Blick auf Vorarlbergs Entwicklung hat sich dramatisch verschlechtert

Politik / 13.10.2024 • 20:43 Uhr
ABD0114_20241013 – BREGENZ – …STERREICH: (v.l.) GrŸnen-Spitzenkandidat Daniel Zadra und …VP-Spitzenkandidat und Landesrat Markus Wallner, im Rahmen der Vorarlberger Landtagswahl 2024, aufgenommen am Sonntag, 13. Oktober 2024 im Landhaus in Bregenz. – FOTO: APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Die Verluste der ÖVP waren geringer als prognostiziert. Zufrieden scheinen die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger aber aktuell nicht zu sein. APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Die FPÖ gewinnt von ÖVP und Nichtwählern Stimmen dazu. Die Wahlmotive zeigen, dass die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger vor allem Teuerung und Zuwanderung mit Sorge betrachten.

Schwarzach Die ÖVP hat am Sonntag jede fünfte Stimme von 2019 an die FPÖ verloren. Das zeigt die Wählerstromanalyse von Foresight für den ORF. Die ÖVP konnte 72 Prozent ihrer Wählerinnen und Wähler von vor fünf Jahren wieder gewinnen. 15.000 Personen, die bei der letzten Wahl noch ÖVP gewählt haben, haben aber dieses Mal ihr Kreuz bei der FPÖ gemacht.

Der größte Zustrom zur Volkspartei kam mit 9000 Stimmen von Personen, die 2019 nicht gewählt haben oder nicht wahlberechtigt waren. Kleinere Zugewinne erzielt die ÖVP von SPÖ und Grünen, mit den Neos bilanziert sie ausgeglichen: 3000 Stimmen kamen von den Neos, ebenso viele gingen an diese verloren. 

ãHerkunftÒ der Stimmen 2024 im Vergleich zu 2019; Quelle: APA/ORF/Foresight; Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschlie§lich Kunden mit einer gŸltigen Vereinbarung fŸr Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. FŸr weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 1407-24, 88 x 106 mm
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Grüne verloren fast an alle

Die Grünen konnten 58 Prozent ihrer Wählerinnen und Wähler von 2019 mobilisieren. Gröbere Verluste gingen an alle Parteien außer an die FPÖ: 4000 Stimmen wanderten zu den Neos, je 3000 zu SPÖ und ÖVP. Die Duell-Erzählung Wallners hat also nicht für eine signifikante Wählerwanderung zur ÖVP gesorgt. Von Personen, die 2019 nicht gewählt haben oder nicht wahlberechtigt waren, erhielten die Grünen 2000 Stimmen dazu. Spannend ist die Frage, wie sich der Stimmenzuwachs der FPÖ zusammensetzt. Zum einen gelang den Freiheitlichen, die Menschen zu mobilisieren, die 2019 nicht gewählt haben oder nicht wahlberechtigt waren: insgesamt 11.000 Personen. Zudem konnte die Partei 86 Prozent ihrer Wählerinnen und Wähler von 2019 wieder gewinnen. Den stärksten Zugewinn erhielt die FPÖ mit 15.000 Stimmen von der ÖVP. Verluste gab es mit 1000 Stimmen lediglich an die SPÖ, von der die FPÖ im Gegenzug aber 2000 Stimmen dazu gewinnen konnte.

Die SPÖ mobilisierte 61 Prozent ihrer Wählerinnen und Wähler. 3000 Personen, die 2019 noch ihr Kreuz bei der SPÖ gemacht hatten, wechselten zur ÖVP, 2000 zur FPÖ. Zugewinne erzielte die SPÖ mit 3000 Stimmen vor allem von den Grünen. Die Neos konnten 48 Prozent halten. Sie gewannen 3000 Stimmen von den Grünen dazu und verloren je 1000 Stimmen an FPÖ und SPÖ. Mit der ÖVP bilanzieren sie ausgeglichen.

Jede zweite befragte Person sagte, die Bundespolitik in ihre Wahlentscheidung einbezogen zu haben. 44 Prozent trafen eine „ausschließlich Vorarlberger Entscheidung“. Ähnlich geteilt war der Blick auf die schwarz-grüne Landesregierung. 49 Prozent gaben an, mit deren Arbeit in der vergangenen Legislaturperiode sehr oder ziemlich zufrieden zu sein. 45 Prozent gaben sich wenig oder gar nicht zufrieden. 2019 waren noch 61 Prozent zufrieden mit der Koalition.

Die wahlkampfentscheidenden Themen

Teuerung und Zuwanderung: Das waren die wichtigsten Themen im Wahlkampf. Jeweils 41 Prozent der 1218 Wahlberechtigten, die an der ORF-Wahlbefragung von Foresight/Isa teilgenommen haben, gaben das an. Insgesamt hat sich der Blick der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger auf die Entwicklung ihres Bundeslandes eingetrübt: 39 Prozent sehen eine negative Entwicklung. Im Vergleich zu 2019 hat sich dieser Wert verdoppelt. Hingegen bewerteten 24 Prozent der Vorarlberger die Entwicklung der letzten Jahre als positiv, 33 Prozent neutral. 2019 waren es noch 36 bzw. 45 Prozent gewesen.

Weitere wichtige Wahlmotive waren „Die Erhaltung unserer Demokratie“ und „Gesundheit und Pflege“ (jeweils 33 Prozent). Es folgten „Krieg und internationale Sicherheit“ mit 32 Prozent. „Kriminalität und Schutz“ kamen auf 31 und „Umwelt- und Klimaschutz“ ebenso wie „Wohnen“ auf 30 Prozent.

Die Bilanz der schwarz-grüne Landesregierung: 49 Prozent gaben an, mit deren Arbeit in der vergangenen Periode sehr oder ziemlich zufrieden zu sein. 45 Prozent gaben sich wenig oder gar nicht zufrieden. 2019 waren noch 61 Prozent zufrieden mit der Koalition.

Für ein Viertel der ÖVP-Wählerschaft war der Spitzenkandidat ausschlaggebend. Inhaltliche Standpunkte machten nur elf Prozent aus. Bei der FPÖ-Wählerschaft war das hingegen mit 35 Prozent wichtigstes Wahlmotiv. Bei den Grünen waren sie sogar für 59 Prozent klar wahlentscheiden.

ÖVP-Wähler wünschen sich als Koalitionspartner die Neos (35 Prozent), die Grünen (31 Prozent), die SPÖ (30 Prozent) und schließlich die FPÖ (26 Prozent). FPÖ-Wähler wünschen mit Abstand die ÖVP als Koalitionspartner (59 Prozent).