Nationalratswahl wird zum Zweikampf

Politik / 13.09.2024 • 18:00 Uhr
ABD0049_20230224 – WIEN – …STERREICH: Bundeskanzler Karl Nehammer und FP…-Chef Herbert Kickl im Rahmen einer Sondersitzung des Nationalrats anlŠsslich ein Jahr russischer Angriffskrieg auf die Ukraine auf Verlangen der NEOS am Freitag, 24. Februar 2023, im Parlament in Wien. – FOTO: APA/ROBERT JAEGER
Herbert Kickls FPÖ liegt in den Umfragen knapp für Karl Nehammers ÖVP. APA

Umfrage der Bundesländerzeitungen zeigt: An der Spitze ist es knapp. Der dritte Platz ist hingegen aktuell klarer besetzt.

Wien „Jetzt deutet alles auf einen Zweikampf hin“, analysiert Spectra-Chef Stefan Duttenhöfer die aktuelle Umfrage seines Instituts zur Nationalratswahl im Auftrag der Bundesländerzeitungen. Die FPÖ liegt weiter an erster Stelle, aber dahinter hat sich die ÖVP im Vergleich zur Umfrage von Ende Juli merklich von der SPÖ abgesetzt. Zudem hat die ÖVP den Abstand zur FPÖ von fünf auf drei Prozentpunkte verringern können.

Nationalratswahl wird zum Zweikampf

Die FPÖ kommt demnach weiter auf 27 Prozent, dahinter folgen die ÖVP mit 24 (Ende Juli: 22) und die SPÖ mit 21 Prozent (Ende Juli: 22). „Die FPÖ liegt auch in dieser Umfrage stabil voran und hat gute Aussichten, die Wahl zu gewinnen. Ein Unsicherheitsfaktor könnte jedoch die tatsächliche Wahlbeteiligung der FPÖ-Sympathisanten sein“, sagt Duttenhöfer. Denn knapp 20 Prozent der deklarierten FPÖ-Anhänger gaben in der aktuellen Spectra-Erhebung an, nicht zu wissen, ob sie wirklich zur Wahl gehen werden – ein deutlich höherer Wert als bei ÖVP und SPÖ.

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Deshalb sei auch noch vieles möglich, ergänzt der Vorarlberger Politikwissenschaftler Marcelo Jenny von der Universität Innsbruck. „Laut Schwankungsbreite könnte die Reihenfolge auch anders aussehen. Auch die Abstände könnten anders sein. Ich persönlich glaube aber nicht, dass die Reihenfolge der Top drei anders ist.“

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Die Umfrage zeige allerdings, dass in der Schlussphase noch vieles möglich sei – sowohl positiv als auch negativ aus Sicht der jeweiligen Parteien, insbesondere der ÖVP. „Sie ist in Schlagdistanz zur FPÖ. Es ist zwar wahrscheinlich, dass die FPÖ auf Platz eins durchs Ziel geht, aber der Abstand wird knapper. Dieser Abstand ist für mögliche Regierungsverhandlungen entscheidend.“ Da laut Umfrage FPÖ und ÖVP nur auf eine knappe Mehrheit kommen könnten, würde es der ÖVP wenig bringen, wenn sie der FPÖ Stimmen abnimmt. „Dann wäre es eine furchtbar knappe Geschichte. Das müssen beide im Blick haben, wenn sie eine Koalition bilden möchten“, betont Jenny. Insgesamt sei die ÖVP trotz Platz zwei in einer komfortablen Situation, weil sie sowohl für eine Mehrheit mit der FPÖ als auch ohne FPÖ nötig sei.

Marcelo Jenny
Politikwissenschaftler Marcelo Jenny.

Für Duttenhöfer von Spectra steht fest: „Die FPÖ muss im Finale noch mobilisieren, das sieht man auch an einigen Aussagen von FP-Chef Herbert Kickl.“ Berücksichtige man den Faktor der tatsächlichen Wahlabsicht der eigenen Anhänger, sei das Rennen zwischen FPÖ und ÖVP noch enger.

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Die SPÖ liegt laut Umfrage auf dem dritten Platz. Und laut Jenny ist es unwahrscheinlich, dass sich da noch etwas ändert. „Andererseits wird man an der SPÖ nicht vorbeikommen, wenn es eine Alternative zu Schwarz-Blau wird.“ Neos und Grüne kämpfen um Platz vier, was ebenfalls für eine Verhandlung über eine Dreierkoalition entscheidend sei, sagt Jenny. Auch Duttenhöfer betont: Für die SPÖ sei mit Blick auf Koalitionsverhandlungen noch jede Stimme wichtig. „Da geht es schlicht um die Frage, ob man in einer möglichen Dreierkoalition dann Partner auf Augenhöhe oder eben nur Juniorpartner ist.“

Duttenhöfer erkennt in den Daten vor allem ein Phänomen, unter dem kleine Parteien oft zu leiden haben: „Wenn sich Wähler angesichts der Konstellation fragen, wie sie am meisten mit ihrer Stimme bewegen können, dann kommt es oft dazu, dass man zwar eine kleine Partei emotional sympathischer findet, am Ende aber doch eine größere Partei ankreuzt.“ Dieser Effekt könnte vor allem auch die Bierpartei und KPÖ treffen. Auch Jenny betont: „Es kann sich immer noch viel bewegen, in beide Richtungen. Die KPÖ muss sich ernsthaft Sorgen machen, sollten sie sich weiterhin unter der Vier-Prozent-Schwelle bewegen. Weil sonst bewegen sich die Wähler eher von ihr weg. Auch die Bierpartei ist in dieser gefährlichen Zone.“