Dornbirns neuer Bürgermeister vor schwierigen Verhandlungen

SPÖ stellt als drittstärkste Partei den Bürgermeister von Dornbirn. Theoretisch könnte sich eine Mehrheit gegen die SPÖ ausgehen.
Dornbirn Gabriele Sprickler-Falschlunger kann es kaum glauben. Mit Freudentränen in den Augen steht sie vor dem Rathaus in Dornbirn. 14.45 Uhr, die Bürgermusik steht bereit, daneben eine Menschentraube mit SPÖ-Mitgliedern und Sympathisanten. Alle blicken gebannt auf den Rathaus-Eingang. Sie warten auf den neuen Dornbirner Bürgermeister: Markus Fäßler. Der 44-jährige übernimmt in wenigen Minuten den Taktstock der Musik – und jenen im Dornbirner Rathaus. Zum ersten Mal seit 1945 stellt die SPÖ den Bürgermeister der größten Stadt des Landes.
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Dass ein Fässler (oder Fäßler) Bürgermeister wird, war schon davor klar. Und als um 13 Uhr die Wahllokale schließen, zeichnet sich schon ab, welcher der beiden. Zu dieser Zeit sind bereits die ersten drei Sprengelergebnisse vorhanden. Es sind zwar nur etwas mehr als 400 Stimmen, aber sie zeigen: Die Wähler von Christoph Waibel (FPÖ) dürften sich wohl für Markus Fäßler ausgesprochen haben. Ebnit, Kehlegg und Gütle ist mit 66 Prozent klar in SPÖ-Hand. Ein Trend, der sich im Laufe des Nachmittags in ganz Dornbirn bestätigt. Am Ende holt Markus Fäßler 58,13 Prozent der Stimmen, Julian Fässler 41,87 Prozent. 16.605 Dornbirnerinnen und Dornbirner gaben ihre Stimme ab, was eine Wahlbeteiligung von 43,6 Prozent ergibt. Viele sind also gar nicht wählen gegangen.
Fässler tritt zurück
Während die Roten feiern, stecken die ÖVP-Verantwortlichen die Köpfe zusammen und treffen eine Entscheidung. Um 16 Uhr gibt der unterlegene Kandidat Julian Fässler bekannt: “Die Wahl ist nicht so ausgegangen, wie wir uns das erhofft haben. Auf diesem Weg gratuliere ich allerdings auch Markus Fäßler für das Ergebnis. Ich übernehme selbstverständlich für beide Wahlausgänge die volle Verantwortung. Und das bedeutet auch, neue Wege zu gehen, also zurückzutreten.” Er sieht in der niedrigen Wahlbeteiligung einen Grund für das Ergebnis: “Manche unserer Wählerinnen und Wähler waren sich vielleicht schon zu sicher und sind erst gar nicht mehr wählen gegangen. Wir haben es nicht geschafft, entsprechend zu mobilisieren. Aber das soll keine Ausrede sein, ich übernehme die volle Verantwortung.”
Schwierige Verhandlungen
Das Trio Alexander Juen, Karin Feurstein-Pichler und Thomas Winsauer übernimmt vorerst das Ruder. Und damit mögliche Koalitionsverhandlungen. Die ÖVP ist klar stärkste Partei in Dornbirn, sie hält 13 Mandate und könnte theoretisch mit den Grünen oder der FPÖ eine Koalition gegen den SPÖ-Bürgermeister stellen. Umgekehrt hat sich Markus Fäßler bereits kurz nach dem Wahlsieg im Interview geäußert: Er hätte gerne Julian Fässler als Vizebürgermeister. Diese Option hat sich zwar schon zerschlagen, aber seine Präferenz ist klar. Es warten intensive Verhandlungen.
Aber ohne Julian Fässler. “Es war mir eine besondere Ehre, für das Land und später für die Stadt tätig sein zu dürfen. Ich freue mich auf den neuen Lebensabschnitt”, sagt der ehemalige Landtags-Abgeordnete in seinen Rücktrittsworten. Auch Markus Fäßler steht vor einem neuen Lebensabschnitt, mit dem er sichtlich nicht gerechnet hat. Im ersten Interview ringt er um Worte: “Es ist unglaublich”, rutscht ihm immer wieder raus. Am 9. April konstituiert sich die neue Stadtvertretung in Dornbirn. Ob und falls ja, welche Koalition dann regiert, ist noch völlig offen. Aber eines ist fix: Dann tritt Andrea Kaufmann endgültig ab. Und macht Platz für den ersten roten Bürgermeister der Messestadt: Markus Fäßler.









