Umschichtungen bei schulischer Assistenz: Direktoren und Lehrer wehren sich

Petition mit über 2150 Unterschriften soll an Schöbi-Fink übergeben werden. Schulleiter spricht von steigenden Herausforderungen.
Schwarzach Die Diskussion um die Bereitstellung von Assistenzstunden an Vorarlbergs Schulen geht weiter. Massive Kritik kommt von den Grünen. Unterdessen haben Direktoren eine Petition für Lehrerinnen und Lehrer aufgelegt, die sie am Donnerstag der zuständigen Landesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) übergeben wollen. Sie fordern, dass die Stundenkontingente der tatsächlichen Bedarfssituation angepasst werden. Den Initiatoren zufolge unterstützten am Dienstag schon 2150 Pflichtschullehrerinnen und -lehrer das Ansuchen, es kämen laufend welche dazu.
Laut Schöbi-Fink werden keine Stunden gekürzt, es bleiben exakt 5846 an der Zahl, die VN berichteten. Die Zuteilung werde jedoch jedes Jahr neu abgehandelt. Allerdings, so betont Direktor Christoph Wund von der Volksschule Kirchdorf in Lustenau, steige der Bedarf. Diesen erstellt die Schuldirektion gemeinsam mit pädagogischen Beraterinnen und Berater, die im Auftrag der Bildungsdirektion arbeiten.
Daniel Zadra und Christine Bösch-Vetter (Grüne) haben im Zuge eine Anfrage genaue Zahlen erhalten. Demnach werden zum Beispiel in einigen Regionen sehr wohl Stunden reduziert. Besonders von Kürzungen betroffen sind Volksschulen im Unterland – insbesondere in Bregenz, Dornbirn/Hohenems sowie Hofsteig/Lustenau/Rheindelta.
Grüne: Ausspielen der Schultypen
So standen zum Beispiel im ausgelaufenen Schuljahr 450 Assistenzstunden in Bregenz/Leiblachtal zur Verfügung, im kommenden Schuljahr werden es um 115 Stunden weniger sein. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Dornbirn/Hohenems ab. Dort waren es 2024/2025 550 Stunden, diese werden planmäßig um 93 Stunden reduziert. Im Bereich Hofsteig/Rheindelta/Lustenau werden die 530 Stunden des vergangenen Schuljahres um immerhin 78 Stunden gekappt. “ÖVP und FPÖ kürzen Assistenzstunden für Kinder mit besonderem Förderbedarf an Volksschulen und Mittelschulen – und lassen damit Kinder, Familien und Lehrpersonen im Regen stehen“, kritisiert Klubobmann Daniel Zadra.
Die Stunden bleiben zwar gleich, doch durch Umschichtungen sowohl bei den Schultypen als auch den Regionen komme es nun zu massiven Kürzungen bei vielen Volksschulen und Mittelschulen – in manchen Fällen um die Hälfte des tatsächlichen Bedarfs, berichtet Bösch-Vetter: „Damit spielen ÖVP und FPÖ Schultypen gegeneinander aus und sorgen durch die Verschiebung der Ressourcen dafür, dass Inklusion um Jahrzehnte zurückgeworfen wird.” Besonders von Kürzungen betroffen seien Volksschulen im Unterland.

Schwierige Situation in den Klassen
Christoph Wund ist Direktor an der Volksschule Kirchdorf und einer von zahlreichen Initiatoren einer Petition unter Kolleginnen und Kollegen im Bildungsbereich. Aktuell sind an der von ihm geführten Schule 421 Kinder. “Wir gehen davon aus, dass circa zehn Kinder den Bedarf für Assistenz haben”, sagt er. Bewilligt wurde aber nur die Hälfte der benötigten Stunden. “Wir versuchen, mit dem, was wir bekommen haben, das Schuljahr zu planen. Aber in manchen Bereichen wissen wir noch nicht genau, wie wir das machen werden”, sagt er.
Wund berichtet, dass die Stunden vielmehr steigen müssten, anstatt zu stagnieren und wie bei ihm gekürzt zu werden. Denn die Herausforderungen sind vielseitig und betreffen nicht nur körperliche Beeinträchtigungen: “Wir bekommen immer mehr Kinder mit der Diagnose Autismus, mit psychischen Störungen oder Depressionen.” In den Schulklassen befinden sich zwischen 22 und 25 Kinder. “Es ist für eine einzige Lehrperson schon schwierig, dieser Anzahl an Schülern gerecht zu werden. Schon wenn sie keinen zusätzlichen Förderbedarf haben, bringen sie einen Entwicklungsunterschied von einem bis eineinhalb Jahren mit.” Wund berichtet: “Wenn dann noch Kinder hinzukommen, die schreien, davon laufen oder etwa ihren Kopf gegen die Wand schlagen, ist normaler Unterricht nur sehr schwierig möglich.”