Vorarlberger Kinderdorf um Schadensbegrenzung bemüht

Vorarlberg / 27.10.2025 • 15:38 Uhr
Vorarlberger Kinderdorf um Schadensbegrenzung bemüht
Die Weihnachtszeit ist für das Vorarlberger Kinderdorf eine der wichtigsten Spenden-Zeiten. Jetzt kämpft das Kinderdorf gegen eine mögliche Verwechslung mit dem SOS Kinderdorf an. Mathis

Einrichtung kämpft mit offenem Brief an die Bevölkerung gegen Verwechslung an.

Bregenz Die mutmaßlichen Missbrauchsfälle um Hermann Gmeiner und die SOS-Kinderdörfer werfen auch auf das Vorarlberger Kinderdorf lange dunkle Schatten. Schon jetzt ist ein Rückgang an Spenden spürbar. Einige Spender und Sponsoren sind bereits abgesprungen. Die Verwechslungsgefahr erschien ihnen zu hoch. Nun sind die Verantwortlichen des Vorarlberger Kinderdorfs um Schadensbegrenzung bemüht, und zwar mit einem offenen Brief an die Bevölkerung, in dem auf die Unterschiede zum SOS-Kinderdorf aufmerksam gemacht wird. Er soll schnellstens breit vertrieben werden. Die Wochen vor Weihnachten zählen auch beim Kinderdorf Kronhalde zur spendenstärksten Zeit.

Von Bürgern getragen

Im kommenden Jahr feiert das Vorarlberger Kinderdorf sein 75-jähriges Bestehen. Auch in den Reihen dieser Kinderschutzeinrichtung gab es Vorfälle aufzuarbeiten. „Das erfolgte umfassend“, bekräftigt Geschäftsführer Simon Burtscher-Mathis. Zudem wurden die Standards im Kinderschutz verbessert und der Weg in familiäre Wohngruppen geöffnet. Die Vorkommnisse in den SOS-Kinderdörfern machen Butscher-Mathis betroffen, nicht nur der Opfer wegen, die das Gegenteil von Schutz und Zuwendung erfahren haben: „Es entsteht auch der Eindruck, dass wir nicht mehr für unsere Verantwortung einstehen, dass Kinder sicher groß werden können.“ Deshalb sei eine Abgrenzung dringend nötig: „Uns ist es wichtig zu betonen, dass das Vorarlberger Kinderdorf und das SOS-Kinderdorf nichts miteinander zu tun haben. Das Vorarlberger Kinderdorf wurde durch Hugo Kleinbrod und nicht durch Hermann Gmeiner gegründet, hat sich völlig eigenständig entwickelt und ist als Kinderschutzeinrichtung ausschließlich in Vorarlberg tätig“, fasst Simon Burtscher-Mathis zusammen. Er verweist auch darauf, dass das Vorarlberger Kinderdorf eine von Bürgerinnen und Bürgern getragene Einrichtung war und ist. Nichtsdestotrotz gelte es gerade im Bereich der stationären Betreuung und der Betreuung von Kindern in Pflegefamilien ein besonderes Augenmerk auf Kinderschutzstandards zu legen, deren Qualität laufend überprüft und weiterentwickelt werde. „Ebenso ist es uns ein Anliegen, Kinder und Jugendliche etwa durch Kinderteams oder regelmäßige Befragungen zu beteiligen, ihre Stimme zu hören und sie zu stärken und zu ermutigen, damit sie sich trauen, etwas zu sagen, wenn sie Übergriffe oder Gewalt erleben.“

Kinderschutz-Spaziergang

Der Geschäftsführer räumt ein, dass schon Spender und Sponsoren ihre Unterstützung aufgrund der Vorwürfe abgesagt haben, und er vermutet: „Wir müssen mit weiteren Rückgängen der Spendeneinnahmen rechnen, was uns natürlich sehr hart trifft.“ Die Spendeneinnahmen, 2024 waren es rund 1,7 Millionen Euro, fließen dem Verein zu, der damit einen Teil des Kinderdorfs Kronhalde, die Begleitung der Ehemaligen sowie Projekte der Fachbereiche finanziert. Es gibt für das Vorarlberger Kinderdorf aber auch Zuspruch von Spendern, Privatpersonen und Berufskolleginnen und -kollegen. „Sie bestärken uns darin, uns klar abzugrenzen“, sagt Burtscher-Mathis. Interessierte sind übrigens immer zu einem Kinderschutz-Spaziergang willkommen. „Es würde uns freuen, Sie in unserer Verantwortungsgemeinschaft begrüßen zu dürfen“, schließt der offene Brief. Vorwürfe wegen ständiger Verwechslungen schweben dennoch wie eine große graue Wolke über der Einrichtung, in der im vergangenen Jahr 3176 Kinder und Jugendliche sowie deren Familien mit präventiven, ambulanten und stationären Angeboten unterstützt wurden.