Innovatives Nahwärmenetz für Latschau

illwerke vkw baut ein neues Heizwerk für Hotel und Anwohner.
Latschau Neben den touristischen Impulsen durch das erste 5-Sterne-Familienhotel forciert die illwerke vkw im Montafon eine nachhaltige, effiziente und innovative Energieversorgung des derzeit im Bau befindlichen Hotels, des angrenzenden Mitarbeiterhauses sowie der umliegenden Streusiedlung, darunter auch die Volksschule von Latschau.
Zwei wesentliche Systemkomponenten werden in Zukunft für zuverlässige Wärme in Latschau sorgen: eine Großwärmepumpe, die sich die Abwärme des angrenzenden Lünerseewerks zunutze macht, und eine Biomasseanlage, die mit ihren natürlichen Rohstoffen vor allem in der kalten Jahreszeit eingesetzt wird.
Bisher wird die Abwärme aus dem Lünerseewerk nur zu einem geringen Prozentsatz für den Eigenbedarf – zur Beheizung des Kraftwerks in den Wintermonaten – genutzt. Nun sieht das Konzept vor, dass eine leistungsfähige Wärmepumpe mit 300 Kilowatt in Verbindung mit einem 40.000-Liter-Niedertemperatur-Pufferspeicher und einem 60.000-Liter-Netzpufferspeicher einen logistisch und wirtschaftlich sinnvollen Betrieb ermöglichen wird. „Eine innovative Steuerung verbindet die Systemkopplung von Abwärmequelle, Speicher, Großwärmepumpe und Laststeuerung des Nahwärmenetzes. Somit ist es möglich, dass sich das Netz dynamisch an das Verbrauchsverhalten, die Zeiten oder Ereignisse anpasst. Die clevere Abwärmenutzung ist im Gesamtkonzept vor allem für die Übergangszeit vorgesehen, da die Wärme in den Wintermonaten primär zur Beheizung des Kraftwerks zum Einsatz kommt“, erklärt Helmut Mennel, technischer Vorstand bei der illwerke vkw.
Emissionen bestmöglich reduziert
„Mit der gezielten Bewirtschaftung von Flurstücken und eigenen sorgen wir selbst für einen nachwachsenden Rohstoff und damit für die perfekte Ergänzung zur Wärmeversorgung mittels Großwärmepumpe. Rund 1000 Kilowatt Leistung der Vorschubrostfeuerung stehen im Wesentlichen im Winter und teilweise im Übergang zur Verfügung“, so Projektleiter Michael Heubuch. Durch eine mehrstufige Verbrennung werden Emissionen bestmöglich reduziert und der Wirkungsgrad gesteigert. Ein Schwerkraftabscheider und Elektrofilter reinigen das Abgas zusätzlich.
Grundsätzlich ist die Anlage so dimensioniert, dass der anfallende Wärmebedarf komplett abgedeckt werden kann. Spitzen- und geringe Lastabnahmen werden durch einen geplanten Netzpufferspeicher mit 60 Kubikmeter abgefangen. Dieser Effekt wird durch die vorrausschauende Netzregelung verstärkt. Die Wärmeverteilung erfolgt über ein erdverlegtes Nahwärmenetz. Neben moderner Energietechnik wird es im Heizwerk Latschau auch an ökologischen Highlights nicht fehlen. Um das Heizwerk herum werden die Außenflächen naturnah mit heimischen Gehölzen, Blühflächen und Biodiversitätselementen gestaltet. Dafür wird die Versiegelung auf ein absolutes Minimum reduziert und auf wasserdurchlässige und begrünbare Befestigungen, bei denen auch der ursprüngliche Originalboden wieder Verwendung findet, zurückgegriffen. Auf dem Dach des Heizwerkes werden verschiedene Begrünungsvarianten erprobt. Ziel ist es, eine optimale und pflegearme Kombination für die Stromerzeugung durch eine PV-Anlage und eine Dachbegrünung zu entwickeln. Die Dachbegrünung mit zusätzlichen Totholzelementen soll vor allem wärme- und trockenheitsliebenden Insekten Nahrung und Nistplätze bieten.
Die Anlagentechnik wird in ein architektonisch hochwertiges Gebäude integriert. Alle Komponenten und Bauteile sind auf dem neusten Stand der Technik und werden von Fachunternehmen, nach Möglichkeit aus der Region, montiert und errichtet.
Durch die Errichtung der Nahwärmeversorgung werden 17 Ölheizungen substituiert und ca. 1000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Der geplante Baustart ist erfolgt. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund vier Millionen Euro.