Zwischen Hochgebirge und Wüste
Schwarzbär, der talwärts auf einer Lichtung steht. „Der war gestern schon da“, erzählt Ian. Das Tier hebt nur kurz den Kopf und mampft weiter Gras und Löwenzahn. „Vor einigen Tagen beobachteten Passagiere einen Bären, der auf der Ladefläche eines Lkw stand und der Bahn nachschaute“, berichtet Ian.
Immer wieder ändert sich das Landschaftsbild auf der atemberaubenden Fahrt in Richtung Pazifik. Es geht vorbei am Shuswap Lake, einem weit verzweigten Seengebiet inmitten von dicht bewaldeten Hügeln. Ein Paradies für 150 Vogelarten und die zahlreichen Touristen, die auf Hausbooten ihren Urlaub verbringen. Seeadler hocken in ihren Nestern, die sie auf alten Telegrafenmasten gebaut haben.
Eine Westernkulisse
Am nächsten Morgen rollt der „Rocky Mountaineer“ durch eine wüstenähnliche Landschaft mit staubigen Böden, roten Felsen und niedrigem Buschwerk. Es regnet nur selten, und im Sommer kann es bis zu 44 Grad heiß werden. Hier könnte man einen Western drehen. Indianer gibt es auch. Ihre Zelte haben sie längst gegen Wohnwagen und feste Häuser getauscht.
In der Ferne tauchen die schneebedeckten Gipfel des Küstengebirges auf. Kurz vor Vancouver erwartet die Passagiere das dramatische Finale ihrer Reise. Die Gleise zwängen sich durch tiefe Schluchten mit bildhaften Namen wie Lawinen Allee oder Rachen des Todes. Besonders furchterregend das Höllentor am Fraser River, wo sich der Canyon auf nur 33 Meter verengt. Auf einer Brücke über dem brodelnden Fluss hält der Zug für einen letzten Fotostopp. Auf Herrn Li wartet daheim viel Arbeit am Computer. Über 5000 Bilder hat er geschossen. Rentnerin June ist glücklich. „Mein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen“, sagt die Dame am Ende der 1100 Kilometer langen Reise.