Zusatzgebühr für Automatentickets gekippt

Bregenz 50 Cent sind nicht viel Geld, aber auch Kleinvieh macht Mist. Der Vorarlberger Verkehrsverbund erhoffte sich durch einen Aufschlag von 50 Cent pro Ticket, Buskundinnen und -Kunden dazu zu bewegen, ihre Tickets schon vor Fahrantritt zu kaufen. 50 Cent verlangt der VVV zusätzlich, wenn die Fahrkarten im Bus gekauft werden. Nun fällt diese – von der Opposition als Strafgebühr bezeichnete – Zusatzgebühr wieder. Das gab Landesstatthalter Christof Bitschi (FPÖ) am Mittwoch im Landtag bekannt. Dem voraus ging eine hitzige Diskussion.

Das Kleinvieh in Zahlen: Rund eine Million Fahrscheine werden heuer im Bus entweder beim Fahrer oder an den Automaten gekauft. Die Zusatzgebühr bringt dem Verkehrsverbund also rund 500.000 Euro; bei den fast dreifachen Kosten. Der VVV gibt die Kosten für die Tickets im Bus mit rund 1,4 Millionen Euro aus. Finanziell bleibt der Verkauf im Bus also trotz Zusatzgebühr ein Verlustgeschäft. ÖVP-Abgeordneter Clemens Ender bringt einen weiteren Aspekt in die Diskussion: Die Sicherheit. Schließlich sei es gefährlich, wenn speziell ältere Menschen im Bus stehen müssen, um sich ein Ticket zu kaufen, statt sich direkt hinzusetzen. Zuvor brachte SPÖ-Klubobmann Mario Leiter das Thema ins Rollen – schließlich war es eine SPÖ-Anfrage, die das Thema in den Landtag brachte. Leiter sprach von einer Strafgebühr und sah die Verantwortung bei ÖVP, Grüne und FPÖ gleichermaßen. Betroffen seien vor allem jene Menschen, die sich kein Auto leisten können. Sie müssen jetzt auch noch 50 Cent mehr pro Ticket zahlen, ärgerte er sich. Zudem nahm er die FPÖ in die Pflicht, die mit Landesstatthalter Christof Bitschi das neue zuständige Regierungsmitglied stellt. Schließlich kämpfe die FPÖ für Bargeld – eigentlich.

Auch der grüne Klubobmann Daniel Zadra betonte die soziale Komponente der Bargeldzahlung und von gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsmitteln. Der ehemals zuständige Landesrat referierte zudem, wie viele Menschen die verschiedenen sozialen Angebote für den öffentlichen Verkehr nutzen: 23.000 Monatskarten maximo fair, 5300 Faircards, 1200 Klimaticket eco … Allesamt Angebote, über die Gerfried Thür (Neos) vergeblich nach Infos googelte. Er habe eine Pressemeldung aus dem Jahr 2016 gefunden, aber keine direkten Hinweise. Grundsätzlich verstehe er das Ziel, dass es ab 2030 keine Ticketautomaten mehr in Linienbussen geben soll. Wichtig sei, dass dieser Schritt der Attraktivität des öffentlichen Verkehrs nicht schadet.

Christof Bitschi wehrte sich gegen die Kritik. Sein erster Impuls sei es zwar gewesen, diese Gebühr sofort abzuschaffen. Dann habe er sich aber eingehender mit dem Thema auseinandergesetzt; und sich mit Sozialinstitutionen unterhalten. Diese hätten ihm erläutert, dass es ein gutes Angebot gebe. Die soziale Treffsicherheit sei besser als früher, ist Bitschi überzeugt. Trotzdem soll noch ein zusätzliches Neun-Euro-Wochenticket eingeführt werden. Schließlich aber gab der Landesstatthalter auch bekannt: “Wir schaffen den 50-Cent-Aufschlag beim Ticketkauf am Fahrscheinautomaten ab.”