Unterricht gelandet sind, ist das Smartphohne während des Unterrichts fast überall nicht mehr erlaubt. APA

An den Schulen hat niemand eine Freude mit Smartphones. Von Verboten hält aber kaum jemand etwas.

Schwarzach In Griechenland ist das Handy bereits aus den Schulen verbannt worden. Auch in den Niederlanden, Italien und neu auch in Belgien ist das der Fall. Nun beginnt die Diskussion in Österreich. Die Neos sind mit ihrem Vorschlag eines Handyverbots an den Pflichtschulen vorgeprescht. Von einem generellen Verbot ist man an den Schulen allerdings wenig begeistert.

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Zum Beispiel im Gymnasium Dornbirn Schoren. Bis zur dritten Klasse muss das Handy immer in der Schultasche bleiben, auch in den Pausen und mittags, erklärt Direktor Reinhard Sepp. „Außer man fragt um Erlaubnis.“ Ab der vierten Klasse gibt es keine Regelung mehr – außer natürlich, dass Handys im Unterricht verboten sind. Die Regelung könnte sich jetzt allerdings ändern. „Wir hatten die ersten drei Klassen in einem Gebäudeteil, darum traf es diese Klassen. Jetzt hat sich das geändert, jetzt denken wir auch über eine Änderung der Regel nach.“ Von einem Verbot hält er nichts. „Es hätte zwar den Vorteil, dass sich Schulen Diskussionen ersparen würden, aber wir beschließen normalerweise, was wir für richtig halten, und sind nicht darauf angewiesen, was man uns vorgibt.“

Ihn erwischte Corona: Reinhard ­Sepp  VN/Lerch
Reinhard Sepp vom BRG Dornbirn/Schoren möchte an der Schule selbst entscheiden können.  VN/Lerch

Ähnlich sieht es in der Mittelschule Mittelweiherburg in Hard aus. Die Handys landen im Spind oder in einer Aufbewahrungsbox, im Unterricht haben sie nichts verloren. Auch in der Mittagspause überlegt Direktor Christian Höpperger bereits, die Handyzeit zu verkürzen. Von einem generellen Gesetz hält er wenig. Wie auch Alexander Frick, Vorsitzender des Zentralausschusses der Vorarlberger Pflichtschullehrer. „Diese Frage wird an den Standorten eigenständig gelöst. Viele haben während des Unterrichts ein Handyverbot. Bei digitaler Grundbildung verwenden manche aber noch das Handy. Seit es die Tablets gibt, ist das allerdings nicht mehr wirklich nötig.“ Ein Verbot sei nicht zielführend, weil Kinder auch den Umgang damit lernen sollen. „Im Unterricht stört es natürlich, aber es gibt genug schulautonome Regeln.“

Drohung MS Mittelweiherburg - Schriftzug "Amoklauf 20.03." am Mädchentoilette
Christian Höpperger denkt in Hard über eine handyfreie Zeit in den Pausen nach. VOL/MAYER

Auch an den Volksschulen sei es schon ein Thema, sagt Frick. „Das ist jetzt meine Privatmeinung, aber ich würde den Eltern raten: Vor der Mittelschule ist es noch zu früh für ein Smartphone.“ In der Volksschule seien aber auch schon Lehrer mit Eltern konfrontiert gewesen, weil deren Kinder ihr Handy ausschalten mussten und die Eltern ihr Kind nicht mehr tracken konnten.

Von solchen Überwachungsmaßnahmen hält Andreas Prenn von der Supro Vorarlberg nichts. „Es bietet sich zwar an. Aber wenn das Kind nicht möchte, dass es überwacht wird, dann wird es eine Möglichkeit finden, dem zu entkommen.“ Auch für Prenn ist klar, dass es in der Volksschule noch zu früh ist. „Aber in der Mittelschule kommt man nicht mehr daran vorbei. Auch weil die ganze Kommunikation mit der Schule über das Smartphone läuft.“ Auch das kritisiert er. „Früher ist man aus der Schule raus und hatte eine Ruhe von den Lehrern und der Schule. Und die Lehrer hatten eine Ruhe von Schülern und Eltern. Kinder haben ein Recht auf Freizeit.“ Einem Verbot kann Prenn nichts abgewinnen. „Es braucht ein Gesamtkonzept für den Umgang mit Handys. Ein reines Verbot wäre mir zu wenig.“

Katharina Wöss Krall neue Bürgermeisterin Rankweils
Andreas Prenn, Leiter der Supro, fordert ein Gesamtkonzept statt einem reinen Verbot. VN

Die Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink verweist auf die Schulautonomie – und auf das ÖVP-Wahlprogramm, wonach das Handyverbot an Schulen zumindest geprüft werden soll. Die FPÖ fordert laut Wahlprogramm zumindest ein Verbot im Unterricht – wie es derzeit schon an den meisten Schulen gehandhabt wird.

Für ein Gesetz brauche es den Bund, betont Schöbi-Fink. Dafür sei sie zwar offen, eine Empfehlung als Landesrätin möchte sie aber nicht abgeben. Dass Kinder viele Stunden am Handy verbringen, sieht sie kritisch, weshalb handyfreie Pausen wichtig seien. Das Bildungsministerium verweist ebenfalls auf die Hausordnung der Schulen, wo der Umgang mit Handys geregelt werden kann, und empfiehlt sogenannte Handygaragen. Darin können Handys während der Unterrichtszeit geparkt werden.

Interview mit Barbara Schöbi-Fink
Barbara Schöbi-Fink steht einem Verbot offen gegenüber, möchte aber selbst keine Empfehlung abgeben. VN/Steurer

Der richtige Umgang mit Kindern und dem Smartphone

Für Andreas Prenn von der Supro steht fest: Das Volksschulalter ist noch nicht der richtige Zeitpunkt für ein Smartphone. “Wenn ein Kind dann ein Smartphone bekommt, ist es wichtig, dass ich mich damit beschäftige, was das Kind damit macht. Man muss klare Regeln festlegen: Zu welchen Uhrzeiten, in welchen Räumen und bei welchen Aktivitäten können sie es nützen? Im Schlafzimmer beim Schlafen oder bei den Hausaufgaben sollte kein Handy in der Nähe sein. Beim gemeinsamen Essen sind alle Smartphones weg. Auch die der Eltern.” Ein Kind sollte man aber nicht mit dem Handy überwachen, zudem sollten Inhalte nur gemeinsam kontrolliert werden. “Ansonsten ist es ein großer Vertrauensbruch und man findet nie mehr etwas am Handy.” Es braucht auch einen Anlass, also wenn zum Beispiel Verdacht auf Mobbing im Klassenchat besteht. “Dann spricht man das an und sagt: Lass uns doch gemeinsam mal schauen, was du auf dem Handy hast.” Je älter das Kind, desto länger die Vorlaufzeit, rät Prenn. “Einem 15-Jährigen würde ich davor 15 Minuten Zeit geben, dass er private Dinge auf dem Handy löschen kann, was Mama und Papa nicht unbedingt sehen müssen.” Tipps zum Umgang mit Kindern und Smartphone gibt es auf der Webseite der Supro: www.supro.at