Spitalsreform unter Druck: Land muss sparen, Städte melden Wünsche an

Die Kosten in den Spitälern steigen. Landesrätin Martina Rüscher will daher Strukturen aufbrechen. Auf kommunaler Ebene zeigt man wenig Verständnis.
Schwarzach Der Gesundheitsbereich verschlingt bereits ein Viertel des Landesbudgets. Gegenüber 2024 bedeutet das Mehrkosten von 52,3 Millionen Euro (8,5 Prozent), die Ertragsanteile des Bundes steigen voraussichtlich aber lediglich um 1,8 Prozent. Besonders kritisch ist die Situation in den Krankenhäusern: Die Spitalsabgänge stiegen seit 2019 an allen Standorten, die VN berichteten. Im Vorjahr kamen Verluste von insgesamt 316 Millionen Euro zusammen. Angesichts der klammen öffentlichen Kassen müsse man “härter eingreifen”, betonte nun Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) erneut. Die großen strukturellen Eingriffe in der Spitalslandschaft werden konkreter.
Rüscher informierte, dass zwar alle sieben Standorte beibehalten werden sollen. Allerdings werden sie in die Regionen Nord und Süd unterteilt und Fächer gebündelt. Damit würde eine “wohnortnahe Spitalsbehandlung” nicht mehr im Vordergrund stehen. “Jedes Haus wünscht sich einen OP-Roboter. Den können wir uns aber nicht siebenmal leisten”, nennt die Gesundheitslandesrätin ein Beispiel.
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Die Landesrätin ergänzt: “Zwischen den Häusern Bregenz, Dornbirn und Hohenems gibt es viele Ähnlichkeiten.” Was das für einzelne Abteilungen konkret bedeuten könnte, ist wohl noch nicht ausverhandelt. Widerstand gegen die Absiedelung von Fachbereichen ist jedenfalls aus Dornbirn zu vernehmen. Bürgermeister Markus Fäßler (SPÖ) betont gegenüber den VN, dass das Spital Dornbirn “ein zentraler Bestandteil des Unterlands” ist. Mit der “bewährten Struktur” werde zum einen die medizinische Qualität gesichert, als auch ein wirtschaftlich tragfähiger Betrieb gewährleistet. Auch der Bürgermeister der Stadt Bludenz, Simon Tschann (ÖVP), hat bereits bei Rüscher vorgesprochen. Die Stadt möchte die Geburtenabteilung behalten.

Durch die Struktur sei es möglich, “Behandlungsketten optimal zu verknüpfen”, sagt Fäßler: “Mit den Kernfächern Innere Medizin, Chirurgie, Orthopädie, Traumatologie, Gynäkologie, Geburtshilfe, Pädiatrie und Anästhesie decken wir ein breites Leistungsspektrum ab – sowohl in der Notfallversorgung als auch bei den planbaren Operationen.”
Dornbirn will sich nicht eingliedern
Aktuell wird spekuliert, dass etwa die Orthopädie mit Feldkirch zusammengelegt wird und abwandert. “Gerüchte gibt es viele. Aber für uns ist klar, dass der Standort Dornbirn nur zusätzlich gestärkt werden kann”, sagt Fäßler den VN. Das sei für die Versorgung des gesamten Unterlandes und Bregenzerwald wichtig.
Redebedarf gibt es auch bezüglich der Eigentumsverhältnisse: Das Spital in Dornbirn gehört der Stadt. Alle anderen Krankenhäuser (bis auf Maria Ebene) sind Landeskrankenhäuser, also gehören zur Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG). Leichter ginge es aus ihrer Sicht freilich, wenn ein Träger alle Krankenhäuser führen würde, bekannte Rüscher. In naher Zukunft werde sich an den Besitzverhältnissen aber nichts ändern. Fäßler betont, dass vieles gemeinsam umgesetzt werde. Aber: “Für uns als Stadt ist es wichtig, das Spital selbst zu führen – so lange es geht und gut funktioniert. Ich sehe derzeit keinen Bedarf, in die KHBG eingegliedert zu werden.”
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Kein zentraler Standort
Eine klare Absage gab es von Rüscher hinsichtlich eines einzigen zentralen Standorts. Das sei mit Kosten von 1,8 Milliarden Euro zum einen zu teuer. Zum anderen würde damit das Kriterium nicht mehr erfüllt, wonach für 90 Prozent der Landesbürger ein Krankenhaus innerhalb einer halben Stunde erreichbar sein muss.
Im Landesvoranschlag für 2025 sind bei einem Gesamtrahmen von 2,6 Milliarden Euro rund 249,1 Millionen Euro zur Finanzierung der Krankenanstalten sowie 420,6 Millionen Euro an Personalkosten vorgesehen. Die neue Struktur soll eine Perspektive über 2030 hinaus bieten. Im Dezember wird Rüscher zufolge der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG) 2030 beschlossen. Bis dahin müssten die Dinge klar sein.