Ehemaliger Gesundheitsminister Rauch zu Spitalsdiskussion: “Es war sonnenklar, dass es eskaliert”

Ex-Grünen-Chef Johannes Rauch fordert Grundsatzentscheidung über Schwerpunktkrankenhaus. Dornbirn bleibt der Präsentation fern.
Dornbirn, Bregenz Der Tag der Bekanntgabe rückt näher. Am Donnerstag um 11 Uhr wird die Landesregierung die Pläne für die Krankenhäuser Dornbirn und Bregenz präsentieren. Am Nachmittag treffen sich die Personalvertretungen, um darüber zu sprechen. Worüber genau, ist nicht klar, sagt Kurt Dietrich, Personalvertreter in Dornbirn. “Aktuell wissen wir noch gar nichts. Nur, dass die Entscheidung noch nicht getroffen ist.” Allerdings deutet alles darauf hin, dass die Geburtshilfe samt Kinder- und Jugendheilkunde nach Bregenz wandert und die Orthopädie und Traumatologie in Dornbirn stationiert wird. Wie auch immer die Pläne lauten: Ein wichtiger Player fehlt bei der Präsentation am Donnerstag.
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Rüscher und Wallner holten sich breite Unterstützung. Neben ihnen werden KHBG-Chef Gerald Fleisch, Bernd Schelling (Pflegedirektor LKH Feldkirch), Wolfgang Hofmann (Stv. Chefarzt und Leiter der Gefäßchirurgie in Feldkirch), Christian Huemer (Chefarzt und Leiter der Pädiatrie in Bregenz), Bernd Schelling (Pflegedirektor LKH Feldkirch) und der externe Berater der Landesregierung, Johannes Hohenauer (BDO), Platz nehmen. Wer Vertreterinnen und Vertreter aus Dornbirn sucht, wird sie hingegen nicht finden. Bürgermeister Markus Fäßler ist zwar eingeladen worden. “Da es sich allerdings um eine Entscheidung des Landes handelt, wird er nicht daran teilnehmen”, erklärte ein Sprecher der Stadt auf VN-Anfrage. Die Position der Stadt sei klar. Am Dienstag verlieh sie dieser mit einer Aussendung noch einmal Nachdruck: “Die Stadt Dornbirn erneuert ihren Vorschlag, das Krankenhaus Dornbirn als starken und langfristig gesicherten zentralen Krankenhausstandort im unteren Rheintal auszubauen.” Dornbirn liege verkehrstechnisch ideal, am Standort gebe es genug Flächen zum Ausbau und wäre bereit, bei der Trägerschaft neue Modelle zu gehen, warb die Stadt erneut.
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Auch die Landesregierung rührt die Werbetrommel. Auf Social Media werden Videos von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern veröffentlicht, die für die Spitalsreform (Spitalscampus genannt) argumentieren. Werbung wird auch dringend nötig sein, etwa für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Dornbirn. Die Verunsicherung sei nämlich groß, sagt Personalvertreter Dietrich. Zunächst habe die Regierung verkündet, dass die Orthopädie/Traumatologie nach Bregenz wechselt und die Geburtshilfe in Dornbirn ausgebaut wird. “Dann änderte sich plötzlich die favorisierte Variante.” Einsprüche hätte es umgekehrt aber auch gegeben. “Es braucht ein Bekenntnis vom Land, das Spital als Schwerpunkt zu etablieren. Die langfristige Perspektive mit Rücksicht auf Medizin, Pflege und Bevölkerung fehlt”, kritisiert Dietrich.
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Das sieht auch der ehemalige Gesundheitsminister und Chef der Landesgrünen Johannes Rauch so. “Das Land drückt sich vor der grundlegenden Entscheidung, wo die beiden Schwerpunktspitäler sind. Eines ist in Feldkirch, aber welches ist das im unteren Rheintal?” Er sei über die fehlende Sensibilität von Landeshauptmann und Landesrätin verwundert. “Es war sonnenklar, dass es eskaliert, wenn man nicht frühzeitig alle einbindet. Die Geburtshilfe ist das sensibelste Thema.” Man könne die größte und erfolgreichste Geburtshilfe nicht wie auf einem Bazar einfach von A nach B verschieben. “Ja zu Reformen, ja zu Schwerpunktsetzungen. Aber nicht so!”, sagt Rauch. Nun sei der maximale Schaden angerichtet. “Extreme Verunsicherung bei Patienten, beim Personal und jeder gegen jeden”, zählt der nunmehrige Dornbirner Kommunalpolitiker auf.
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Für Verunsicherung im Personal sorgt auch die Anstellungssituation. “Über das Thema ist noch nie diskutiert worden”, erläutert Dietrich. “Hier sind zum Beispiel viele Hebammen beschäftigt, die nicht ohne Weiteres von A nach B verlegt werden können. Die überlegen sich, was sie machen.”
Wie die Stadt bekräftigt am Dienstag auch die Dornbirner ÖVP ihren Standpunkt. Sie steht hinter einem starken Stadtspital – und stellt sich damit gegen die Landes-ÖVP von Landesrätin und Landeshauptmann.