Ab 2040 jeder vierte Vorarlberger über 65 Jahre alt

Politik / 27.11.2024 • 15:13 Uhr
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Vorarlbergs Bevölkerung über 65 Jahre wächst weiter. Die Menschen bleiben länger fit, aber nicht unbedingt erwerbstätig. Die Politik steht vor Herausforderungen bezüglich des Sozialsystems. APA

Die Trendprognose der Statistik Austria zeigt: Die Bevölkerung wächst zwar, doch die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Das betrifft auch Vorarlberg.

Wien Österreichs Bevölkerung wächst weiter. Die Herausforderungen im Pensionssystem werden aber dadurch nicht kleiner. Das zeigt die neue Trendprognose der Statistik Austria, die am Mittwoch in Wien präsentiert wurde. 2080 werden 10,2 Millionen (aktuell 9,1 Millionen) Menschen im Land leben. Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 64 Jahren sinkt aber. Im Vorjahr wurde laut Prognose bereits das Maximum erreicht. Österreich wächst nur durch Zuwanderung, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Vorarlberg wächst bis 2040 um 7,7 Prozent und bis 2080 um 15,7 Prozent. Bis 2040 betragen die Geburtenbilanzen insgesamt 12.278, die sogenannten Wanderungsbilanzen 21.926. In der Demografie wird damit die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung in einem Zeitraum bezeichnet. Der Anteil der Wanderungsgewinne beträgt somit in Vorarlberg 64 Prozent.

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Positive Geburtenbilanz in Vorarlberg

Im Bericht der Statistik Austria heißt es: „Zählte Österreich 2001 knapp über acht Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, ergab sich bis 2023 eine Zunahme um 13,8 Prozent auf 9,1 Millionen. Von dem Zuwachs entfielen nur rund 0,2 Prozent auf Geburtenüberschüsse, der überwiegende Teil waren Wanderungsgewinne.” Die Geburtenbilanz am Bevölkerungswachstum in Vorarlberg für das Vorjahr betrug ein Plus von 565 Personen, nur Wien (+823) und Tirol (+119) liegen sonst noch im positiven Bereich. Das Bevölkerungswachstum in Vorarlberg von 2001 bis 2023 betrug im Jahresdurchschnitt ein Plus von 16,2 Prozent, das heißt ein Wachstum von 351.356 auf 408.399 Menschen.

Zahl der Geburten 2018-2023, Geburtenbilanz nach BundeslŠndern, Quelle: Statistik Austria; Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschlie§lich Kunden mit einer gŸltigen Vereinbarung fŸr Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. FŸr weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 0703-24, 88 x 110 mm

“Gäbe es keine Zuwanderung nach Österreich, würde die Bevölkerungszahl nicht wachsen, sondern schrumpfen und im Jahr 2080 nur 6,9 Millionen Menschen ausmachen”, sagte Thomas. Das wäre das Niveau von 1950. Der Saldo aus Geburten und Todesfällen falle in der Prognose konstant negativ aus: Es sterben mehr Leute, als geboren werden.

Insgesamt altert die Gesellschaft weiter

Nur das Alterssegment ab 65 Jahren wird österreichweit wachsen und 2060 bereits 29,3 Prozent betragen. Vorarlberg liegt hier landesweit im Durchschnitt: Im Vorjahr betrug der Anteil der Personen ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung 18,3 Prozent. 2040 werden es laut Trendprognose 25,7 Prozent, 2080 genau 29 Prozent sein.

Nach Altersgruppen, Quelle: Statistik Austria; Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschlie§lich Kunden mit einer gŸltigen Vereinbarung fŸr Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. FŸr weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 1621-24, 88 x 94 mm

Vor allem in den vergangenen zwei Jahren bekamen Frauen weniger Kinder. Das werde in wirtschaftlich unsicheren Zeiten auch international beobachtet, heißt es vonseiten der Statistik Austria. Derzeit liegt Österreich bei 1,3 Kindern pro Frau. Im langen Zeitraum sei davon auszugehen, dass sich die Quote wieder erhöht. In Vorarlberg lag die Quote im Vorjahr bei exakt 1,5 Kindern.

Auswirkungen auf Pensionen und Pflege

Im Vorjahr gab es in Österreich 5,6 Millionen Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren, diese Zahl wird laut Thomas sinken, bis 2040 um rund 265.000 Personen und danach bis 2050 auf einem Niveau von rund 5,3 Millionen stagnieren. Bis 2063 dürfte sie auf ein Minimum von 5,2 Millionen absinken und bis 2080 wieder leicht auf 5,3 Millionen steigen. Das habe Auswirkungen “auf sämtliche umlagefinanzierte soziale Sicherungssysteme, also zum Beispiel Gesundheit, Pensionen oder auch Pflege”. Das Pensionssystem wird zum Beispiel weiterhin teurer.

Hier kommen zwei weitere Herausforderungen hinzu. Erstens gehen die Menschen in Österreich relativ früh in Pension. Das zeigt auch ein europäischer Vergleich. Schweden steht an der Spitze: 78 Prozent der 55- bis 64-Jährigen sind erwerbstätig. In Deutschland sind es 74,6 Prozent. Der Durchschnitt der EU-27 liegt bei 63,9 Prozent. Österreich liegt im unteren Drittel mit 57,3 Prozent. Nur jeder zweite Mann zwischen 60 und 64 Jahren arbeitet noch in Österreich.

Zweitens ist laut Daten der Statistik Austria die Teilzeitquote in Österreich hoch, hier brauche es in Österreich jedoch Daten zur Stundenzahl der Teilzeitbeschäftigten. “Der Arbeitsminister würde sich sicherlich darüber freuen”, sagte Thomas bei der Pressekonferenz. Die Erwerbspersonenzahl wird in Österreich weiter zurückgehen. “Ohne Zuwanderung würde das noch stärker ausfallen”, betonte Thomas. Dass die Bevölkerung insgesamt wächst, habe auch mit geopolitischen Krisen zu tun, die immer wieder Migrationsbewegungen auslösen.