“Wie kann man das alles finanzieren, Frau Hammerer?”

Politik / 03.01.2025 • 15:27 Uhr
Jugendinterview Amanda Raimund Eva Hammerer
Eva Hammerer im Gespräch mit Amanda Raimund. VN/Prock

Eva Hammerer spricht im VN-Jugendinterview über Social Media bei Jugendlichen, die gemeinsame Schule und die Zukunft der Jugend.

Interview: Amanda Raimund und Michael Prock

Bregenz Parteien sprechen viel über die Jugend und die nächste Generation. Aber treffen sie wirklich die Themen der Jugend? Die VN haben Jugendreporterin Amanda Raimund gebeten, die fünf Jugendsprecherinnen und Jugendsprecher der im Landtag vertretenen Parteien zu interviewen. Die Fragen stammen aus ihrer Feder. Als Drittes an der Reihe: Die Jugendsprecherin der Vorarlberger Grünen, Eva Hammerer.

Woran arbeitet Ihre Partei gerade?

Eva Hammerer Die generellen Themen bei den Grünen sind Klimaschutz, Naturschutz und soziale Gerechtigkeit. Bei der sozialen Gerechtigkeit geht es um das Wohlergehen aller. Das betrifft auch den Schutz derjenigen, die sich nicht gut wehren können.

In welchem Bereich möchten Sie am ehesten etwas ändern?

Hammerer Als Jugendsprecherin beschäftigte ich mich ganz stark mit dem Thema Social Media, Handy und Internet im Zusammenhang mit der psychischen Belastung von Kindern und Jugendlichen. Das macht mir große Sorgen. Immer mehr Jugendliche sind immer stärker psychisch belastet. Süchte nehmen zu, Angststörungen, Schlafstörungen, Essstörungen, Selbstverletzungen und so weiter. Die Spiele, die Selfies und der wahnsinnige Druck durch Influencerinnen, die vielen Stunden, die man am Handy verbringt … All das hat das Aufwachsen von Kindern radikal verändert.

Und was kann man da tun?

Hammerer Zum Glück ganz viel. Als Erstes benötigt es Bewusstseinsbildung bei den Eltern. Es muss wieder mehr reale Erlebnisse und weniger digitale Erlebnisse geben. Das heißt, auch Eltern müssen an sich arbeiten, dass sie nicht ständig ins Handy schauen, sondern mit ihren Kindern reden. Der zweite große Unterschied zum Aufwachsen im Vergleich zu früher ist, dass wir damals extrem viel im Freien herumgerannt sind. Es gab keine Handys, sondern viele Spiele draußen, wie Fangen, Verstecken, Seilspringen und andere Bewegungsmöglichkeiten. Auch Klatsch- und Reimspiele gehörten dazu. Der Umstand, dass mittlerweile viele solche Spiele fehlen, belastet Kinder in der sozialen Entwicklung. In Australien hat man Social Media bis 16 verboten, was ich wichtig und gut finde.

Ihre Partei ist für die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen. Wie kann das Gleichgewicht zwischen unterforderten und überforderten Schülern gehalten werden?

Hammerer Das wäre ein wichtiges Projekt, damit der Bildungserfolg aller Kinder nicht mehr davon abhängt, wie gebildet die Eltern sind oder wie viel Geld sie haben. Mit der gemeinsamen Schule bekommt man bei allen Kindern die besten Ergebnisse. Man sieht zum Beispiel in Hard bei den jahrgangsübergreifenden Klassen, dass es gut funktioniert. Da erfüllen die Kinder in einer Woche ein Lernpensum, und wer früher fertig ist, kann schon etwas Neues lernen. Jedes Kind kann in dem Tempo lernen, in dem es die beste Leistung erbringt. Das motiviert sie.

Jugendinterview Amanda Raimund Eva Hammerer
Eva Hammerer: “In Feldkirch wird unfassbar viel Geld in einen Tunnelkreisverkehr gesteckt, damit man kürzer im Stau steht. Mit dem Geld könnte man viel sinnvollere Dinge tun.” VN/Prock

Ihre Partei möchte eine Ringstraßenbahn, viele Photovoltaikanlagen, jährlich 1000 neue Wohnungen und so weiter. Wie kann man das alles finanzieren?

Hammerer Indem man die Dinge, die weniger Sinn machen, weglässt und mehr Geld in die Sachen investiert, die viel Sinn machen. In Feldkirch wird unfassbar viel Geld in einen Tunnelkreisverkehr gesteckt, damit man kürzer im Stau steht. Mit dem Geld könnte man viel sinnvollere Dinge tun.

Was tun die Grünen, damit meine Generation ein gutes Leben führen kann?

Hammerer Das wichtigste ist, dass die Klimakatastrophe nicht eintritt und der Planet gut bewohnbar bleibt. Das zweite Thema ist der Bildungsbereich. Schülerinnen und Schüler brauchen wieder mehr Freude am Lernen. Wir haben in der Corona-Pandemie gesehen, dass Schulen wichtige Orte für junge Menschen sind.

Warum sind Sie Politikerin geworden?

Hammerer Ich wollte immer einen Beruf, in dem man sich dafür einsetzen kann, dass etwas besser wird. Und in so einem Beruf bin ich gelandet.

"Wie kann man das alles finanzieren, Frau Hammerer?"
Die 14-jährige Amanda Raimund führt für die VN Interviews mit den fünf Jugendsprecherinnen und Jugendsprechern der im Landtag vertretenen Parteien. VN/Paulitsch

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.