Fleißig, authentisch, bärig: So ist der neue Dornbirner Bürgermeister

Wer ist Markus Fäßler? Weggefährten erzählen Geschichten über den ersten SPÖ-Bürgermeister der größten Stadt des Landes.
Dornbirn Markus Fäßler stellt sich wohl bewusst neben den großen Braunbären in der Inatura, als er einen der finalen Wahlaufrufe aufzeichnet. Damals hätte er wohl nicht geglaubt, was am 30. März Realität werden sollte. Die Dornbirnerinnen und Dornbirner haben Fäßler zum ersten roten Bürgermeister ihrer Stadt gewählt. „Es ist unglaublich“, sagt der 45-Jährige am Sonntag immer wieder. „Ich gebe ehrlich zu, damit habe ich nicht gerechnet.“

In der Partei gehen die Emotionen hoch. Freunde, Bekannte, Wegbegleiter scharen sich um den Wahlsieger, der mit 58,13 Prozent das Rennen für sich entscheiden kann. Fäßler ist kein Unbekannter in der Stadt, seit 20 Jahren in der Stadtvertretung aktiv und seit 2019 Stadtrat. Zwischenzeitlich war er Vizebürgermeister. Der Sozialdemokrat erfährt über die Parteigrenzen hinweg große persönliche Wertschätzung. „Er ist ein feiner Kerl, da er eine irrsinnig gesellige Art hat, was einen Gutteil seines Wahnsinnserfolgs ausgemacht hat“, sagt FPÖ-Spitzenkandidat Christoph Waibel. Hinsetzen, reden, zuhören, ein Bierchen trinken…, das könne Fäßler. “Wir gehen nach den Sitzungen immer aufs Dach, rauchen miteinander und tauschen uns aus. Privat kann ich nur Gutes über ihn sagen“, betont Waibel. Politisch sei das anders. „Aber das ist normal. Er ist ein Roter, ich bin ein Blauer,…“

Bodenständig und aufgeschlossen
Fäßler ist bekannt für seine soziale, offene Art. „Er ist bodenständig und aufgeschlossen zugleich, dabei immer authentisch“, begründete der einstige Dornbirner SPÖ-Obmann, Gebhard Greber, 2019 unter anderem, warum sich Fäßler als neuer SPÖ-Stadtrat eignet. Weitere Argumente: Sach- und Sozialkompetenz, hoher Arbeitseinsatz, überzeugter Sozialdemokrat, volksnah.
Mit diesen Zuschreibungen bleibt Greber auch sechs Jahre später nicht alleine. Auf die Frage „Wer ist Markus Fäßler?” hört man diese Attribute immer wieder.
Aus einer Großfamilie
Fäßler ist 1980 geboren und wuchs im Hatlerdorf auf. „Ich komme ursprünglich aus einer ganz großen Familie und bin das jüngste von sieben Kindern“, erzählt er vor der Wahl im Rahmen der Serie „Ganz Privat“ von VN, VOL.at und LändleTV.

Der Dornbirner ist gelernter Schlosser, hat länger im Fahrzeugbau gearbeitet, besuchte im zweiten Bildungsweg die Gewerkschaftsschule und war lange als Regionalsekretär der GPA tätig. In Folge arbeitete er in verschiedenen Funktionen für die Vorarlberger SPÖ, unter anderem leitet er das Karl-Renner-Institut im Land.
In der GPA war Fäßler Nachfolger von Michael Ritsch, dem heutigen Bregenzer Bürgermeister. Dieser beschreibt seinen künftigen Amtskollegen als unkompliziert, als jemanden, der den Leuten zuhöre und sich regelmäßig zum Marktplatz stelle, um mit ihnen zu reden. Und: „Markus ist ein unfassbar fleißiger Mensch.“ SPÖ-Chef Mario Leiter bestätigt das: „In der Landesgeschäftsstelle ist Markus keine Arbeit zu viel. Er organisiert Veranstaltungen, baut selber Tribünen auf, stellt Beachflags auf, er packt überall mit an. Er ist unkompliziert und verbindlich. Die Dornbirnerinnen und Dornbirner werden von ihm begeistert sein.“

“Der bewegendste Moment”
Für die einstige Parteiobfrau Gabriele Sprickler-Falschlunger war der Wahlsieg Fäßlers „politisch gesehen der bewegendste Moment” überhaupt. Als Fäßler 2005 Teil der Stadtvertretung wurde, war sie noch Stadträtin. „Es hat sich eine sehr respektvolle, empathische Beziehung zwischen uns entwickelt.” Sprickler-Falschlunger lobt Fäßlers Teamfähigkeit und ausgleichende Art, mit der er es stets schaffe, die Wogen zu glätten. Übrigens war es auch Fäßler, der sie überzeugte, noch einmal Parteivorsitzende zu werden, nachdem die Vorarlberger Sozialdemokratie mit internen Streitereien in die Krise gestürzt war.
Familie und Weitwandern
Seine Kraft findet Fäßler wohl bei seiner Familie und in der Natur. „Die Familie steht an erster Stelle“, sagt er. Eine weitere Leidenschaft ist das Weitwandern. „Die erste, eindrücklichste Route war rings um Dornbirn. Das sind 66 Kilometer.“ Danach ging es etwa von der Haustüre bis zum Comer See. „Es ist lustig, wie man sich auf einer solchen Wanderung selbst reflektiert.“

Gabriele Sprickler-Falschlunger schätzt Fäßlers Ruhe und respektvollen Umgang, auch mit dem politischen Mitbewerber. Man höre ihn nicht schlecht über andere reden. „Das würde seiner grundsätzlichen Wertehaltung widersprechen.“ Ähnliches berichten Leiter und Ritsch. „Leute, die ihn besser kennen, sagen, er ist ein Bärle“, erklärt der Bregenzer Bürgermeister. “Ich habe ihn noch nie laut oder närsch erlebt.“ Fäßler pflege das Miteinander, betont SPÖ-Chef Leiter. „Er ist wie ein Kuschelbär.“

Der Wahlaufruf neben dem Braunbären war somit eine Nachricht mit Augenzwinkern. Das passt: Denn auch für seinen Humor ist Fäßler bekannt. Noch besser wird man ihn künftig aber als jenen Mann kennen, der erster SPÖ-Bürgermeister Dornbirns wurde. Das Bärle hat die Stadt mit dem Birnbaum erobert.