“Was lernen Sie aus den Wahlergebnissen, Herr Leiter?”

Mario Leiter spricht im VN-Jugendinterview über die gemeinsame Schule, Brückensanierungen und das Wahlarztsystem.
Interview: Amanda Raimund und Michael Prock
Schwarzach Parteien sprechen viel über die Jugend und die nächste Generation. Aber treffen sie wirklich die Themen der Jugend? Die VN haben Jugendreporterin Amanda Raimund gebeten, die fünf Jugendsprecherinnen und Jugendsprecher der im Landtag vertretenen Parteien zu sprechen. Die Fragen stammen aus ihrer Feder. Als Zweites an der Reihe: Der Jugendsprecher der Vorarlberger SPÖ, Landesparteichef Mario Leiter.
Herr Leiter, woran arbeitet Ihre Partei gerade?
Mario Leiter Wir haben die ganzen Budgetthemen bearbeitet. Vor- und Nachteile des Budgets, wo mangelt es, wo fehlt das Geld, vor allem im Bereich der Gesundheit etwa. Oder beim Wohnen, da fehlen viele tausend Wohnungen. Auch im Pflegebereich oder im Verkehrsbereich. Da steht kein Geld für Brückensanierungen zur Verfügung. Wir haben in Vorarlberg zwei Brücken der Klasse fünf, die müsste man sperren. Da sehen wir eine große Gefahr diese Brückensanierungen sollte man sofort machen.
Ihre Partei ist für die Schule der zehn- bis 14-Jährigen. Wie kann es funktionieren, dass das Gleichgewicht zwischen überforderten und unterforderten Kindern gehalten wird?
Leiter Der Landeshauptmann hat immer von einer Modellregion Vorarlberg gesprochen. Mittlerweile ist eine neue Regierung angetreten und die Modellregion ist durch. Sie wird es nicht mehr geben. Die verschränkte Schulform macht natürlich Sinn. Sie hat einen sozialen Charakter, die Schwächeren lernen von den Stärkeren. Wir haben auch das Bestreben, dass eine Ganztagsschule entwickelt wird. In Skandinavien sieht man, dass es funktioniert, wenn die Schüler von 8 bis 16 Uhr in der Schule sind, lernen, Hausaufgaben machen, Sport betreiben und so weiter. Und danach haben sie frei und müssen sich um nichts Schulisches mehr kümmern. Und die Eltern können besser wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen.

Denken Sie, dass es den Jungen gefallen würde, jeden Tag von 8 bis 16 Uhr in der Schule zu sein?
Leiter Die genaue Schulform muss man natürlich austüfteln. In den skandinavischen Ländern funktioniert es. Derzeit haben wir Schlüsselkinder. Sie sind am Vormittag in der Schule, haben einen eigenen Wohnungsschlüssel und gehen am Mittag nach Hause. Die Eltern müssen arbeiten, weil sie sich das Leben sonst nicht leisten können. Nicht alle Menschen sind gut betucht. Dann sind die Schüler alleine daheim und wir wissen nicht, was sie tun.
Im Wahlprogramm steht, dass sie das Wahlarztsystem zurückfahren wollen. Wie möchten Sie das machen?
Leiter Das ist falsch gelesen, wir möchten nicht das Wahlarztsystem zurückfahren. Wir möchten die Kassenärzte hochfahren. Die Wahlärzte halten momentan das Gesundheitssystem aufrecht. Viele haben derzeit keinen Zugang zu einem Kassenarzt. Wenn ich jetzt nach Lustenau übersiedle, bekomme ich keinen Platz. Kassenärzte haben manchmal 200 Patienten am Tag.
Was macht die SPÖ für meine Generation? Wie ermöglicht die SPÖ uns ein gutes Leben?
Leiter Wir sind die Partei, die tatsächlich die Kinder und Jugend extrem fördert. Uns ist Bildung wichtig. Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche Fremdsprachen lernen. Die SPÖ schaut auf den Sportbereich, möchte Öffis bis 25 gratis und dass man gratis studieren kann.

Was lernen Sie aus den Ergebnissen der Nationalratswahl und der Landtagswahl?
Leiter Bei der Nationalratswahl war es ein Duell wie bei der Landtagswahl. Wir hatten eine gute Kampagne. Dann ist das Duell ausgerufen worden, das war ein politischer Schachzug, die anderen Parteien konnten nicht dagegen halten.
Warum sind Sie Politiker geworden?
Leiter Aus großer Leidenschaft. Mein Sohn hat mich 2015, als ich als Bürgermeister angetreten bin, gefragt, was ich in den nächsten zehn Jahren ändern möchte. Wir haben uns dann angesehen, was in den zehn Jahren davor verändert wurde und nichts gefunden. Er sagte dann, ich sei ein Macher, ich tue was für junge Leute, darum soll ich antreten. Darum bin ich auch in die Landespolitik. Ich bin Polizist und ich habe eine Firma. Da bräuchte ich die Politik nicht zum Leben. Aber es ist mein Lebensinhalt geworden. Politik ist mein Hobby, aber auch meine Liebe.
