Die Parteien nach der Wahl: “…und jetzt ein großes Bier”

Siegesstimmung herrscht bei zwei Parteien vor, andere geben sich selbstkritischer – und sehen sich als Opfer der VP-Strategie.
Von Marlies Mohr und Matthias Rauch
Bregenz Die Landeshauptstadt als Partymeile nach der Landtagswahl: Besonders hoch her ging es im “Kornmesser”, wo sich die ÖVP niedergelassen hatte. Auf den Hauptgast des Abends mussten Wahlhelfer, Funktionäre und Regierungskollegen allerdings lange warten. Erst zwei Stunden nach dem geplanten Beginn der Wahlparty lief Landeshauptmann Markus Wallner unter enormem Blitzlichtgewitter und rauschendem Applaus ein.

Die Erleichterung darüber, den jungen FPÖ-Widersacher trotz Verlusten und gegenteiliger Vorhersagen doch deutlich hinter sich gelassen zu haben, stand indes allen mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben. “Niemand hätte gedacht, dass wir das erreichen”, sagte Wallner in einem ersten Statement an seine Mitstreiter, um dann noch zu ergänzen: “Wir können überraschen und haben überrascht.” Auch von Ehefrau Sonja schien eine große Last gefallen zu sein: “Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass der Wahlkampf und damit der ganze Druck weg ist”, hielt sie mit ihren Gefühlen nicht hinter dem Berg. Markus Wallner indes hatte nach dem aufreibenden Wahlsonntag schließlich nur noch eines: “Lust auf ein großes Bier.”

Siegesstimmung
Am anderen Ende der Fußgängerzone ließ Christof Bitschi nicht so lange auf sich warten. Am Eingang der Kreuzbar erwartete ihn unerwarteter Besuch: Pauline Gangl und Waltraud Wimeder aus Schärding nächtigten im Weißen Kreuz; sie wünschten sich und erhielten ein Foto mit dem blauen Wahlgewinner des Tages. “Es ist der Moment, Danke zu sagen für ein historisches Ergebnis”, wandte sich der FPÖ-Parteiobmann nach einem euphorischen Empfang an die Partei. “Wir haben lange auf 1999 zurückgeblickt, für manche vielleicht zu lange.” Das damalige Rekordergebnis wurde nun überflügelt.
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Die FPÖ sei auf die kommenden Wochen gut vorbereitet, das Ziel ist Regierungsverantwortung. “Noch nie war unser Abstand zur ÖVP geringer”, stößt etwa Lucas Bargehr vor der Tür ins selbe Horn. Eine weitere schwarz-grüne Regierung wäre schließlich eine Koalition der Verlierer. “Wir sind heute eine Koalition mit der Bevölkerung eingegangen, diese ist mir viel wichtiger”, betont Bitschi derweil den Wahlsieg. Und in Richtung seiner Frau Julia: “In fünf Jahren mache ich dich zur Frau Landeshauptmann”, stellt er weitere Erfolge in Aussicht.


Verlierer des Duells
Bei den Grünen im Kesselhaus war die Stimmung kurz vor dem Eintreffen der Parteispitze um 19 Uhr gemischt. Die Rahmenbedingungen hätten sich seit 2019 verschlechtert, der Rechtsruck in Europa spürbar. Und das von der ÖVP ausgerufene Duell um Platz eins habe viele Wechselwähler von 2019 aus dem grünen wieder ins schwarze Lager gelockt. Eva Hammerer und Daniel Zadra dankten dem Team entsprechend emotional für ihren Einsatz. “Ich hätte euch allen ein besseres Ergebnis gewünscht, aber wir sind noch im Spiel”, betont Zadra. Man ist die dritte Kraft, schnitt stärker ab als im Nationalrat. Ängste, dass man sich mit aller Kraft an der Regierungsbeteiligung klammern werde, zerstreut die Doppelspitze. Man könne nicht nur hervorragende Regierungsarbeit, sondern auch hartnäckige Oppositionsarbeit, erinnert Zadra.
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Gedämpft war die Stimmung bei der SPÖ im Magazin vier. “Wir können uns nichts vorwerfen”, betont Mario Leiter. Bevor die ÖVP das Duell mit der FPÖ beschwor, habe man sich bei über 12 Prozent gesehen, sieht man sich als Opfer der schwarzen Strategie. Man habe mit Wohnen und Teuerung die richtigen Themen gesetzt, kann Gewinne in Dornbirn und Lustenau vorweisen. “Vielleicht liegt es auch an mir”, stellt Leiter sich selbst infrage, dies müsse man selbstkritisch reflektieren.

Motiviert für 2025
Die Neos starteten mit ihrer Wahlparty im “Neptun” schon am frühen Nachmittag. Zahlreiche pinke Luftballons ließen daran keinen Zweifel. Die Freude über einen marginalen Zugewinn war jedoch etwas getrübt. “Das erfundene Duell der ÖVP mit der FPÖ hat liberale Wähler zur ÖVP getrieben. Das zeigte sich auch im Gespräch mit Bürgern”, resümierte Johannes Gasser. Trotzdem: Jeder Zuwachs sei positiv und eine Motivation für die Gemeinderatswahlen 2025. Konstantin Kudra (19) aus Bludenz, schon seit fünf Jahren als Aktivist bei den Neos dabei, sprach von einem super Wahlkampf, konnte seinen Ärger über das “erfundene Duell” aber nur schwer verbergen. Der junge Mann will jedenfalls politisch weitermachen.
